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Wittlich bewegt 08/20 Drei Betriebe, zehn Rebsorten und 45 Hektar

Wittlicher Wein ist wegen der Schieferböden, Südhänge und des speziellen Klimas etwas Besonderes – Riesling ist die Hauptsorte, aber Burgunder- und Rotweine haben stark aufgeholt

Insgesamt 45 Hektar Weinanbaufläche gibt es in Wittlich, wie hier zwischen Pichterberg und Krankenhaus. Fotos: Björn Pazen

Klosterberg, Portnersberg, Felsentreppchen, Bottchen und Lay – wer über Wittlich spricht, sollte diese Lagenbezeichnungen kennen. Denn an diesen – teilweise sehr steilen – Hängen am Rande der Wittlicher Senke wächst der Wittlicher Wein. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1065 wird in Wittlich der Rebensaft angebaut – laut historischen Quellen geht der Weinbau sogar schon auf die Römer zurück. Der wärmespeichernde Schiefer an den vielen Südhängen garantiert beste Qualitäten, hinzu kommt das spezielle Klima in der Wittlicher Senke und der Fakt, dass überall dort guter Wein wächst, wo auch Tabak angebaut wird.Insgesamt zehn Rebsorten werden in den Wittlicher Weinlagen angebaut – sechs Weißweinsorten (Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Gewürztraminer, Kerner und Rivaner) und vier Rotweinsorten (Spätburgunder, Merlot, Regent und Dornfelder). Ganz klare Nummer eins ist – wie im gesamten Anbaugebiet Mosel, zudem Wittlich offiziell gehört – der Riesling. Aber gerade die Burgunderweine haben in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Auch Wittlicher Rotweine werden von Weinliebhabern geschätzt - und erhalten wie die Weißweine Jahr für Jahr zahlreiche Prämierungen. Bekannt sind die Wittlicher Weine für ihre feine Säure – ausgebaut werden sie trocken, feinherb und fruchtsüß – oder sie werden zu feinperligem Sekt.Während die Größe der Rebfläche mit aktuell rund 45 Hektar halbwegs identisch geblieben ist, ist die Zahl der Wittlicher Winzerbetriebe deutlich zurückgegangen. Laut einer Steuerliste aus dem Jahr 1624 betrieben 76 Prozent der Wittlicher Weinbau. Als in den 1970er Jahren die AP-Nummern für jeden Betrieb eingeführt wurden, waren noch rund 35 Wittlicher Winzer gelistet, viele davon allerdings auch als Nebenerwerbswinzer.Heute gibt es noch drei Betriebe, die aber schon in langer Familientradition existieren: Thomas Losen ist Chef des Weinguts Losen-Bockstanz in der Himmeroder Straße mit einer 400-jährigen Historie, gleich in der Nachbarschaft von Simone Mertes. Johannes Lüttickens Betrieb ist am Schlossberg. Bis 2016 und dem Tod von Heinz Zender (Weingut Zender-Göhlen) waren sie ein Quartett, dessen Weinberge übernahm dann vorrangig Thomas Losen. Als Axel Mertes nach langer Krankheit im Januar 2020 starb, führte seine Frau das Weingut weiter – sie ist Winzermeisterin und stammt aus Piesport.„Als ich 1983 in unserem Betrieb anfing, waren es noch neun Winzerbetriebe“, sagt Johannes Lütticken, der rund sechs Hektar Rebfläche bewirtschaft et, davon rund zwölf Prozent Rotweine (Regent und Spätburgunder). Wie bei seinen Kollegen ist Riesling die Hauptrebsorte, aber die Nachfrage nach Burgunderweinen steigt auch bei ihm kontinuierlich, genau wie nach seinen Rotweinen. „Wittlicher Wein ist allgemein bekannt für sein feines Säurespiel und seine Spritzigkeit, da kommt ihm das Klima in der Wittlicher Senke zugute. So haben wir längere Reifezeiten vor der Lese und haben nicht so viele Probleme mit frühen Regenperioden wie andere.“ Aus Wittlicher Reben werden jährlich rund 300 Fuder, also 300.000 Liter Wein, produziert, durchschnittlich sind es acht Fuder pro Hektar.Während Lütticken fast ausschließlich Wittlicher Reben bewirtschaftet, verfügt das Weingut Losen-Bockstanz zudem über Weinberge im Ürziger Würzgarten, das Weingut Mertes hat noch Reben in der Lage Piesporter Goldtröpchen. Simone Mertes bewirtschaft et mit ihrem Familienbetrieb insgesamt 7,5 Hektar. Mit insgesamt 38 Hektar Rebfläche, davon 37 in den Wittlicher Lagen, ist Thomas Losen der mit Abstand größte Betrieb in Wittlich, mit zehn Mitarbeitern. Rund zehn bis 20 Prozent seiner Flaschenweine gehen in den Export, häufig in die USA, insgesamt lagern in seinem vor fünf Jahren komplett neugestalteten Betrieb rund 300.000 Liter Wein. Die drei Wittlicher Winzer sind unterschiedlich von der Corona-Krise betroff en. Vor allem bei Losen und Lütticken mussten zahlreiche Veranstaltungen abgesagt werden – Familienfeste wie Hochzeiten, aber auch Hoffeste und Weihnachtsfeiern. Aber bei allen drei läuft der Weinverkauf nun wieder annähernd in normalen Bahnen. „Anfangs waren die Kunden etwas zurückhaltend, und auch heute rufen sie vor dem Besuch an, ob sie zu uns kommen dürfen“, sagt Sinome Mertes, die wie ihre beiden Kollegen auch den Weinversand anbietet. „Direktverkauf und Versand halten sich ungefähr die Waage“, sagen Losen und Lütticken unisono. Was allen dreien fehlt, sind viele gemeinsame Veranstaltungen wie die jährliche Jungweinpräsentation im Casino, die Kirmes inklusive Säubrennerweinprobe oder Veranstaltungen im Eventum, bei denen die drei sich aufteilen.Was das Trio auszeichnet, ist die perfekte Kooperation untereinander. „Natürlich helfen wir uns immer gegenseitig oder stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wir sind ja nur noch zu dritt, da muss man sich helfen“, betont zum Beispiel Johannes Lütticken. „Der Zusammenhalt ist super“, betont auch Simone Mertes. Das Verhältnis sei auch deswegen so gut, weil alle ungefähr gleich alt sind, allesamt Familienbetriebe leiten – und alle auch top-ausgebildet sind.    

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Simome und Elena Mertes vom Wittlicher Weingut Mertes.
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Thomas Losen, Chef des Weinguts Losen-Bockstanz.

„Dabei hat aber jeder Winzer eine besondere Handschrift “, sagt Losen, der wie Mertes und Lütticken auch auf eine sehr naturnahe Bewirtschaftung der Weinberge sehr großen Wert legt: „Nur dort, wo sich die natürlichen Voraussetzungen von Boden, Lage und Klima optimal ergänzen, gedeihen auch gesunde, stabile Pflanzen.“
   

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Johannes und Judith Lütticken vom Weingut Lütticken.
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Weißweine, Rotweine und Sekt – das Portfolio der drei Wittlicher Winzer (wie hier beim Weingut Mertes) bietet für jeden Geschmack etwas.

Und so ist die Zukunft des Wittlicher Weins gesichert, über den der frühere Wittlicher Winzer Heinrich Albertz einmal sagte: „Die Mosel ist eine Spezialität unter den Weinen. Der Wittlicher ist eine Spezialität unter den Moselweinen.“
  

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