Viel mehr als nur schöne Fassade

Klüsserath/Föhren/Trittenheim · Denkmalpflege ist nicht nur ein staatliches Anliegen. Der Fassadenwettbewerb der Verbandsgemeinde Schweich will auch Privatleute und Vereine zum Erhalt historischer Bausubstanz anregen. Drei Sieger gibt es in diesem Jahr.

 Auszeichnung für gelungene Restaurierung: Ralf Hansjosten mit der Hinweisplakette vor dem Föhrener Küsterhaus seines Bruders Heiko. Im Haus soll ein Instrumentenmuseum unterkommen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Auszeichnung für gelungene Restaurierung: Ralf Hansjosten mit der Hinweisplakette vor dem Föhrener Küsterhaus seines Bruders Heiko. Im Haus soll ein Instrumentenmuseum unterkommen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Klüsserath/Föhren/Trittenheim. Alte Häuser, an denen der Zahn der Zeit genagt hat, werden von ihren Besitzern oft als "Klotz am Bein" empfunden - besonders dann, wenn Auflagen der Denkmalpflege eine radikale Modernisierung verhindern. Andere sehen in historischen Häusern hingegen eine Herausforderung. Sie scheuen weder Mühe noch Kosten, um die alte Bausubstanz wieder so originalgetreu wie möglich herzurichten.
Preisverleihung im Siegerbau


Solches Engagement unterstützt die Verbandsgemeinde (VG) Schweich mit ihrem jährlich ausgerichteten Fassadenwettbewerb. In diesem Jahr vergab die Jury zwei erste Preise und einen dritten Platz. Jeweils ganz oben auf dem Siegertreppchen standen Familie Hansjosten aus Schweich und der Krippenbauverein Klüsserath. Den dritten Platz errang Heinz Kirsten aus Trittenheim.
Die Preisverleihung fand in einem der "Siegerobjekte", nämlich im Krippenmuseum Klüsserath statt. Einführend erläuterte Bürgermeisterin Christiane Horsch den Zweck des Wettbewerbs: "Es sind doch gerade diese historischen Gebäude, die das Bild unserer Orte prägen. Da gibt es richtige ,Schätzchen\' in vielen Dorfkernen, die auch eine Touristenattraktion sind."
Wie viel Arbeit und Planung in so einer Restaurierung stecken können, erläuterte Pia Madeira vom Krippenbauverein mit einer umfassenden Dokumentation. Dem Verein war es gelungen, in Mainz eine stattliche Fördersumme "loszueisen" - alleine hätten die Krippenbauer die über 500 000 Euro für die Renovierung des weitläufigen Anwesens nicht aufbringen können. Dennoch mussten die Vereinsmitglieder noch zahllose Stunden an Eigenleistung investieren, um den heruntergekommenen Bau vor dem Verfall zu retten.

Die Jury charakterisiert die drei Siegerarbeiten wie folgt:

Krippenmuseum in Klüsserath: Das ehemalige Winzerhaus in der Hauptstraße wurde 1685 erbaut. Die schmucklosen einflügeligen Fenster wurden wieder durch zweiflügelige Holzsprossenfenster ersetzt, die im Detail sehr aufwendig nach historischem Vorbild gestaltet sind. Die Rollläden, die die Fensterproportion ungünstig verändert haben, sind durch Holzklappläden ersetzt. Ebenfalls positiv auf den Gesamteindruck wirkt sich der Rückbau des Scheunentors aus. Die schmucklose quadratische Öffnung wird heute mit einem Bogen zum Haupteingang. Die Sandsteingewände wurden restauriert und mit den Fenstern und der Fassade ist die farbige Gestaltung denkmalgerecht. Auch auf kleine Details, wie die Rekonstruktion einer Figurennische, weist die Jury hin.

Küsterhaus in Föhren:
Der Barockbau (Eigentümer Heiko Hansjosten) aus dem Jahr 1772 ist vorbildlich saniert. Zunächst fällt das schöne, schlichte Naturschieferdach auf. Der erhaltene grobe Außenputz wurde fachmännisch restauriert und zusammen mit den zum Teil erhaltenen alten Eichenfenstern in historischen Farben gestaltet. Die Gesimsbretter wurden in Teilen nach altem Vorbild rekonstruiert und ergänzt.

Winzerhaus in Trittenheim:
Das Wohngebäude von Heinz Kirsten ist "erst" Baujahr 1949, aber auch ein Zeugnis der Architektur jener Zeit. Durch den Abriss eines Stallgebäudes direkt an der Straße kommt die repräsentative Wirkung des Hauses wieder voll zur Geltung. Auch der in späteren Jahren angefügte Anbau mit Terrasse fügt sich harmonisch in die Gesamtanlage ein.
Typisch für die Bauzeit ist das Schieferdach mit den schön gestalteten Dachgauben. Die Farbgebung auf dem erhaltenen groben Außenputz ist dezent und vornehm.
Die Bewertungskommission: Architektin Elisabeth Krogull-Schliep (fachliche Leitung und Beratung), Bürgermeisterin Christiane Horsch, Katharina Porten, Rolf Schneider, Jürgen Breiling und Armin Kopp.

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