Korkfehler verfliegen mit der Zeit

Der Korkschmecker ist ein leidiges, stets aufs Neue ärgerliches Problem - und er ist der häufigste individuelle Weinfehler. Man hat herausgefunden, dass in den allermeisten Fällen eine Pilzinfektion des verwendeten Korkmaterials die Schuld am schlechten Geschmack des Weins trägt.

Im Zuge dieser Infektion entsteht eine 2,4,6-Trichloranisol (TCA) genannte Substanz, die für die menschlichen Sinne schon ab einer Konzentration von wenigen Milliardstel Gramm pro Liter als muffig-schimmeliger Ton schmeckbar ist.

Entgegen mancher Vermutung verflüchtigt sich dieser Geschmack jedoch leider keinesfalls nach einiger Zeit. Es bringt also gar nichts, den Wein erst noch etwas "atmen" zu lassen oder gar zu dekantieren. Ganz im Gegenteil: Oft wird das "Aroma" des Korkschmeckers dadurch sogar noch intensiviert. Dennoch kann es manchmal tatsächlich vorkommen, dass sich ein zunächst eher muffiger Wein nach einiger Zeit zu erholen scheint und klarer im Aroma wird. Dies hat dann allerdings nichts mit einem echten Korkfehler zu tun, sondern hängt mit einem vorschnellen Urteil zusammen. So wurde ein sich alsbald verflüchtigender Muff- oder Holzton, vielleicht sogar ein spezifisches Weinaroma, möglicherweise anfangs zu Unrecht als "Kork" gerügt.

In Streitfällen hilft ein altbewährter Trick: Einfach den Probeschluck mit etwa gleich viel Wasser vermischen. Dadurch wird das Weinaroma verdünnt und ein echter Korkschmecker tritt deutlicher hervor. Übrigens: Auch in alten, schlecht gepflegten Holzfässern kann unter Umständen TCA entstehen. Ein Wein aus einem solchen Gebinde wird dann selbst in Schraubverschlussflaschen einen "Korkfehler" aufweisen.

aus: Frank Kämmers "Kleines Lexikon der Wein-Irrtümer"

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