Ausflug in die Zeit des Kalten Krieges

Ungewöhnliche Pläne hat die Gemeinde Morbach mit den beiden Relikten aus dem Kalten Krieg auf dem Gelände der Morbacher Energielandschaft. Zwei Bunker werden künftig als Ausstellungsräume genutzt. In ihnen soll unter anderem die Geschichte des Konversionsgeländes dokumentiert werden.

 Besichtigung des Heizungsraums. Michael Grehl (rechts) zeigt Egon Schabbach die Pläne der Gemeinde für die Bunker. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Besichtigung des Heizungsraums. Michael Grehl (rechts) zeigt Egon Schabbach die Pläne der Gemeinde für die Bunker. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Wenigerath. Mit festem Griff öffnet Michael Grehl vom Morbacher Bauamt in der Energielandschaft eine dicke Stahltür.

Nach dem Passieren einer weiteren Sicherheitstür ist der Weg frei in einen der beiden 30 Meter langen und an den Querteilen 16 Meter breiten Bunker. 480 Quadratmeter Kalter Krieg breiten sich vor dem Rathaus-Mitarbeiter aus.

Er steht mitten in einem der beiden Bunker, die vom nächsten Frühjahr an der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. In einer Dauerausstellung soll die Zeit des Kalten Kriegs einer Zeit der friedlichen Nutzung mit erneuerbaren Energien gegenübergestellt werden.

Die Bunker gehörten bis 1995 zum damals größten Munitionslager der amerikanischen Streitkräfte in Europa. Vom nächsten Frühjahr an sollen sie der Öffentlichkeit zugänglich sein. "Hier ist alles so geblieben, wie es die amerikanischen Soldaten 1995 verlassen haben", sagt Grehl. Gemütlich ist es nicht gerade. Kalter Beton, Eisengestelle, in denen die Betten der Soldaten eingehängt wurden, die Toilette ist hinter einer Tür versteckt. In Nebenräumen stehen die Anlagen für Belüftung und Heizung.

Einige wenige Besuchergruppen haben Grehl und Gästeführer Egon Schabbach erst hier durchgeführt. Der Grund ist einfach: "Wenn wir hier das Licht ausschalten, bekommen Kinder schnell Angst." Trotzdem, das Gänsehaut-Gefühl ist Teil des Konzepts. Deshalb sollen die Führungen der Besucher ab dem kommenden Jahr mit Taschenlampen gemacht werden.

Gelände war nachts hell erleuchtet



80 Soldaten sollten pro Bunker einen Angriff des Warschauer Paktes überleben. Allerdings taten im Munitionslager bis zu 300 US-Soldaten und Zivilangestellte Dienst. Der Sinn der Bunker war es laut Grehl, nach einer gegnerischen Attacke genügend Soldaten für einen Gegenschlag zur Verfügung zu haben. "Die Bunker wurden nur zu Übungszwecken genutzt. Der Ernstfall ist Gott sei Dank nie eingetreten", sagt Grehl. Egon Schabbach, Gästeführer aus dem nahe gelegenen Rapperath, erinnert sich: "Das Gelände war nachts strahlend hell erleuchtet. Es wäre für Angreifer ein Leichtes gewesen, hier zuzuschlagen."

"Wir wollen die Situation des Kalten Kriegs mit den damaligen Konfliktherden der Welt darstellen", schildert Grehl. Damals seien das die Hauptsorge der Menschen gewesen, heute sei es der Klimawandel und die zur Neige gehenden Ressourcen fossiler Brennstoffe.

"Unsere Energielandschaft ist Symbol für ein Umdenken. Wir wollen den Gegensatz eindrucksvoll sichtbar machen."

Die touristische Ausstattung der Bunker, die Planung und das Werbekonzept der Campus-Company aus Birkenfeld lässt sich Morbach rund 100 000 Euro kosten. Im Preis enthalten ist auch die Entwicklung des Maskottchens "Windfried Wolf". Die Campus-Company aus Birkenfeld erstellt das Präsentationskonzept mit Schautafeln und Videoinstallationen.

Die Vermarktung der Energielandschaft soll mit den beiden ungewöhnlichen Ausstellungsräumen weiter verbessert werden. Und das, obwohl in diesem Jahr rund 5000 Besucher die Morbacher Energielandschaft besuchen werden. Extra Das Gelände, auf dem sich heute die Morbacher Energielandschaft befindet, wurde Anfang der 50er Jahre von den französischen Besatzungstruppen für eine militärische Nutzung ausgesucht. Nach einer Absprache der Besatzungsmächte fiel das Gelände 1955 den amerikanischen Luftstreitkräften zu, die nach der Enteignung des Geländes der Ortschaften Wenigerath und Rapperath mit dem Bau der Einrichtung begannen. Anfang der 60er Jahre wurde das Gelände an die US Air-Force übergeben. 1968 wurde das Areal auf die heutige Größe von 145 Hektar erweitert und damit das flächenmäßig größte Depot der Air-Force in Europa geschaffen. Ende der 70er Jahre wurde das Gelände oft von Nato- Kampfbombern als Übungsziel im Tiefflug anvisiert, auch vom stark absturzgefährdeten Starfighter der Bundeswehr. Während des ersten Golfkriegs und der Operation "Desert Storm" 1990 schlug die Air-Force auf dem Gelände mehr als 40 000 Tonnen Nachschub um. Die Verladung erfolgte über den Bahnhof Zolleiche. Quelle: www.lostplaces.de. (doth)

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