Nachbarschaftshilfe mal anders

Meerbusch (dpa-infocom) · Tausch- und Leihplattformen im Netz boomen. Jetzt wird auch Hilfe unter Nachbarn online angeboten. Die Macher von machbar-nachbar.de setzen dabei auf das Prinzip Geben und Nehmen - Bezahlen ist verpönt.

 Hier kann man Hilfe bekommen und selber anbieten: Auch machbar-nachbar.de helfen Menschen sich gegenseitig. Foto: machbar-nachbar.de

Hier kann man Hilfe bekommen und selber anbieten: Auch machbar-nachbar.de helfen Menschen sich gegenseitig. Foto: machbar-nachbar.de

Nachbarschaftshilfe ist in Zeiten anonymer Wohnsiedlungen, häufiger Wohnungswechsel und Do-It-Yourself-Anleitungen im Netz etwas aus der Mode gekommen. Doch nicht jeder kann sich bei anstehenden Arbeiten den passenden Profi ins Haus holen. Daher ist die Hilfe von Menschen aus der Nachbarschaft manchmal doch ganz praktisch.

Das haben sich auch die Macher von „Machbar, Nachbar!“ gedacht. Das Webportal hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Nachbarschaftshilfe auch in Städten salonfähig zu machen. Nutzer, die sich kostenlos anmelden, suchen entweder nach einer helfenden Hand für Tätigkeiten, die gerade erledigt werden müssen. Oder sie bieten selbst ihre Dienste an und stellen Vorschläge ein, bei welcher Arbeit ? körperlich oder geistig ? sie helfen könnten.

Die Seite setzt dabei auf das Konzept Geben und Nehmen: Alles geht ohne Bezahlung über die Bühne. Wer Hilfe in Anspruch nimmt, soll selbst auch helfen. Falls das einmal nicht möglich ist - was vorkommt -, gibt es sogenannte „Machbars“. Das ist eine virtuelle Ersatzwährung, die aber nur im Ausnahmefall eingesetzt werden soll, um einen hilfreichen Nachbar zu 'bezahlen'. Jedes neue Mitglied erhält zu Beginn zehn Machbars. Den virtuellen Kontostand kann man nur durch eigene Dienstleistungen erhöhen, kaufen lassen sich Machbars nicht.

Das Projekt leidet derzeit aber noch unter zwei Defiziten: Zum einen gibt aktuell zu wenig Nutzer, was es für Neuankömmlinge schwer macht, passende Angebote zu finden. Das ist aber das klassische Henne-Ei-Problem, an dem auch heutige Internet-Größen wie eBay oder Facebook einst zu knabbern hatten.

Zum anderen verstehen aber einige der Mitglieder die Idee der Seite nicht und nutzen sie vielmehr als eine Art Kleinanzeigenplattform, um nicht mehr genutzte Gegenstände zu verschenken. Auch Angebote gegen Bezahlung sind zu finden, was dem Ansinnen der Gründer von „Machbar, Nachbar!“ absolut widerspricht.

Die Idee, Nachbarn seine eigene Arbeitskraft unentgeltlich anzubieten, um bei Bedarf selbst einmal auf deren Hilfe zurückzugreifen, ist reizvoll, aber nicht neu. Sogenannte Shareconomy-Plattformen wie leihdirwas.de oder frents.com sprießen derzeit zahlreich im Netz. So gibt es viele Webseiten, auf denen Menschen Gegenstände zum Verleihen anbieten, die man selten benötigt und sich deswegen nicht gleich kaufen will, wie etwa Bohrmaschinen, Projektoren oder spezielles Küchenzubehör.

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