Konzept fürs Erbstück: Neues von der Wittlicher Römervilla

Wittlich · Wittlich hat was von den Römern geerbt. Die Stadt weiß nicht recht, was sie damit tun soll. Jetzt hat der Stadtrat einem Entwicklungskonzept für die Römische Villa zugestimmt, um Fördergeld zu bekommen. Was umgesetzt wird, bleibt ungewiss.

 Ist doch interessant: Unter der Autobahnbrücke liegt eines der größten bekannten römischen Landhäuser nördlich der Alpen. Sichtbar ist nur der teilweise rekonstruierte Mitteltrakt mit dem Schutzdach von 1984. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ist doch interessant: Unter der Autobahnbrücke liegt eines der größten bekannten römischen Landhäuser nördlich der Alpen. Sichtbar ist nur der teilweise rekonstruierte Mitteltrakt mit dem Schutzdach von 1984. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Man nehme einen bedeutenden Bau aus der Römerzeit, überlasse seine Überreste einem Fluss zum Abtragen, baue eine Autobahn drüber und überlege dann, ob man alles zuschüttet, was nach allen Beschädigungen noch übrig ist. Oder kann man doch mehr mit dem Überbleibsel machen, das man gemeinhin "die Villa" nennt, die seit 1984 unter Denkmalschutz steht?Nur ein Leitfaden


Das ist zugespitzt ein Teil der Geschichte der Römischen Villa bei Wittlich. Der zwischen 150 und 200 nach Christus errichtete Landsitz war einst 140 Meter lang und 28 Meter breit und gilt als eine der größten Villen dieser Zeit nördlich der Alpen.
So berühmt wie Triers Porta Nigra ist sie nie geworden. Doch nach all der Zeit des Vergessens ist sie in den Blickpunkt gerückt, nicht nur beim Förderverein Wittlicher Kulturgüter, der sich für das Denkmal einsetzt. Auch der Stadtrat befasst sich seit Jahren mit dem Objekt, ohne recht zu wissen, was man mit dem geerbten Stück am besten anfängt.
Was man damit anfangen könne, das steht in einem Entwicklungskonzept, das jetzt beschlossene Sache ist. Ob seine bausteinartigen Schritte tatsächlich gegangen werden, bleibt ungeklärt. Es geht zunächst ums Geld: denn ohne Konzept keine Zuschüsse, mit Konzept vielleicht. Dabei ist klar, wie Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagte: "Es ist letztlich nur ein Leitfaden. Wir müssen morgen nicht richtig Geld in die Hand nehmen. Nach einer ersten Schätzung sind wir beim Gesamtpaket schon bei einer halben Million Euro, wenn das denn mal hingeht."
Dabei schlägt das Konzept einzeln realisierbare Module vor, die "Kenner, Laien, Stolperer" ansprechen sollen, wie Thorsten Smidt dem Stadtrat erklärte. Smidt ist von der Bonner Firma Kultur- und Tourismusmarketing Projekt 2508, die vor mehr als zwei Jahren den Zuschlag für ein Konzept bekam. Rund 19 000 Euro zahlt die Stadt für diesen Leitfaden.
Eine Idee ist, die Ausmaße der Villa auf den Brückenpfeilern der Autobahn quasi aufzumalen, so dass sie von einem bestimmten Standpunkt aus ein Bild ergeben. Weiterhin soll die erfundene Figur eines römischen Handelsreisenden Besuchern auf Schautafeln und Ähnlichem nahebringen, wie prächtig das Bauwerk einst war. Außerdem soll mit einer Rahmen im Gelände der Blick des Betrachters auf gewünschte Ansichten geleitet werden. Mit allen Bausteinen werde der Blick auf das Denkmal aufgewertet, seine Bedeutung hervorgehoben. Bislang sei es jedenfalls so, dass "auf den ersten Blick die Villa nicht das Ziel, die Attraktion ist, die einen zum Anhalten animiert", sagte Smidt.
Der Rat stimmte mit 20 Ja-, sechs Neinstimmen bei einer Enthaltung zu. Für die Skeptiker sagte Joachim Gerke, SPD, eine Villa im Stadtpark nachzubauen, sei womöglich effektiver.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort