Miezen warten weiter auf ihr Geld

Trier · Die Handballerinnen der Miezen warten weiterhin auf mehrere Monatsgehälter, aber der Vereinsvorstand ist überzeugt, dass der Etat bis zum Saisonende gedeckt werden kann.

 Es ist zum Heulen bei den Miezen (hier von links Tessa Cocx und Katrin Premm nach einer Niederlage): Zum Abstiegskampf gesellen sich Finanzprobleme des Vereins. TV-Foto: funkbild

Es ist zum Heulen bei den Miezen (hier von links Tessa Cocx und Katrin Premm nach einer Niederlage): Zum Abstiegskampf gesellen sich Finanzprobleme des Vereins. TV-Foto: funkbild

Trier. "Finanzprobleme und sportliche Schieflage" titelte der Volksfreund am 27. Dezember 2010 einen Artikel über die Trierer Handball-Miezen. Und beide Faktoren haben beim Bundesliga-Vorletzten weiterhin Bestand. Noch Ende Dezember sprach MJC-Vorstand Martin Rommel davon, dass alle zu diesem Zeitpunkt ausstehenden Gehälter für Spielerinnen und Trainer Thomas Happe gezahlt worden seien. Dies stellt sich nun als falsch heraus. Nach TV-Informationen wurden die Gehälter der Monate November, Dezember und Januar noch nicht ausgezahlt, im Dezember gab es lediglich das Geld für die Monate September und Oktober. Vorstand Rommel gibt nun zu, dass "aktuell zwei Gehälter noch offen" seien sowie bei einigen Spielerinnen noch "ein Abschlag für Dezember" fällig sei. Er sagt aber auch: "In kürzester Zeit werden die fälligen Summen überwiesen, das ist für uns auch keine angenehme Situation."

Woher soll das Geld stammen, mit dem nicht nur offene Beträge, sondern auch der Rest der Saison finanziert werden sollen? "Eine größere Summe, die fest zugesagt ist, wird in Kürze angewiesen", sagt Rommel. Nach TV-Informationen handelt es sich dabei um den Förderzuschuss des Landessportbunds für Sport-Internat, Nachwuchsförderung und DHB-Stützpunkt. Eine weitere Einnahmequelle soll der am vergangenen Freitag vorgestellte Club 1500 sein. Mit einem Beitrag von 1500 Euro können sich Unternehmen "Förderer der Miezen" nennen und erhalten dafür Werbe- und Sachleistungen. "Dieser Club soll kein kurzfristiger Rettungsanker, sondern ein langfristiges Standbein sein", betont Rommel. Die MJC hofft kurzfristig auf 40 Förderer und somit eine Summe von 60 000 Euro.

Zum aktuellen Defizit im Etat, der sich insgesamt auf geschätzte 400 000 Euro beläuft, wollte sich Rommel nicht äußern, aber: "Ich bin guter Dinge, dass wir den Etat decken können." Im Frauenhandball kann man nicht Millionärin werden: Nach TV-Informationen erhalten nur vier Miezen mehr als 1500 Euro im Monat (allerdings plus Auto und Wohnung), die meisten - vor allem die Nachwuchskräfte, die studieren oder in Ausbildung sind - liegen unter 1000 Euro monatlich.

Was die sportlichen Detailplanungen für die neue Spielzeit betrifft, wartet die MJC die beiden Heimspiele am kommenden Mittwoch (16. Februar, 20 Uhr) gegen Oldenburg und am 20. Februar (16 Uhr) gegen Blomberg ab. "Verlieren wir beide, können wir wohl für die 2. Liga planen", sagt Rommel. Wie die Mannschaft aussehen wird (alle Verträge laufen zum Saisonende aus), steht noch in den Sternen. Angesichts der kleinen Kader von 1. und 2. Mannschaft wäre im Falle eines Abstiegs sogar eine Zusammenlegung der Teams möglich. Rommel: "Das hängt vom Personal ab." Auch in Liga zwei wollen die Miezen in der Arena bleiben: "Die alte Wolfsberghalle ist nicht tragbar", sagt Rommel.

Meinung

Wunde Hacken, kleine Brötchen

Arbeitnehmer, die über Wochen hinweg von ihrem Chef vertröstet werden, ihr Geld komme bald, bringen in der Regel nur noch bedingt ihre Leistung. Umso höher ist es den Miezen anzurechnen, dass sie trotz immer wieder verschobener Gehaltszahlungen weiter aufopferungsvoll gegen den Abstieg kämpfen. Würden sich alle anderen - Zuschauer, Sponsoren, Förderer, Management - so für den Verein einsetzen, gäbe es das dicke Loch in der Kasse nicht. Die entscheidende Frage ist: Braucht die Region die Miezen überhaupt noch? Wenn ja, sollten die erneuten Finanzsorgen ein letzter Weckruf sein. Wenn nein, sollte das (ehrenamtliche) Management die Signale erkennen, dass es nicht lohnt, sich für eine Randsportart mit so großer lokaler Konkurrenz die Hacken wund zu rennen - und kleinere Brötchen backen. b.pazen@volksfreund.de

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