Die Deutschen kaufen mehr Dosen und Wegwerfflaschen

Trier · Verdrängen Einwegflaschen und Getränkedosen die wiederverwertbaren Mehrwegflaschen? Die Verbraucher greifen jedenfalls vermehrt zu den nicht wiederverwertbaren Getränkeverpackungen - und das trotz erheblich höheren Pfands.

Schnell noch im Discounter ein Paket mit sechs Flaschen Sprudel in der Plastikflasche gekauft. Ist billig, und Pfand ist ja auch auf den Flaschen, das ist gut für die Umwelt. So denken mittlerweile viele Verbraucher. Dass das Wasser aus dem Billigmarkt in nicht wiederverwertbare Einwegflaschen gefüllt ist, merken viele gar nicht. Sie unterscheiden beim Einkauf nicht zwischen Einweg und Mehrweg. Pfand ist für sie Pfand. Und daher steigt seit Jahren der Anteil von Einwegflaschen, die, nachdem sie im Pfandautomaten zerschreddert wurden, auf dem Müll landen oder im günstigsten Fall zu Fleece-Pullis oder Fahrradhelmen recycelt werden. Laut Deutscher Umwelthilfe liegt der Marktanteil von Einwegverpackungen bei über 50 Prozent. 17 Milliarden Einwegplastikflaschen werden im Jahr verkauft, macht pro Deutschem 207 im Jahr. Dabei sollten diese eigentlich aus den Supermarktregalen verschwinden, als 2004 das sogenannte Dosenpfand eingeführt worden ist. 25 Cent Pfand sind seitdem fällig für Einweg-Plastikflaschen und Dosen. Für Mehrwegflaschen beträgt das Pfand acht (Bier) oder 15 Cent (Sprudel). Doch das hält die Verbraucher nicht davon ab, zu Einweg zu greifen. Seit 2004 hat sich dessen Anteil um 30 Prozent erhöht. Daher will Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nun abrücken von der Vorgabe, dass der Anteil von Mehrwegflaschen bei 80 Prozent liegen muss. Für die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) ist das "nicht nachvollziehbar". Damit werde ein wichtiges Instrument zur Müllvermeidung aus der Hand gegeben.

Auch regionale Getränkehersteller wie Gerolsteiner oder Bitburger profitieren von dem Einwegboom, nicht zuletzt auch durch die Nähe zu Luxemburg. Dort wird auf Dosen und Plastikflaschen kein Pfand erhoben. "Wir beobachten, dass seit Einführung des Einwegpfandes der Konsum von Einwegprodukten deutlich zugenommen hat", sagt Gerolsteiner-Sprecherin Heike Görres. Trotzdem liege bei dem Sprudelhersteller der Anteil von Mehrwegflaschen noch bei rund 80 Prozent. Bitburger äußert sich auf Anfrage nicht zu dem Thema. Der Eifeler Bierbrauer macht seinen Umsatz auch mit Dosenbier. So hat Bitburger vor der Fußball-EM im Juni eine Sonderausgabe der Halbliterbüchsen mit Fußballmotiven herausgebracht.

Die Verbraucher greifen wieder mehr zur Getränkedose, seit auch Markenbrauereien ihre Produkte wieder in den Discountern anbieten, in denen nur Getränke in Einwegverpackungen verkauft wurden.

Über zwei Milliarden Getränkedosen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland produziert. So viele wie noch nie zuvor. "Wir sehen diese Entwicklung kritisch", sagt Sabine Yacoub, Sprecherin des Umweltverbandes BUND Rheinland-Pfalz. Viele Verbraucher machten sich keine Gedanken darüber, wie umweltschädlich Einwegverpackungen seien, sagt Cosima Lindemann von Naturschutzbund Rheinland-Pfalz.
Pfand ist Pfand - oder?

Klarer Appell von Höfken: "Mehrweg vermeidet Müll"

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