Gefährliche Arzneimittel Contergan-Tests in Wittlich: Aufarbeitung des Skandals läuft

Wittlich · An mehr als 300 kranken Kindern wurden 1960 in einem Heim Medikamente getestet. TV-Recherchen zeigen: Ein Einzelfall ist das, was damals geschah, nicht.

Caritas untersucht Vorfälle in der Kinderheilanstalt Maria Grünewald
Foto: TV/Bernhard Heller

Nicht nur für die Betroffenen war es schockierend, von dieser Studie zu erfahren. Vor einigen Wochen berichtete der SWR in „Report Mainz“, dass in der ehemaligen Kinderheilanstalt Maria Grünewald bei Wittlich im Jahr 1960 das Medikament Contergan an mehr als 300 tuberkulosekranken Kindern getestet wurde. Die ältesten Kinder waren 14, die jüngsten gerade einmal zwei Jahre alt. Systematisch wurde untersucht, wie die Kinder auf das damals gängige, frei käufliche und vermeintlich harmlose Beruhigungsmittel reagierten. Die Lektüre der im Dezember 1960 veröffentlichten Studie zeigt: Auch die Folgen „eindeutiger Überdosierung“ wurden dabei in Kauf genommen, ehe die Untersuchung zu dem Urteil gelangte, dass Contergan wegen der geringen Nebenwirkungen ein ideales Mittel zur Sedierung tuberkulosekranker Kinder sei.