Gaspreise im Aufwärtstrend - aber kein Preisschock im Herbst

Düsseldorf (dpa) · Werden die Tage kühler, steigt der Gasverbrauch. Für die Versorger oft ein Grund, an der Preisschraube zu drehen. Doch die große Preiswelle zu Beginn der Heizperiode im Herbst brauste diesmal nicht heran.

 Werden die Tage kühler, steigt der Gasverbrauch. Entsprechend erhöhen die Versorger zum 1. Oktober gern die Preise. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Werden die Tage kühler, steigt der Gasverbrauch. Entsprechend erhöhen die Versorger zum 1. Oktober gern die Preise. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Wenn die Nachfrage steigt, geht meist auch der Preis nach oben. Doch in diesem Jahr bleibt zum Beginn der Heizperiode im Herbst die große Erhöhungswelle beim Gaspreis aus - ganz anders als im vergangenen Jahr. Tatsächlich haben Vergleichsportale im Internet wie Toptarif, Verivox oder Check24 nur einige Dutzend Gasversorger registriert, die zum 1. Oktober ihre Preise erhöhen. Viele davon kamen in allerletzter Minute zum Stichtag am 20. August mit der Ankündigung von Preiserhöhungen um die Ecke. Insgesamt erhöhen zwischen August und November in diesem Jahr gut 60 Anbieter die Preise. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum knapp 400 Versorger.

Die Zurückhaltung der Versorger zeigt, wie vorsichtig die Unternehmen zur Zeit am Markt agieren, wenn es um Preise geht. Sie wollen ihre Kunden nicht vergraulen oder schlimmer noch: an Konkurrenten verlieren. Ein Blick auf die addierten Zahlen von Januar bis heute verrät allerdings: Gaspreiserhöhungen hat es aber im Verlauf dieses Jahres gegeben. Check24 nennt gut 170 Versorger, die Anpassungen vorgenommen haben, darunter die Energieversorger Eon und RWE. Eon wies darauf hin, dass der Konzern 2009 dreimal den Preise gesenkt und dann in den Folgejahren stabil gehalten habe.

Tatsächlich ist der Markt in den vergangenen Jahren ordentlich durchgerüttelt worden. Ein Blick auf die Entwicklung der durchschnittlichen Gaspreise der Grundversorger und Wettbewerber in den vergangenen Jahren zeigt: Nach einer Spitze Ende 2008 brachen die Gaspreise ein und legten erst wieder 2011 leicht zu. Hintergrund waren die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, neue Gasvorkommen in den USA sowie der verstärkte Zufluss von Flüssiggas. Gas war auf den Märkten plötzlich im Überfluss vorhanden.

Das übte einen Druck auf die Preise aus. Unternehmen wie Eon, das langfristige Bezugsverträge unter anderem mit der russischen Gazprom, aber auch mit anderen Lieferanten vereinbart hatte, bekamen Probleme. Eon musste Preissenkungen mitgehen, das Gasgeschäft wurde defizitär. Erst vor wenigen Wochen gelang es, die Verträge mit Gazprom erfolgreich nachzuverhandeln. Doch neu zu verteilen habe das Unternehmen nichts, stellte Vorstandschef Johannes Teyssen noch vor wenigen Tagen klar und erstickte damit alle Hoffnungen auf günstigere Gaspreise im Keim. Eon habe Preisabschläge bereits vorher in den Markt gegeben.

Und dort gewinnt der Wettbewerb an Schärfe. Über 800 Anbieter tummeln sich auf dem Gasmarkt. Die rund 12,5 Millionen Gas-Haushaltskunden in Deutschland können heute nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Durchschnitt zwischen 37 Anbietern wählen, beim Strom sind es sogar mehr als 100 Versorger.

Zwischen dem günstigsten und teuersten Gasversorger gibt es je nach Haushaltsgröße und Versorgungsgebiete erhebliche Preisdifferenzen. Im Schnitt können durch einen Wechsel zum günstigsten Anbieter 700 Euro gespart werden, schreibt der Bund der Energieverbraucher in seinem neuen Ratgeber „Energie für Verbraucher“. Der Anbieterwechsel gilt nach wie vor als stärkste Waffe der Kunden gegen Preiserhöhungen. Tatsächlich nutzen immer mehr Menschen diese Möglichkeit: Laut BDEW ist die Wechslerquote auf dem Gasmarkt im vergangenen Jahr auf 14 Prozent angestiegen. Das wären immerhin schon gut 1,7 Millionen Haushalte in Deutschland.

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