Karolinger am Kreisel?

Der entstehende Kreisverkehr an der alten Prümbrücke eröffnet der Abteistadt neue Möglichkeiten, den Ortseingang zu gestalten. Mittlerweile liegen sechs Entwürfe vor, von denen einige den Fokus auf die große geschichtliche Bedeutung der Stadt legen.

 Warten auf ihren Einsatz: Kaiser Karl der Große (rechts) und der entmooste Pippin der Kurze liegen in der Niederprümer Bauhof-Halle. TV-Foto: Archiv/Marcus Hormes

Warten auf ihren Einsatz: Kaiser Karl der Große (rechts) und der entmooste Pippin der Kurze liegen in der Niederprümer Bauhof-Halle. TV-Foto: Archiv/Marcus Hormes

Prüm. Geschichte oder Kunst? Während sich die Arbeiten am Kreisverkehr in der Ritzstraße dem Ende nähern, beschäftigt die Frage, wie der Ortseingang gestaltet werden soll, die Menschen in der Abteistadt.

Nachdem der Künstler Andreas van Cuyck aus Hermespand bereits im März seinen Entwurf mit einem Prümer Lamm auf einer Erdkugel vorgestellt und einen Künstler-Wettbewerb ins Gespräch gebracht hat (der TV berichtete), liegen nun fünf weitere Gestaltungsvarianten vor. Noch hat der Stadtrat nicht darüber entschieden, zunächst soll der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein den Innenraum des Kreisverkehrs fertigstellen. In der Mitte soll aber ein Bereich freibleiben, in den später eine wie auch immer geartete Gestaltung eingebaut werden soll. Der Vorteil aus Sicht des Stadtrats: Man gewinnt Zeit und muss sich nicht bereits während der Bauarbeiten für eine Variante entscheiden.

Den Fokus auf die Geschichte legt der Vorschlag von Stadtratsmitglied Monika Rolef. Sie plädiert dafür, die bereits existierende Statue von Kaiser Karl dem Großen auf den Kreisverkehr zu stellen. So könne man die historische Bedeutung der Stadt und der Abtei als Hauskloster der Karolinger stärker in den Blickpunkt stellen. Ganz nebenbei wäre eine solche Lösung sehr günstig, weil die Statue nicht erst gemacht werden müsste, sondern bereits existiert. Sie stand früher in der Fassade der Basilika und wurde später ausgetauscht. Mittlerweile liegt Karl der Große auf dem städtischen Bauhof in Niederprüm, direkt daneben eine Statue seines Vaters Pippin. "Wenn sie nicht auf den Kreisel kommen, finden wir schon einen anderen schönen Platz dafür", sagt Rolef.

Ihr Fraktionskollege Erich Reicherz hat ebenfalls einen Vorschlag für den Kreisverkehr entworfen. Dieser sieht, in der Mitte des Kreisverkehrs das Prümer Wappen mit aufgesetzter Krone vor, darunter die Inschrift "Karolingerstadt Prüm". Der Entwurf von Peter Weiland aus Irrhausen: Eine etwa viereinhalb Meter hohe Säule soll Etappen aus der Historie zeigen, mit der Gründung des Klosters durch Bertrada an der Spitze. Darunter in einem Ring um die Säule die Gesichter von Prümer Äbten. Am Sockel wiederum sind weiter Figuren vorgesehen, die Milch in einem Bollerwagen ziehen. Einen anderen Weg geht Alfred Kruft aus Niederprüm mit zwei Entwürfen: einer Brunnenanlage aus Kupferrohren mit aufgesetzten Halbkugeln, über die das Wasser plätschert und einem Windspiel aus Edelstahl. "Das ist ein schönes Objekt", sagt Alfred Kruft. Ein Ähnliches stehe in seinem Skulpturenpark in Niederprüm. "Da bleiben die Leute immer wieder stehen und sind ganz fasziniert, weil schon wenig Wind die Kugel sich drehen lässt und es wie ein Perpetuum Mobile wirkt", sagt Kruft.

Noch liegen nicht von allen Entwürfen Ansichten oder Grafiken vor. Auch deshalb hat sich der Stadtrat noch nicht festgelegt. Wenn der Kreisel fertig ist, will sich das Gremium erneut mit den Entwürfen befassen.

Meinung

Kunst zum Vorbeifahren

Unten Grün, oben Skulptur: In Deutschland hat sich ein neues, baukulturelles Unter-Genre entwickelt - die sogenannte Kreiselkunst. Das ist schön für die beauftragten Gestalter, nützt aber nicht immer dem Verkehrsfluss: Denn viele dieser Anlagen sehen, pardon, einfach doof aus. Und dreimal ums Objekt zu zirkulieren, bis man endlich verstanden hat, was das komische Ding eigentlich bedeutet, ist auch nicht gut. Noch waren nicht alle Entwürfe für den ersten Prümer Kreisel zu sehen. Wünschen wir uns aber vorsichtshalber, dass man sich für den Vorschlag entscheidet, der am wenigsten peinlich ist. Denn wer im Kreisverkehr lachen muss, kann sich nicht aufs Fahren konzentrieren. fp.linden@volksfreund.de

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