China als Weltmacht integrieren

Im Rahmen der Vortags-Reihe "Brennpunkt Geschichte" referierte der ehemalige deutsche Botschafter in China, Konrad Seitz, über den Aufstieg Chinas zur neuen Weltmacht.

 China im Brennpunkt der Geschichte: Der Vorsitzende des Geschichtsvereins „Prümer Land“, Volker Blindert, China-Experte Konrad Seitz und der zweite Vorsitzende des Geschichtsvereins Andreas Backes (von links) nahmen das Reich der Mitte unter die Lupe. TV-Foto: Lothar Kolling

China im Brennpunkt der Geschichte: Der Vorsitzende des Geschichtsvereins „Prümer Land“, Volker Blindert, China-Experte Konrad Seitz und der zweite Vorsitzende des Geschichtsvereins Andreas Backes (von links) nahmen das Reich der Mitte unter die Lupe. TV-Foto: Lothar Kolling

Prüm. (lk) Die Resonanz auf die Veranstaltung mit dem Titel "China - eine Weltmacht kehrt zurück" war groß: Mehr als 200 Besucher kamen in die Kapelle des ehemaligen Konvikts, um den Vortrag von Konrad Seitz, ehemaliger deutscher Botschafter in China, zu hören. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Volker Blindert begrüßte die Gäste und stellte den Referenten vor: "Seitz ist ein ausgesprochener China-Kenner, der Einblicke hinter die Kulissen des Landes vermitteln kann." Seitz studierte in München und Harvard, gehörte zum Planungsstab von Außenminister Genscher und war Botschafter in Indien, Italien und China. In seinem über einstündigen Vortrag befasste er sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Chinas und den Folgen für Deutschland. Auf einen Punkt wies Seitz besonders eindringlich hin: "In Deutschland ist man sich immer noch nicht klar, was China für uns eigentlich bedeutet. Diese Frage aber ist essentiell." Illusionen zur Stellung Deutschlands als Wirtschaftsmacht erteilte er gleich zu Beginn seines Vortrags eine Absage. Beim Vergleich der beiden Volkswirtschaften liege Deutschland weit abgeschlagen hinter China. Seitz geht davon aus, dass das Reich der Mitte bis spätestens 2020 die USA als stärkste Volkswirtschaft abgelöst haben wird. Genauso macht der Redner auf die Probleme des Landes aufmerksam wie Arbeitslosigkeit, Korruption, Schwierigkeiten in der Wasserversorgung und in der Agrarwirtschaft sowie die zunehmende Umweltzerstörung. Der Redner berichtete darüber, wie deutsche Unternehmen Technologien nach China exportierten. "Das Land muss als Weltmacht integriert werden. Mit China haben wir einen verantwortlichen Partner, mit dem man eine neue Welt aufbauen kann." Umso bedenklicher sieht er die Kritik des Westens in der Tibet-Frage und die Überlegungen zu einem Olympia-Boykott. Erstmals seien in China "Abneigungen gegen Europa" spürbar. In Deutschland sei eine Kursänderung notwendig. Das Land müsse sich auf die Branchen besinnen, in denen es immer noch Weltspitze ist. Kritik übte Seitz an der außenpolitischen Haltung: "Mit der derzeitigen wertorientierten Politik werden wir fürchterlich scheitern", sagt Seitz voraus. An den Vortrag schloss sich eine ausgiebige Fragerunde an, in der das Thema Menschenrechte im Zentrum stand.

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