Missbrauchsfälle im Bistum Trier: Personalakten bleiben außen vor

Während immer mehr Missbrauchsfälle ans Licht kommen, hat parallel dazu die Aufarbeitung im Bistum Trier begonnen. Eine systematische Untersuchung von Personalakten Beschäftigter im Bistum wird es aber nicht geben.

Trier. Bislang herrscht noch Stillschweigen über die Zahlen der im Bistum Trier bekannt gewordenen Missbrauchsfälle. Das soll sich ändern: "Wir sind gerade dabei, die Fälle zu überprüfen und zu recherchieren", sagt Bistumssprecher Stephan Kronenburg auf TV-Anfrage. In "hoffentlich nicht mehr allzu ferner Zeit" werde das Bistum einen Bericht vorstellen, "der auch belastbare Zahlen enthalten wird", kündigt Kronenburg an. Die "Opferzahl" wird sich wohl überwiegend auf die Zahl der Betroffenen stützen, die sich bei dem Missbrauchsbeauftragten im Bistum, Prälat Rainer Scherschel, oder unter der Hotline bei der Deutschen Bischofskonferenz melden. Diese Hotline soll noch vor Ostern eingerichtet und bekannt gemacht werden.

Eine systematische Untersuchung aller Personalakten von Geistlichen und kirchlichen Angestellten im Bistum Trier schließt der Bistumssprecher aus. Die Gründe: "Zum einen ist das nicht leistbar, und zum anderen stellt sich auch die Frage, wo man da anfangen soll." Und: Ein solches Vorgehen würde bedeuten, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums Trier unter Generalverdacht gestellt würden, sagt Kronenburg. Die lückenlose Aufklärung, die der Trierer Bischof Stephan Ackermann fordert, wird sich also auf die Fälle beziehen, die an das Bistum herangetragen werden. "Wir können den Menschen versichern, dass wir allen an uns herangetragenen Vorfällen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nachgehen und versuchen werden, sie lückenlos aufzuklären", sagt der Bistumssprecher.

Ein weiterer Baustein der Aufarbeitung sollen Hilfsangebote sein: "Wir bieten Betroffenen jede Form der menschlichen, seelsorgerischen und therapeutischen Hilfe an", heißt es von Bistumsseite. Es hätten bereits Gespräche zwischen Opfern, dem Missbrauchsbeauftragten, Juristen, Psychologen und Fachtherapeuten stattgefunden. Auch mit der Staatsanwaltschaft soll zusammengearbeitet werden: Bei einem begründeten Verdacht auf strafbare Handlung werde sie eingeschaltet, sagt Kronenburg. Bis gestern lag noch keine Strafanzeige wegen "sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier" vor. Das sagte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer auf TV-Anfrage.

Extra

Bischof und Ministerin im Rede-Duell:
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist heute Abend Gast in der ZDF-Diskussionssendung "Maybrit Illner". Der neu ernannte Missbrauchsbeauftragte der katholischen Kirche trifft dort unter anderem auf Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Fotos (2): dpa). Die live ausgestrahlte Sendung aus Berlin (ZDF, 22.15 Uhr) trägt den provozierenden Titel "Wer stoppt die Scheinheiligen?" und beschäftigt sich mit den jüngst bekannt gewordenen Fällen von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. FDP-Politikerin Leutheusser-Schnarrenberger hatte zuletzt mehrfach beklagt, die katholische Kirche arbeite mit den Strafverfolgungsbehörden zu wenig zusammen. Dafür gab's heftige Schelte von den Kirchenoberen. Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann sparte nicht mit Kritik an Leutheusser-Schnarrenberger. Bei Maybrit Illner treffen Ministerin und Missbrauchsbeauftragter zum ersten Mal seit Ausbruch des Streits direkt aufeinander. (sey)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort