Bitburg ist Rotlicht-Hochburg

Als Bier- und Autostadt ist sie bekannt. Doch hat Bitburg auch im horizontalen Gewerbe die Nase vorn. Nirgends sonst in der Region gibt es im Verhältnis zur Einwohnerzahl so viele Rotlichtbetriebe. Der TV hat sich umgehört, warum das so ist.

 In diesem herzförmigen Whirlpool eines Bitburger Nachtclubs dürfte es öfter mal hoch hergehen. TV-Foto: Katharina Hammermann

In diesem herzförmigen Whirlpool eines Bitburger Nachtclubs dürfte es öfter mal hoch hergehen. TV-Foto: Katharina Hammermann

Bitburg. Leise Musik mischt sich im roten Dämmerlicht mit Vanilleduft. Auf den Betten liegen herzförmige Kissen. "Die Betten sind Spezialanfertigungen", sagt Stefan Richter, seit 1990 Inhaber des Bitburger Nachtclubs Sansibar, hebt die Matratze hoch und demonstriert hüpfend, wie stabil die hölzerne Unterkonstruktion ist. Das muss sie wohl auch sein. Denn in der Sansibar wird käufliche Liebe angeboten - wie in weiteren sechs Bitburger Clubs, mit klingenden Namen wie Red Rose, Haus Venus, Blaue Lagune, Mai Thai, Goldener Stern oder Pussycat.

Mag die Zahl von sieben auch zunächst nicht sonderlich hoch erscheinen: Sie ist es. Statistisch gesehen kommen in Bitburg gerade mal rund 2000 Einwohner auf einen gemeldeten Rotlichtbetrieb, in Trier sind es 7700, in Trier-Land 10 500, in Prüm 11 500 und in Wittlich oder Daun gibt es so was (zumindest offiziell) gar nicht erst. Ein weiterer Betrieb ist für Bitburg bereits genehmigt: Im Gewerbegebiet Auf Merlick soll ein Saunaclub entstehen.

Doch warum ist in der Großregion ausgerechnet Bitburg zur Hochburg des horizontalen Gewerbes geworden? Es liege an der Lage, vermutet die Geschäftsführerin des Privatclubs Haus Venus. Ihre Gäste kämen von überall her: aus Holland, aus Belgien, aus Luxemburg. Amerikaner seien nicht so viele dabei, sagt sie.

"Damals ging es hier richtig ab"



Das sieht bei Richters Sansibar schon anders aus. Er schätzt, dass ein Drittel der Gäste Amerikaner sind, ein Drittel Deutsche und ein weiteres Luxemburger. Und er hat noch eine andere Erklärung für den Bitburger Bar-Boom parat: "Die Laissez-Faire-Haltung der Stadt". Historisch resultiere sie aus den wilden 50er und 60er Jahren.

Eine Zeit, in der viel mehr Amerikaner als heute in Biturg lebten. Eine Zeit, zu der der Dollar noch vier Mark Wert war. Eine Zeit, in der es laut Richters Frau, die auch zum Pressetermin erschienen ist, "hier richtig abging". Mehr als 20 Bars habe es damals gegeben, erzählt ihr Mann im gedämpften Licht des Barraums - jenem Ort also, an dem später am Abend die "Mädchen" ihre Gäste kennenlernen, ehe sie mit ihnen - wenn man sich denn einig wird - in den ersten Stock verschwinden, wo in Zimmern mit Namen wie "Moulin Rouge" die stabilen Spezialbetten stehen.

Doch zurück zum barreichen Bitburg. Es gebe (mit Ausnahme des Flugplatzes) keine Sperrbezirke, und so könne jeder fast überall einen Club eröffnen, sagt Richter. Eine Aussage, die Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt, bestätigt. "Wir empfinden das nicht als schlimm. Uns sind auch keine Probleme bekannt."

Das wiederum würde Richter wohl nicht unterschreiben, für den jeder neue Club Konkurrenz ist. Zumal die Wirtschaftskrise auch am Rotlichtgewerbe nicht spurlos vorüberzugehen scheint: Die Gästezahlen seien um etwa 40 Prozent gesunken, sagt der Nachtclub-Besitzer. Kostet doch die halbe Stunde bei leiser Musik mit Vanilleduft im roten Dämmerlicht 100 Euro. Extra Nachtclubs sind Vergnügungslokale mit Getränkeausschank. Viele haben ein Erotikangebot, verfügen über Whirlpool und Sauna oder dienen als Arbeitsstätte von freischaffenden Prostituierten. Privatclubs haben im Gegensatz dazu meist keine Schankerlaubnis. Kontaktsaunen verbinden die Nutzung einer Sauna mit der sexuellen Kontaktaufnahme. In manchen arbeiten freischaffende Prostituierte, in manchen sind solche angestellt (Bordell-Saunen). Meist wird Eintritt verlangt. Bordelle sind Häuser, in denen Frauen gegen Entgelt sexuelle Dienstleistungen anbieten. Entweder sind sie fest angestellt oder arbeiten freiberuflich. In Laufhäusern mieten die Frauen Räume und warten bei geöffneter Tür auf Freier. Sie gestalten Arbeitszeiten und Preise selbst.

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