Weltraumkarpfen auf dem Bonzenhügel: Unterwegs im japanischen Garten Kaiserslautern

Kaiserslautern · Er liegt versteckt, doch mitten im Zentrum. Gleich gegenüber Kaiserslauterns Rathaus erstreckt er sich hinter hohen Mauern und dichtem Blattwerk auf 13.600 Quadratmetern. Wer seine Lage nicht kennt, fährt unversehens daran vorbei, noch ehe die große Aufschrift ins Blickfeld rückt: Japanischer Garten.

 Impressionen aus dem japanischen Garten Kaiserslautern.

Impressionen aus dem japanischen Garten Kaiserslautern.

Foto: Falk Straub

Ein Hinweisschild lockt bereits auf der Autobahn. Und hat der Besucher den Eingang in der Straße Am Abendsberg gefunden, wird sein Suchen belohnt. Hinter dem roten, hölzernen Tor grüßt den Betrachter ein steinerner Buddha. Die Treppenstufen führen hinauf zum Zen-Garten und der Besucher taucht ab in eine fernöstliche Welt. "In den größten japanischen Garten Deutschlands", sagt Stephan Brohl.

"Als geschlossene Anlage, die nicht nur ein Teilbereich eines Themenparks ist, sogar der größte Europas." Der gebürtige Wittlicher, der seit 1981 an der Lauter lebt, ist der erste Vorsitzende des Vereins Japanischer Garten Kaiserslautern.

Als 18 Mitglieder am 4. März 1997 den Verein gründen, ist die Idee von einer fernöstlichen Grünanlage am Rand des Pfälzerwalds nur frommer Wunsch. Im Rahmen der Landesgartenschau, die Anfang des neuen Jahrtausends in Kaiserslautern ihre Pforten öffnet, nimmt die Idee konkrete Züge an. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit präsentiert sich der japanische Garten am 19. April 2000 erstmals seinen Besuchern.

Er entsteht im ehemaligen Siesmayer'schen Landschaftspark. Die Villen, die dort bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stehen, bringen dem Gelände im Volksmund den Namen Bonzenhügel ein. Der Verein hat das Areal für 30 Jahre von der Stadt gepachtet. Der erste von fünf Bauabschnitten ist zur Eröffnung des Gartens fertiggestellt. Der vorerst letzte - die untere Wasserlandschaft - wird Anfang 2012 eingeweiht.

Der stete Wandel und das Moment der Unfertigkeit sind dabei durchaus gewollt. "Gärten sind in Japan oft über Jahrhunderte gewachsen", sagt Brohl. Im Gegensatz zu den Deutschen, bei denen alles auf Anhieb perfekt sein müsse, verstünde sich ein japanischer Gärtner lediglich als Gehilfe, der die Bäume und Sträucher ein Stück auf ihrem Weg begleite. "Diese Philosophie mussten wir hier erst lernen. Die Japaner zeigen beispielsweise gerne das Vergängliche", sagt Brohl. Tote Äste schneide man daher nicht mehr ab, die neu errichteten Wände und Mauern stellten bewusst ihre Patina aus.

Im Japanischen Garten Kaiserslautern ist aber auch Historisches zu finden. Bei seiner Entstehung können die Vereinsmitglieder auf den Baumbestand des Bonzenhügels zurückgreifen. Mehrere über hundertjährige Blutbuchen, Zedern und Eiben gehen mit frisch gepflanztem Ginkgo, Bambus oder Drachenkrallenahorn eine Melange aus Ost und West, Alt und Neu ein.

Über hundert Jahre alt ist auch das Tee- und Gästehaus. Wer auf seinem Weg durch den Garten vom Wasserfall Richtung Westen kommt, dem offenbart sich der vielleicht schönste An- und Ausblick: An Kopf eines Teichs steht das Kleinod auf Stelzen im Wasser. 1900 als Gästehaus für ausländische Besucher und Diplomaten in einem Park in Tokio errichtet, landet es nach einer Zwischenstation auf der EXPO in Hannover 2003 schließlich in Kaiserslautern.
Neben einer fast authentischen Pflanzen- darf in einem japanischen Garten die Tierwelt nicht fehlen. 270 Koi-Karpfen schwimmen mittlerweile in den beiden Teichen. Darunter sind weitgereiste Exemplare. Neben Koi aus Japan tummeln sich dort auch Nachzöglinge von Karpfen, die schon im Weltall auf der Raumstation ISS ihre Runden drehten.
Die Pfade zu den Fischen sind verschlungen. Kein Trittstein übers Wasser ist gerade. Auch hierin spiegelt sich die östliche Philosophie. "Wenn der Besucher dem Verlauf der Steine folgt, bewegt er sich automatisch mit, und sein Blick wandert über die gesamte Breite des Gartens", sagt Brohl.

Auf dem Weg dorthin ist es ruhig. Außer dem Rauschen des Wasserfalls und der Blätter im Wind hört der Besucher nichts. Wüsste er es nicht besser, dann glaubte er kaum, dass der japanische Garten in Kaiserslauterns Zentrum gleich an einer Straße liegt.
EXTRAAnreise und Parkplätze: Der Eingang zum Japanischen Garten Kaiserslautern ist in der Straße Am Abendsberg 1.
Besucher, die mit dem Auto anreisen, fahren an den Autobahnkreuzen Kaiserslautern Ost oder Kaiserslautern West in Richtung Zentrum ab und folgen der Beschilderung Zentrum/Gartenschau/Japanischer Garten. Der Garten erstreckt sich entlang der Lauterstraße zwischen Rathaus und Gartenschaugelände. Kostenpflichtige Parkplätze sind in der Meuth- und in der Burgstraße.
An den Wochenenden, Sonn- und Feiertagen können Besucher das Parkdeck der Kreisverwaltung kostenlos benutzen. Der Eingang zum Parkdeck befindet sich gegenüber des Haupteingangs Am Abendsberg 1.
Besucher, die mit dem Zug anreisen, können den Garten zu Fuß über die Richard-Wagner- Straße Richtung Stadtmitte/Rathaus (20 Minuten) erreichen oder den Bus in Richtung Rathaus/Schillerplatz nehmen.
Öffnungszeiten: Die Saison 2012 geht bis 31. Oktober. In diese Zeit ist der japanische Garten dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr, ab 1. Oktober von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Montags ist Ruhetag. Die Kasse wird 15 Minuten vor Ablauf der Öffnungszeit geschlossen.
Preise: Erwachsene zahlen 4,50 Euro Eintritt (ermäßigt: 3,50 Euro), Schüler und Studenten (17 bis 25 Jahre) 3,50 Euro, Jugendliche (zwölf bis 16 Jahre) zwei Euro. Für Kinder bis elf Jahren ist der Eintritt frei. Für Gruppen ab zwölf Personen beträgt der Eintritt 3,50 Euro pro Person. Besucher mit einer Tageskarte für das benachbarte Gartenschaugelände zahlen einen Euro (Erwachsene) beziehungsweise fünfzig Cent (Jugendliche).
Verpflegung: Im Garten gibt es einen Kiosk, der kalte und warme Getränke - darunter japanischen Tee - sowie kleine Snacks anbietet.
Sonstiges: Der Japanische Garten Kaiserslautern bietet auch Führungen mit oder ohne Besichtigung des Teehauses und Trauungen im Teehaus an.
Weitere Infos dazu gibt es im Internet unter www.japanischergarten.de oder telefonisch unter 0631/37066-00.

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