Torres: Die schnellste Mama der Welt greift nochmal an

Omaha (dpa) · Sie ist die „Oma“ in Omaha - und will es den Schwimm-Küken ein letztes Mal zeigen. In Peking 2008 war Dara Torres mit 41 Jahren bereits „Dino“ Dara und gewann dennoch dreimal Silber. Über die 50 Meter Freistil verhinderte nur Britta Steffen um 1/100 Gold.

Torres galt anschließend als Inspiration für alle „Baby Boomer“ und als „schnellste Mama der Welt.“ Im Alter von 45 Jahren peilt sie nun ihre sechsten Sommerspiele an. Über die 50 Meter Freistil will sie sich bei den amerikanischen Olympia-Ausscheidungen in Omaha/Nebraska für London qualifizieren.

„Wenn ich nur ein Rennen schwimmen müsste, wäre die Qualifikation wohl kein Thema“, sagt Torres. „Aber ich muss dreimal ran und mein Körper regeneriert einfach nicht mehr so schnell. Das ist mein Problem.“ Denn am Sonntag muss sie Vorlauf und Halbfinale überstehen und am Montag im Endlauf mindestens Zweite werden.

Tochter Tessa ist mittlerweile sechs Jahre und wird im CenturyLink Center von Omaha die Daumen drücken, wenn Mama zum „definitiv letzten Mal“ den Kampf der Generationen aufnimmt. Viele ihrer Kontrahentinnen könnten ihre Kinder im gehobenen Teenager-Alter sein. „Ich muss realistisch sein. Ich bin jetzt 45, das ist viel näher dran an 50“ , sagt Torres, die dennoch weiterhin nach dem Motto ihres Buches lebt: „Alter ist nur eine Zahl.“

Seit ihrer Olympia-Premiere 1984 in Los Angeles hat die Kalifornierin ein Dutzend Medaillen bei Sommerspielen gewonnen. Das sagt alles und nimmt den Druck. „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Mir geht's nicht um Medaillen, davon habe ich genug.“

Trotzdem trainiert sie fünfmal pro Woche so hart, als ginge es darum, erstmals das Olympia-Ticket zu lösen. Warum? Weil Torres weiß, dass sie in Topform zumindest auf der kurzen Sprint-Strecke immer noch mit den Besten der Welt mithalten kann. Mit 25,36 Sekunden ist sie in der Weltjahresbestenliste zwar nur auf Platz 59 geführt - aber diese Zeit stammt von Ende März. Ihr deutscher Coach Michael Lohberg ist im April 2011 nach langjähriger Krankheit an einer seltenen Blut-Anomalie gestorben. Ohne ihn, betont Torres, hätte sie es nach der Geburt ihrer Tochter im April 2006 wohl nie zurück in die Weltspitze geschafft. Lohbergs Assistent Bruno Darzi will jetzt das Projekt London mit Torres zu Ende bringen.

Für ihr großes Ziel ließ sie sich im Herbst 2009 bei einem Spezialisten in Boston sogar den Oberschenkel-Knochen durchsägen. Torres litt unter Arthritis, der Gelenkknorpel im linken Knie war verschwunden - oder wie sie es nennt: „Klassischer Fall von Knochen auf Knochen.“ Durch den Eingriff wurde der Druck von der Kniescheibe genommen und dort neuer Knorpel eingesetzt. Torres verbrachte ein Jahr in der Reha blieb aber im amerikanischen Doping-Testprogramm - auf eigenen Wunsch. Sollte sie diesmal erneut die Olympia-Qualifikation schaffen könne ihr niemand Doping unterstellen. „Niemand kann fragen, was ich eigentlich in meinem Jahr Pause so gemacht habe.“

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