Die Krise bei der Linken Auf der Suche nach sich selbst

Bei der Linken bleibt kein Stein auf dem anderen. Nur 14 Monate nach der Wahl einer neuen Doppelspitze muss sich der Parteivorstand schon wieder neu aufstellen. Bis es soweit ist, soll es Janine Wissler alleine richten

 Janine Wissler soll nach dem Rücktritt der Co-Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow die Linke bis auf weiteres alleine führen

Janine Wissler soll nach dem Rücktritt der Co-Vorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow die Linke bis auf weiteres alleine führen

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Sie haben von nichts gewusst. Niemand. Nicht einmal Janine Wissler, ihre Mitstreiterin an der Parteispitze, sei in den Rücktrittsplan eingeweiht gewesen, heißt es am Tag danach im Karl-Liebknecht-Haus. Susanne Hennig-Wellsow habe alle überrascht. Man könnte auch sagen: Die ehemalige Linke-Co-Vorsitzende hat ihre Partei kalt erwischt – mitten in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung als gesamtdeutsche Linke 2007 in Dortmund. Bei einer digitalen Krisensitzung des Parteivorstandes am Mittwochabend, die das Gremium ursprünglich wegen mehrerer Verdachtsfälle sexueller Übergriffe in Wisslers hessischem Landesverband einberufen hatte, war Hennig-Wellsow schon nicht mehr zugeschaltet. Ihr Rücktritt kommt auch einem Scheitern des „radikal-pragmatischen Ansatzes“ gleich, mit dem Hennig-Wellsow im vergangenen Jahr versucht hatte, ihre Partei auch in der Friedenspolitik auf eine eventuelle rot-grün-rote Bundesregierung vorzubereiten.