Guten Rutsch ins neue Jahr

Der Ursprung spannender Sprichwörter und Redewendungen

Papst Silvester I. ist am 31. Dezember des Jahres 335 gestorben. Weil man ihm wundersame Heilkräfte nachsagte und glaubte, er habe Kaiser Konstantin getauft, wurde er heilig gesprochen. Seitdem ist der 31. Dezember sein Namenstag. Seit der Kalender-Reform im 16. Jahrhundert, die den 1. Januar zum christlichen Jahresbeginn erklärte, ist dieser Tag nun der allerletzte, um "einen guten Rutsch ins neue Jahr" zu wünschen.Dieser Silvestergruß gehört zu jenen Wünschen, die nur einmal im Jahr Konjunktur haben. Nur kurz vor dem Jahreswechsel gebraucht man die Formel, um nett zu sein und Anteilnahme am Wohlbefinden des anderen auszudrücken. Warum aber wünscht man dann einen "Rutsch" — eine Vorstellung, die nicht gerade auf freundliches Wohlwollen schließen lässt?

Zunächst wurde angenommen, dass dieser Wendung das Bild eines langsamen, fast unmerklichen Hinübergleitens zugrunde liegt. Die Volks-Etymologie mutmaßt eine frühe Klimakatastrophe: Schneematsch und Glatteis, die das sanfte Hineingleiten ins neue Jahr naturbedingt erschwerten. Sollte man zum freundlichen Gruß also ein paar Socken hinzufügen, die der Bewünschte über die Schuhe ziehen kann, um beim mitternächtlichen Böllern auf der Straße sicher ins neue Jahr zu gelangen? Nein, bleiben Sie beim Glücksschweinchen. Denn der Silvestergruß "guter Rutsch" ist wahrscheinlich eine Ableitung aus dem Jiddischen. Er stammt vom hebräischen Ausdruck "Rosch ha-Schana tov", was so viel bedeutet wie "einen guten Anfang des Jahres". Zwischen dem jiddischen "Rosh" - Anfang, Kopf, Beginn - und dem deutschen "Rutsch" besteht eine offensichtliche lautliche Nähe, die für eine Entlehnung spricht. Wenn man sich also einen "guten Rutsch" wünscht, bedeutet das nichts anderes als einen "guten Anfang" im neuen Jahr.

Ruth Rosenberger

Universität Trier, Initiative Geistesblitze

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