Kaymers Sehnsucht nach dem nächsten Turniersieg

Alveslohe (dpa) · Von einer Krise beim Putten würde Martin Kaymer nicht sprechen. Aber es ist ganz offensichtlich, dass er mit dem gefühlvollen Golfspiel auf dem Grün hadert.

„Generell bin ich jemand, der nicht oft wechselt, aber in Augusta habe ich mit dem Putter experimentiert“, erzählt der Weltranglisten-Sechste bei einer Stippvisite in Hamburg. Zwar schaffte er beim Masters Anfang April erstmals den Cut, aber Platz 44 am Ende nach einem unbefriedigenden Abschluss auf den unberechenbaren Grüns war dürftig: „Es lag nicht am Putter, es lag an mir“.

Das legendäre Traditionsturnier ist abgehakt, danach kam ein siebter Platz in Kuala Lumpur und sein Fazit: „Um wirklich zufrieden zu sein, muss man gewinnen. Es ist sehr frustrierend, wenn man so geduldig sein muss.“ Den letzten Sieg errang Deutschlands Vorzeige-Golfer im November in Shanghai. Vor dem renommierten Players-Turnier Mitte Mai in Florida ist Kaymer besonders heiß: „Es ist eigentlich das fünfte Major, so hoch ist es von den Weltranglisten-Punkten dotiert. Mir geht es darum, zu gewinnen.“

Um an seine Erfolge von vor zwei Jahren anzuknüpfen, als er die US PGA-Championship gewann, die Weltrangliste anführte und im Ryder Cup mit Europa gegen die USA triumphierte, hat der 27-Jährige seine Wettkampf-Planung umgestellt. Er spielt Turniere in Blöcken und nimmt sich danach Auszeiten, um an seinem sportlichen Stil zu feilen. „Golf spielen können wir alle. Es geht darum, immer wieder die Grundlagen zu üben. Es ist alles nur eine Frage der Zeit, wann der Erfolg kommt“, betont der Profi aus Mettmann.

Er hat seinem Sport alles untergeordnet, will sich aber nicht zu sehr von eigenen und den Erwartungen anderer beeinflussen lassen: „Es geht nicht um Leben und Tod, es ist immer noch ein Spiel. Wenn man es zu sehr will, baut man sich unnötig Hürden auf und die mentale Seite kommt zum Tragen.“ Der Fußballer in der Jugend schwärmt von Lionel Messi: „Der hat es in sich, wurde geboren für den Sport.“ Bei vielen deutschen Golfern, mit denen er vor Jahren auf einem Level war, vermisst er „den Willen, die Liebe zum Golf, das Verliebtsein“.

Beeindruckt hat ihn ein Besuch beim Fed Cup in Stuttgart und die Beobachtung der Tennisspielerinnen Andrea Petkovic und Angelique Kerber: „Zwei leidenschaftliche Personen, aber Petko mit noch mehr Willen.“ Die Leidenschaft im Golf auszuleben, sei sehr schwer. „Die Emotionen muss man zurückhalten“.

Er vermisse Konkurrenz aus dem eigenen Lager, sagt der in Scottsdale trainierende Sportstar. Viel zu wenige Hoffnungen bringe der Golfsport in Deutschland hervor. Beim Übergang vom Talent zum erfolgreichen Spieler mangele es zudem vielen Golfern an dem Fokus: „Bei einigen fehlt die Leidenschaft.“

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