Hauptsache, ein Arbeitsplatz entsteht

TRIER. Die Aufarbeitung der Wirtschaftsdaten des Statistischen Landesamtes hat es gezeigt: Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Kreise Trier-Saarburg und Bitburg-Prüm ist innerhalb der Region Trier top. Doch Kirchturmdenken bei der Wirtschaftsförderung ist inzwischen unmodern geworden.

Die nackten Zahlen liegen vor, und schon beginnt in den Amtsstuben das Rätselraten über die Gründe für eine gute oder schlechte Entwicklung der Körperschaften. Zunächst hält Werner Kertels, Referent beim Statistischen Landesamt fest: "Auch wenn die Region Trier immer ein schwaches Gebiet war, so gab es doch seit 1992 eine stetige Aufwärtsentwicklung." Soweit die guten Nachrichten. Allerdings sind die Erwerbstätigen seitdem unproduktiver geworden. Und: Es gibt regionale Unterschiede. Während die Stadt Trier und die Kreise Daun und Bernkastel-Wittlich von ihrerLeistungsfähigkeit her unter dem Landesschnitt bleiben, haben sich Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg überdurchschnittlich gut entwickelt. Dabei bleibt aber unberücksichtigt, ob die Kreise und Städte mehr Großbetriebe oder Mittelständler beheimaten. Auch ist aus der Statistik nicht ersichtlich, dass die Boom-Kreise in der Eifel und an der Mosel die Erfolge zweier großer rheinland-pfälzischen Konversionsprojekte für sich verbuchen können. Im Kreis Bitburg-Prüm hat sich nämlich der Flugplatz Bitburg seit dem Abzug der Amerikaner 1994 zum Renner entwickelt. 20 Millionen Euro Wirtschaftsförderung allein für das ehemalige Militär-Areal haben 150 Betriebe ansiedeln und über 1000 Arbeitsplätze entstehen lassen, wie Rudolf Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm, ermittelt hat. Zudem seien neben den Auswirkungen der Dorferneuerung, dem Ausbau der Autobahn A 60 und der besseren Vermarktung der Eifel als Tourismusgebiet 60 Millionen Euro in die Strukturförderung geflossen. Mit einem solchen Pfund kann der Kreis Daun nicht wuchern. Dass die Produktivität des Eifel-Kreises mit Plus 20 Prozent zwar nur knapp unter dem Landesschnitt liegt, die Leistungsfähigkeit der Erwerbstätigen aber nur noch von Cochem-Zell und Birkenfeld unterschritten wird, macht Peter Klas von der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft Daun-Vulkaneifel an der "gestiegenen Zahl von geringfügig Beschäftigten" fest. Auch wenn das Gewerbegebiet Wiesbaum von Zuzügen aus Nordrhein-Westfalen profitiere, seien zudem 800 Arbeitsplätze in Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern weggefallen. Aushängeschild für zwei Kreise

Das Prestige-Objekt des Kreises Trier-Saarburg ist der Industriepark Region Trier in Föhren-Hetzerath. Immerhin sind auf dem Konversionsgelände seit 1992 knapp 70 Millionen Euro investiert und 1100 neue Arbeitsplätze geschaffen worden, wie die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft des Kreises errechnet hat. "Wir sind auf niedrigem Niveau gestartet", gesteht Trier-Saarburgs Landrat Richard Groß. Denn viele Betriebe hätten ihren Sitz in der Stadt Trier gehabt. Doch mit dem Industriepark sei es auch für Firmen aus dem Oberzentrum und den angrenzenden Kreisen attraktiv geworden, in das Gewerbegebiet mit Autobahnanschluss umzusiedeln. Doch nicht allein für den Kreis Trier-Saarburg ist der Park ein Aushängeschild. Denn das interkommunale Gewerbegebiet liegt mit seiner zweiten - kaum bebauten - Hälfte auf dem Gebiet des Kreises Bernkastel-Wittlich, der in zehn Jahren 800 000 Euro in die Entwicklung gesteckt hat. Eine Tatsache, die die relativ schlechte Wirtschaftsentwicklung zwischen 1992 und 2001 an der Mosel in ein anderes Licht rückt. So war laut Anfons Kuhnen von der Wirtschaftsförderung des Kreises gerade das Jahr 1992 für Bernkastel-Wittlich das beste mit der höchsten Zahl der Industrie-Beschäftigten in der Region Trier. "Der Kreis hat nicht auf gleich hohem Niveau zulegen können", erklärt Kuhnen. Das werde sich aber in den kommenden Jahren wieder ändern, sind sich Kuhnen und Landrat Richard Groß einig. Und auch Triers Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch will sich angesichts der negativen Zahlen für Trier "nicht verrückt machen". Die Stadt habe zwar unter der Abwanderung von Firmen ins preiswertere Umland nach Föhren-Hetzerath oder Trierweiler-Sirzenich gelitten. Doch sei die Arbeitslosenzahl im Vergleich zu den übrigen kreisfreien Städten im Land gesunken. "Da ist es mir egal, ob ein Arbeitsplatz in Föhren oder in Trier entsteht - Hauptsache, er entsteht", sagt Horsch. Immerhin beteillige sich Trier "mit einer erklecklichen Summe" an der Wirtschaftsförderung außerhalb der Stadt. Horsch und Groß haben Visionen: Während die Dezernentin von einer "Wirtschaftsförderungs-Agentur für die ganze Region" spricht, will der Landrat ein internationales Gewerbegebiet mit den Luxemburger Kollegen gründen. Termin des Spatenstichs: noch unbekannt.

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