Vitelliusbad: Schwimmen könnte teurer werden

Wittlich · 600 000 Euro versickern jährlich im Vitelliusbad. Die Freizeiteinrichtung kostet mehr als sie einbringt - wie andernorts auch. Das kann sich die Stadt Wittlich nur noch bedingt leisten. Eine Schließung steht nicht zur Debatte, aber eine Erhöhung der Eintrittspreise. Das letzte Wort dazu hat der Stadtrat.

Wittlich. Es ist ein Zahlenfriedhof. So nennt Bürgermeister Joachim Rodenkirch das Papier, über das sich die Mitglieder des Sozialausschusses beugen. Sie beschäftigt die Zahl 1 469 300. Sie wissen: Dahinter versteckt sich das Wittlicher Vitelliusbad im Vergleich zu anderen Hallenfreibädern.
Welche das sind, weiß keiner. "Wir haben versucht, die Daten zu bekommen, damit man weiß: Das ist Konz oder Bitburg, aber das ist nicht möglich gewesen", sagt der Bürgermeister. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen, die die Vergleichszahlen liefert, setzt auf Anonymität. Aber auch so sieht jeder, worum\'s geht: Das Vitelliusbad ist ein Minusgeschäft: Für jede Stunde, die es öffnet, legt die Stadt 120 Euro drauf.
Beim Gesamtbetriebsergebnis steht - wie jedes Jahr - eine sogenannte rote Zahl: 612 000 Euro Defizit bei 137 786 Besuchern. Retten aus der Misere können zum Teil himmlische Gegebenheiten: Ist der Sommer heiß, reißt das Freibad die Stadt aus den Miesen, die hauptsächlich das Hallenbad verursacht. Ein Versuch, diesen Effekt auszunutzen, ist beschlossene Sache: In diesem Jahr wird die Freibadsaison vorverlegt: Schon am Samstag, 5. Mai, kann draußen geschwommen werden.
Das Hallenbad schließt am Freitag, 27. April. Für immer schließen will das teure und sanierungsbedürftige Sportbad unter Dach derzeit niemand. Erst wird ein anderer Weg gesucht, dieses Haushaltsloch zu stopfen. Und der führt über die Gebühren. Immerhin spendiert die Stadt Wittlich derzeit durchschnittlich jedem Besucher - ob er aus Wittlich kommt oder nicht - rund vier Euro bei jedem Eintritt.
Familien- und Jahreskarte


Mit Blick auf den Bädervergleich meint denn auch der Erste Beigeordnete der Stadt, Albert Klein (CDU): "Für uns haben die Daten schon Aufforderungscharakter. Grobe Anhaltspunkte kann man sich da schon rausziehen, etwa beim Kostendeckungsgrad. Da ist noch Luft nach oben." Der liegt in Wittlich bei 25 Prozent bei einem angegebenen Durchschnitt von rund 48 Prozent.
Um das zu ändern hat der Sozialausschuss zunächst nichtöffentlich über eine neue gestaffelte Gebührenordnung für das Vitelliusbad diskutiert.
Sein Beschlussvorschlag wird Ende April im Stadtrat diskutiert, der das letzte Wort hat (siehe Extra).
Zwei Kerndaten: Wird zugestimmt, erhöht sich der Eintritt für Erwachsene von drei Euro auf 3,50 Euro und ermäßigt von 1,80 Euro auf zwei Euro.
Trotz des beim Bürger unbeliebten Themas Gebührenerhöhung gibt es dabei drei gute Nachrichten - wenn der Vorschlag beschlossen wird: Der freie Eintritt für Kinder wird für alle bis zum sechsten Lebensjahr ausgedehnt (bislang bis drei Jahre), es soll eine Familienkarte für acht Euro geben (Eltern mit Kindern bis 17 Jahre, maximal fünf Personen) und erstmals auch eine Jahreskarte für 200 Euro.
Und bevor die Stadt eventuell mehr einnimmt, muss sie Geld ausgeben: Vor der Freibaderöffnung sind wieder Fliesen für 15 000 bis 20 000 Euro zu erneuern, außerdem ist das Kinderbecken undicht.Extra

Vorschlag zur Änderung der Tarifordnung im Vitelliusbad Der Stadtrat Wittlich wird in seiner Sitzung am Donnerstag, 26. April, über folgende Eintrittsgebühren auf Vorschlag des Sozialausschusses beraten: Die Eintrittspreise sollen mit Beginn der Freibadsaison von drei auf 3,50 Euro angehoben werden (ermäßigt: 1,80 auf zwei Euro). Ab der Freibadsaison 2014 erfolgt eine zweite Anhebung auf vier Euro (2,20 Euro). Mehrfachkarten: für Erwachsene: Zehnerkarten 31 Euro und ab 2014 35 Euro (bisher: 27,50 Euro); 30er Karten zu 90 Euro, ab 2012 100 Euro. Ermäßigte Gebühren (Jugendliche): Zehnerkarte: von 14,50 Euro auf 17 Euro, ab 2014 auf 19 Euro; 30er Karte: 50 Euro, ab 2012: 56 Euro. Die 50er Karte soll abgeschafft werden, sie wird kaum nachgefragt. Happy Hour-Preise steigen ab 2014 von einem Euro auf 1,50 Euro. Eingeführt werden soll eine Familienkarte zu acht Euro; ab 2014 neun Euro. Sie gilt für Eltern mit Kindern bis 17 Jahren und maximal fünf Personen. Vorgeschlagen wird erstmals eine Jahreskarte für 200 Euro, die ab 2014 220 Euro kosten soll. Der freie Eintritt für Kinder wird vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr ausgedehnt. Die aktuellen Preise gelten laut Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, seit 2003. Falls die Änderungen beschlossen werden, können noch gültige Eintrittchips nicht verfallen und umgetauscht werden. sos

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