Der Eifel gehen die Menschenrechtler aus

Sie engagieren sich gegen Unterdrückung, Gewalt und Folter - die weltweit mehr als drei Millionen Menschenrechtler von Amnesty International. Auch in der Vulkaneifel. Doch zum 50-jährigen Bestehen der Organisation kämpft die Gruppe mit Sitz in Gerolstein mit Nachwuchs-Problemen.

Gerolstein. Helmut Adrian schlägt seinen dicken Ordner auf. Petitionen und Infomaterial zu Menschenrechtsverletzungen aus der ganzen Welt. "Ganz aktuell ist gerade Syrien", erklärt der Gerolsteiner Gruppensprecher. "In den Krankenhäusern dort werden Patienten noch mal aus den Betten gezerrt und verprügelt."
In dem arabischen Land herrscht seit 2000 ein Gewalt-Regime, und ähnlich wie in Ägypten oder Tunesien haben die Menschen in Massen dagegen demonstriert. Armee und Sicherheitskräfte von Diktator Baschar Al-Assad schlagen die Bewegungen immer wieder gewaltsam nieder, laut UNO starben bisher mindestens 4000 Menschen. Mit kleinen gelben Handzetteln bewirbt Adrian die Online-Petition, die Gewalt in Syrien zu beenden. "Das ist meine Hauptaufgabe. Ich bekomme das Material von Amnesty, leite es an meine Leute weiter und die verteilen das dann."
33 Mitglieder hat die Gruppe im Vulkaneifelkreis. Zu den Treffen alle vier bis sechs Wochen kommen aber im Schnitt nur fünf.
"Uns fehlt der Nachwuchs. Vor allem kommen keine jungen Leute nach", erklärt Adrian. "Die schnellen Erfolge bleiben bei dieser Arbeit aus, das fordert Ausdauer."
Weil sich zu wenig Leute zusammentrommeln ließen, fällt auch die für heute geplante Mahnwache zum Internationalen Tag der Menschenrechte aus.
"Ich nehme das aber keinem übel. Die Arbeit bei Amnesty ist trotzdem erforderlich. Und es bringt meiner Meinung nach mehr, die Briefe, Appelle und Postkarten zu verteilen, als sich mit zwei Leuten auf den Brunnenplatz zu stellen", so Adrian. Frustrierend findet der Menschenrechtler da schon eher, wenn sich frei gekämpfte Opfer nicht bedanken. "Wir hatten uns für die Freilassung eines Gefängnisinsassen in Uruguay eingesetzt. Seine Frau hatte einen Kiosk und der haben wir dann Kulis oder Tischdeckchen geschickt, die sie dann verkaufen konnte. Aber als er freikam, haben wir von ihm nie wieder was gehört." Die nächsten paar Jahre will Adrian die Gruppe noch weiter leiten, ein Nachfolger ist bis jetzt nicht in Sicht. "Wenn alle Stricke reißen, müssen wir die Gruppe abmelden. Das würde ich aber nicht als Misserfolg werten. Das ist dann eben der demografische Wandel."
Infos zu den Aktivitäten von Amnesty International gibt es unter www.amnesty-vulkaneifel.de
Extra

Amnesty International ist eine nichtstaatliche Organisation, die sich weltweit für die Menschenrechte einsetzt. Die Aktivisten arbeiten mit der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen als Grundlage. Sie recherchieren zur Umsetzung der Menschenrechte und machen auf Missstände aufmerksam. Gegründet wurde Amnesty International 1961 von einem englischen Rechtsanwalt, der in der Presse wiederholt davon gelesen hat, dass Regierungen ungerechtfertigt gegen die eigene Bevölkerung handeln. Nach eigenen Angaben zählt die Organisation heute mehr als drei Millionen Mitglieder und Unterstützer weltweit. slg

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