Neues Leben für die alte Wirtschaft

Auw an der Kyll · Verwahrlost und ungenutzt: Die alte Wirtschaft in Auw steht seit mehr als 30 Jahren leer. Nun hat die Ortsgemeinde das verfallene Haus verkauft, das früher Treffpunkt des Ortes war. Bis 2014 soll aus dem alten Gebäude ein Übernachtungsbetrieb werden.

Auw an der Kyll. Die Scherben knirschen bei jedem Schritt unter den Schuhen und bohren sich in die teils herabgerissene, geblümte und verbleichte Tapete. Überall Spinnweben, das Unkraut wächst zur Hintertür hinein und in der Decke sind Löcher. Dass hier 2014 ein Übernachtungsbetrieb aufmachen soll - kaum zu glauben.
Doch Architekt Franz Heinz glaubt fest an seinen Zeitplan. Er hat das Gebäude mit der Familie Roland Heck aus Auw und der Familie Stefan Borne aus Idenheim gekauft. Mit Familie Heck hat er auch das alte Pfarrhaus in Auw vor einigen Jahren erworben und renoviert. Es steht schräg gegenüber der alten Wirtschaft. In kräftigen Farben leuchtet es in der Sonne, Fahrräder lehnen am Tor, und Gäste sitzen draußen unter Sonnenschirmen. "Das Pfarrhaus sah vor vier Jahren nicht viel besser aus als die Wirtschaft", sagt Heinz. Es reizt ihn, alte Gebäude zu kaufen und zu renovieren. "Ich packe gerne selbst an der Baustelle mit an und stecke viel Herzblut rein." Wie viel die Renovierung vermutlich kosten wird, will er nicht sagen.
Das Wirtschaftsgebäude soll ergänzend zum Pfarrhaus gastronomisch genutzt werden. Während das Pfarrhaus Einzel- und Doppelzimmer bereithält, soll das Wirtschaftsgebäude mit Zimmern, in die teilweise bis zu 16 Gäste reinpassen, Gruppen anlocken. Unter dem Motto "Schlafen im Heu" wird in Bettkojen mit Heuunterlage und Leinenabdeckung geschlafen.
Auch einen Namen haben sich die Käufer schon ausgedacht: "MarieL", benannt nach Marie Lay, der letzten Besitzerin des Wirtshauses. Nach ihrem Tod 2002 ging der Besitz des Grundstücks an eine Erbengemeinschaft. Die verkaufte das Grundstück an die Ortsgemeinde Auw, die es 2010 an die heutigen Besitzer verkaufte. Die alte Wirtschaft steht nach Schätzungen des Auwer Bürgers Johann Koster schon seit mehr als 30 Jahren leer.
"Das hier war früher eine klassische Dorfkneipe", erinnert sich Koster. "Es wurde nur getrunken: Schnaps, Bier, Viez und Brantwein." Das führte auch gerne mal zu einer Schlägerei mit den Idenheimern. "Macht, dad a hem kommt", sagte Marie Lay dann fordernd zu den "Iwakyllern" - "Schert euch nach Hause." Doch solche Schlägereien waren eher eine Seltenheit. Sonst wurde gesungen, Skat und Doppelkopf gespielt, an der Theke ein Bier getrunken und ab und zu ein Theaterstück aufgeführt. Das Klavier aus dieser Zeit steht heute noch in diesem Raum.
So schön die alten Zeiten auch waren: Heute ist eine solche klassische Eifelwirtschaft nicht mehr gefragt. Für Pilgergruppen, Fahrradfahrer und Touristen, die sich im Kylltal erholen wollen, ist ein Gastronomiebetrieb mit Restaurant und Übernachtungsmöglichkeit anziehender.
Doch bis die alte Wirtschaft wieder in Betrieb genommen werden kann, sind für Heinz zwei Dinge besonders wichtig: "Ausdauer und Geduld."

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