Ihre Meinung Kommunen beteiligen sich am Immobilienboom

Baugebiete

Zu Berichten über die geplante Baulandentwicklung in Trier und Trier-Saarburg:

Es ist auffällig, in welcher Vielzahl in jüngster Zeit in Trier-Saarburg neue Baugebiete entstehen. Die Kommunen scheinen erkannt zu haben, dass durch Teilnahme am boomenden Grundstücksmarkt hohe Gewinne realisiert werden können. Städte und Gemeinden werden partiell zu Wirtschaftsbetrieben, die mit privaten Unternehmen konkurrieren.

Die Stadt Trier streitet mit Grundstückseigentümern im Gebiet „Brubacherhof“; die berechtigten Bedenken der Bürger will man nicht gelten lassen. Das Vorgehen der Kommunalpolitik erscheint nicht immer fair, wie ein Beispiel aus Tawern zeigt. Den Gemeindevertretern ist es gelungen, die Grundstückseigentümer dazu zu überreden, ihr Bauerwartungsland im Vorverfahren an die Gemeinde abzugeben (für 20 Euro pro Quadratmeter). Bei Eigentümerversammlung vom Oktober 2015 wurde betont, die Gemeinde wolle im Plangebiet „Wenigwies“ bezahlbares Bauland für den Normalbürger schaffen. Man könne die Bauplätze voraussichtlich zum Preis von etwa 120 Euro anbieten (so Ortsbürgermeister Müller). Doch die Gemeinde legte den Preis auf 165 Euro pro Quadratmeter fest hat, was einen Preis um 37 Prozent und einen Mehr-Gewinn für die Gemeinde von etwa 630 000 Euro bedeutet. Dass die Politik sich angeblich für  bezahlbares Wohnen stark macht, erscheint angesichts dieses Sachverhalts unglaubwürdig.

Die Stadt Trier suggeriert den im Plangebiet „Brubacher Hof“ involvierten Eigentümern, die Stadt wolle zum Wohl der Bürger tätig werden. Wie kommt man auf 79 Millionen Euro Entwicklungskosten? Meines Erachtens könnte die Rechnung so aussehen: Grundstücks-Ankauf 15,3 Millionen Euro (300 000 Quadratmeter mal 50 Euro plus 2 Prozent Nebenkosten). Angenommene Erschließungs- und Planentwicklungs-kosten 23 Millionen Euro (230 000 Quadratmeter mal [80 Euro Erschließung plus 20  Euro Entwicklung]). Einnahmen der Stadt durch Verkauf von etwa 470 Bauplätzen an die Gesellschaft  EGP: 78 Millionen Euro. Es ergäbe sich nach dieser Rechnung für die Stadt ein Gewinn von 39,7 Millionen Euro.

Die EGP wird die Marktsituation ausnutzen, so dass die Stadt hohe Gewinne  aus ihrer 45-Prozent-Beteiligung erwarten kann. Bietet die Region Trier-Saarburg auf Dauer so zahlreiche Arbeitsplätze für Großverdiener? Was passiert bei einem Konjunktureinbruch?  Es bestehen leider „gute Aussichten“ für die nächste Finanzkrise; sie wird viel schlimmer ausfallen.

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