15 Monate für den Papierkorb

TRIER. Der juristische Kleinkrieg zwischen dem Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, Hans-Peter Kuhnen, und dem Mainzer Kulturministerium geht weiter. Kuhnen wehrt sich vor dem Verwaltungsgericht gegen seine Abordnung nach Mainz. Das Zöllner-Ministerium wiederum will den Museumschef ganz aus Trier abziehen.

 Ein Bild aus besseren Tagen: Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (links) und Noch-Museumsdirektor Hans-Peter Kuhnen vor zwei Jahren in Trier.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

Ein Bild aus besseren Tagen: Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (links) und Noch-Museumsdirektor Hans-Peter Kuhnen vor zwei Jahren in Trier.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

Als Hans-Peter Kuhnen Ende November 2002 von seiner Abordnung nach Mainz erfuhr, da hatten sich noch alle Beteiligten lieb. Kuhnen selbst sprach von einer "großen Auszeichnung für die Arbeit des Trierer Landesmuseums" und einer "ehrenden und erfreulichen Entscheidung des Ministeriums". Und das derart gebauchpinselte Ministerium würdigte Kuhnen als einen "hervorragenden Kandidaten für diese Aufgabe" (Staatssekretär Roland Härtel). Die Aufgabe, die Kuhnen im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur einige Wochen später übernahm: Leiter des Grundsatzreferats "Strukturfragen der Kulturpolitik"."Texte werden nicht einmal gelesen"

Klingt nach einem ziemlich wichtigen Job, dachte sich seinerzeit offenbar auch der Direktor des Trierer Landesmuseums. Seit einiger Zeit aber hat Hans-Peter Kuhnen da so seine Zweifel. "Die große Bedeutung der mir übertragenen Aufgabe ist immer weniger zu erkennen", sagte der 51-Jährige gestern vor dem Trierer Verwaltungsgericht. Dort klagt Kuhnen gegen seine auf zwei Jahre befristete Abordnung nach Mainz. Eine ganze Menge wichtiger Konzepte hat der Museumsdirektor dort in den letzten Monaten schon produziert, nur umgesetzt, sagt Kuhnen, "wurden sie nicht". Fazit des Wissenschaftlers: "Ich habe 15 Monate für den Papierkorb gearbeitet." Das klingt so, als sollte ein bedeutender Forscher kalt gestellt und letztlich mürbe gemacht werden. Dem widerspricht Vize-Abteilungsleiter Volker Hartmann aus dem Mainzer Kulturministerium: "Das ist eine herausragende Tätigkeit, die Herr Kuhnen wahrnimmt." Kuhnens AnwaltPeter Hauck-Scholz sieht das naturgemäß anders: "Wir haben den Eindruck, dass seine Texte nicht einmal gelesen werden. Es geht nicht um eine hoch wichtige Aufgabe, sondern um Beschäftigung." Dass nicht alles gleich umgesetzt wird, was schlaue Beamtenköpfe erdacht haben, weiß auch Verwaltungsgerichtspräsident Michael Zimmer: "Das ist doch geradezu klassisch, dass in Ministerien auch Entwürfe für die Schublade produziert werden." Zimmers Kammer muss in den nächsten Wochen entscheiden, ob die Abordnung Kuhnens rechtmäßig war. Die Chancen, dass der Trierer Museumsdirektor gewinnt, dürften gering sein. Vor einem Jahr ging bereits ein Eilverfahren gegen die Abordnung zu Kuhnens Ungunsten aus. Und im Ministerium von Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner wird schon an der nächsten "Beförderung" gebastelt. Wie gestern bekannt wurde, soll Kuhnen, der offiziell immer noch Direktor des Rheinischen Landesmuseums ist, ganz nach Mainz versetzt werden. "Neue Erkenntnisse, die überwiegend in der Person Kuhnens begründet liegen, machen eine Versetzung notwendig", orakelte der Ministeriumsvertreter gestern vor Gericht. Hintergrund dürfte der umstrittene Führungsstil des Museumsdirektors sein: Schon vor anderthalb Jahren hatten Insider gemutmaßt, nicht die fachliche Qualifikation Kuhnens allein sei ausschlaggebend für die Abordnung, sondern vielmehr heftige interne Konflikte mit Mitarbeitern des Landesmuseums. Sogar von "Mobbing" war die Rede. Ministeriumssprecher Michael Au wollte sich gestern Nachmittag nicht zu der angestrebten Versetzung Kuhnens äußern - "aus Fürsorgepflicht gegenüber dem betroffenen Beamten", wie es hieß. Heute morgen soll es in Mainz ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Kuhnen und Staatssekretär Härtel geben. Große Hoffnung, dass der Konflikt gütlich beizulegen ist, hat selbst der Trierer Verwaltungsgerichtspräsident Michael Zimmer nicht: "Ich sehe schon weitere Verfahren auf mich zukommen."

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