Ulrike Höfken: "Das ist eine Sauerei"

Die Vorsitzende des Verbraucherausschusses des Bundestages, Ulrike Höfken (Grüne), beklagt den Vormarsch von Imitaten im Lebensmittelbereich.



Berlin. (has) Nur in Deutschland gibt es eine solch "maßlose Panscherei", sagte Höfken im Gespräch mit unserem Korrespondenten Hagen Strauß.

Frau Höfken, kaum mehr Milch im Eis, Lebensmittel-Imitate wie beim Käse überschwemmen den Markt: Wird der Verbraucher über die Ladentheke gezogen?

Ulrike Höfken: In den meisten Fällen wird ja suggeriert, es handele sich um Produkte mit viel Milch. Das ist aus meiner Sicht Verbrauchertäuschung und eigentlich verboten. Aber da sind wir schon beim Problem der Lebensmittelkontrolle. Der Vollzug funktioniert in diesem Bereich überhaupt nicht. Und wenn schwarze Schafe entdeckt werden, wird dies nicht kommuniziert.

Offenbar sollen die Vorgaben über die Beschaffenheit von Lebensmitteln industriefreundlicher werden. Was sagen Sie dazu?

Höfken: Das ist eine Sauerei. Aber das ist auch ein spezifisch deutsches Problem. In anderen europäischen Ländern gibt es eine definitiv höhere Wertschätzung von Lebensmitteln. In Deutschland wird eine maßlose Panscherei mit Imitaten, Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern betrieben. Das versaut das Essen.

Mit den Konzernen stehen Sie aber einem mächtigen Gegner gegenüber.

Höfken: Stimmt. Wir sehen das bei der sogenannten ESL-Milch, der länger haltbaren Milch, mit der der Verbraucher derzeit im Handel überschwemmt wird. Bei diesem Produkt geht es allein um den Faktor der kostengünstigeren Lagerbarkeit. Für den Verbraucher bedeutet dies die Einschränkung der Wahlfreiheit.

Was also tun?

Höfken: Wir müssen dem Trend der Industrialisierung der Nahrungsmittel und der totalen Panscherei viel stärker entgegentreten. Durch Vorschriften und Kennzeichnungen und durch bessere Information der Verbraucher über schwarze Schafe.

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