Natur – auch beim Kork?

E s ist immer wieder ein feines Gefühl, eine Weinflasche zu entkorken. Vor allem dann, wenn man nicht genau weiß, was einen erwartet. Man hat das Etikett gelesen, die Flaschenform begutachtet und setzt nun den Korkenzieher an.

Es ist stets ein wohliges Ritual. Aber in letzter Zeit wird dieses Ritual immer öfter getrübt, denn stets stellt sich mir die Frage: Hat der Wein Korkgeschmack oder nicht? Für einen Weingenießer gibt es kaum etwas Unangenehmeres und Ärgerlicheres, als diesen penetranten Geruch und Geschmack in Nase und Gaumen schmecken und riechen zu müssen. Für mich war der Naturkork immer der einzig wahre Flaschenverschluss. Doch weil sich inzwischen die "Korkschmecker" derart häufen, muss ich meine Meinung revidieren. Auch deshalb, weil es heute Alternativen gibt, die den Weingenuss nur bedingt trüben. Zum Beispiel Kunststoffkorken in geschickter Korkoptik. Der Nachteil: Noch weiß niemand so genau, wie lange sich der Wein in Flaschen mit Plastikkorkverschluss hält. Für Weine, die spätestens nach zwei, drei Jahren getrunken werden, ist der Plastikkorken in Ordnung. Eine Alternative für hochwertige Weine, die oftmals viele Jahre im Keller liegen, ist wohl eher der Glasverschluss. Ein dünner, kaum sichtbarer Kunststoffring dichtet ab. Der Glasverschluss sieht edel aus und macht jeder Spät- und Auslese alle Ehre. Aber er ist ziemlich teuer. Andererseits: Wenn ich jede achte bis zehnte Flasche in den Abguss kippen muss, weil er nach Korkmuff riecht, dann ist ein teurer Verschluss im Endeffekt viel billiger. Winfried Simon

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