"Chevy" packt die Kids ein

Trier · Mit dem Orlando betritt die GM-Tochter ein neues Fahrzeugsegment.

Was sich vor einigen Jahren schon auf unseren heimischen Märkten vollzogen hat, das wird jetzt auch im Ursprungsland der südkoreanischen Marke Daewoo (bittere) Realität. Die GM-Tochter Chevrolet wird in den südkoreanischen Markt eintreten. Gleichzeitig wird sich GM Daewoo zum Ende des ersten Quartals 2011 in GM Korea Co. umbenennen. Damit ist das Ende der Marke Daewoo endgültig besiegelt. Chevrolet, im US-Automobilgeschäft über Jahrzehnte eine Ikone, macht sich derweil auf den außer-nordamerikanischen Märkten vor allem als Hersteller preisgünstiger Fahrzeuge im Kompakt- und Mittelklasse-Bereich sowie bei den SUV's einen Namen.

Mit dem "Orlando", einem Mittelstück aus SUV und Großraumlimousine, geht die GM-Tochter jetzt auch in das Segment der Familienfahrzeuge, um dort mit den bekannten klassischen Tugenden zu punkten: Komplettausstattung bei überschaubarem Preisgefüge. Der unter 20.000 Euro liegende Einstiegspreis (18.990 Euro) soll als Steigbügelhalter herhalten. Fest zu halten bleibt auch bei dieser Neuentwicklung, dass sich "Chevy" immer mehr vom vermaledeiten Billigheimer-Image der südkoreanischen Ahnen entfernt und mit Produkten aufwartet, die in immer mehr Bereichen des automobilen Kerngeschäftes eine wirkliche Alternative sind

Der Orlando ist ein Fahrzeug, das auf den ersten Blick nicht nur wegen des wuchtigen "Chevy-Kreuzes" im Kühlergrill seine US-Herkunft nicht verleugnen kann und wohl auch nicht will. Kräftig und dominant, mit klaren Linien und eben solchen Strukturen kommt der Orlando daher. Von der Erscheinung her tendiert der kantige US-Boy in die Richtung von VW Touran oder Sharan, obwohl beide Wolfsburger Modelle etwas beschwingter und fließender geschnitten sind. Chevrolet ist beim Orlando dem klassischen Modell der aufschwingenden Türen gefolgt und hat sich nicht, wie etwa Mazda bei seinem Modell Mazda5 dem Schiebetüren-Prinzip verschrieben. Statt dessen ist auffällig, dass sich der als oft als Low-Budget-Anbieter geziehene Autobau dieses Mal mit qualitativ ansprechender und Ausstattung und hochwertigem Material im Bereich der "Familienkutschen" sein Stück vom Kuchen ab zu schneiden gedenkt.

Der Chevrolet Orlando ist ein Siebensitzer, wobei die dritte Reihe vollständig versenkbar ist und mit einem ebenen Ladeboden aufwartet. Das ist für den Transport sperriger Güter beispielsweise fürs Kinderzimmer ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Fahrzeug dieser Art leben inhaltlich vor allem von ihrer Kompromissfähigkeit zwischen Personenwagen und Kombi-Qualitäten. Das heißt, dass mitunter der Einstieg auf die hinteren Plätze nicht eben der bequemste ist. Der Einstieg in den "Fond" ist beim Orlando noch recht kommod, außerdem sitzen die "hinteren" Gäste um 40 Millimeter höher als die Mitfahrer der beiden vorderen Sessel.

Dennoch gilt es, bei wechselnder Aufgabenstellung des Fahrzeugs zwischen Anzahl der Reisenden und deren Gepäck den bestmöglichen Konsens zu finden. Das Gepäckvolumen von 89 Liter bei der siebensitzigen Konfiguration schränkt die Ladekapazität doch erheblich ein. Ist das Fahrzeug jedoch als Fünfsitzer ausgelegt, dann stehen mindestens 454 Liter zur Verfügung. Hinter den Vordersitzen steht insgesamt knapp 1500 Liter freier Raum zur Verfügung, sollte das einmal erforderlich sein.

Wer mit der Familie lange Fahrten, etwa in den Urlaub oder zu Verwandtenbesuchen antritt, der wird sich über die ergonomisch gut ausgeformten Sitze im Orlando freuen. Ein Umstand, der bisher nicht unbedingt zu den Stärken US-amerikanischer Produkte gehörte. Auch die von den Amis her gewöhnte "Plastikwüste" im Interieur hat erfreulicherweise abgenommen. Materialien und Verarbeitungen machen einen durchaus ansprechbaren Eindruck mit Wohlfühl-Ambiente. Dies gilt auch für das Cockpit samt Bildschirm, das sich in dieser Anordnung und Aufteilung in vielen Opel-Modellen wieder findet. Hier greifen wohl schon die Synergie-Effekte bei GM.

Als Antriebsaggregate stehen ein 1,8 Liter großer Benziner mit 141 PS, sowie ein zwei Liter großer Turbodiesel in drei Varianten zur Verfügung. Mit manuellem Sechsgang-Getriebe kann der Motor entweder mit 130 oder 163 PS bestellt werde. Die leistungsstärkere Version kann auch mit einer Sechsgang-Automatik kombiniert werden.

Unser 163 PS starker Selbstzünder machte einen durchaus drehfreudigen Eindruck. Allerdings schwoll der Geräuschpegel des Fronttrieblers doch merklich an, sobald es in höhere Drehzahlbereiche ging. Dagegen helfen dann rasche Gangwechsel, bei denen sich die Schaltkulisse als durchaus gefügig erwies.

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