Manchmal eine Frage der Schulterbreite

Vier Jugendliche haben kürzlich den Container, den ihnen die Gemeinde Kanzem für ihre Treffen zur Verfügung gestellt hatte, zerstört. Mittlerweile sind die Trümmer beseitigt, den Jugendlichen fehlt die kostenlose Behausung. Das Gerede ist geblieben — und nicht wenige glauben irrtümlicherweise, das alles sei Auslöser für das Vorhaben der Verbandsgemeinde Konz gewesen, Heranwachsende besser auf dem Weg ins Erwachsenenleben zu begleiten.

 Besonderer Anziehungspunkt bei der mobilen Jugendarbeit ist in der VG Konz neben dem „feuerroten Spielmobil“ das „webmobil“, das mit mehreren Computerplätzen bis nach Belgien durch die Lande reist und zur Medienerziehung beiträgt. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Besonderer Anziehungspunkt bei der mobilen Jugendarbeit ist in der VG Konz neben dem „feuerroten Spielmobil“ das „webmobil“, das mit mehreren Computerplätzen bis nach Belgien durch die Lande reist und zur Medienerziehung beiträgt. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konz/kanzem. Der Vorfall in Kanzem, bei dem Jugendliche den als Jugendraum genutzten Container zerstört hatten, hat mit dem Plan der Verbandsgemeinde (VG) Konz zur Intensivierung der Jugendarbeit nicht allzu viel zu tun. Es war lediglich ein beispielhaftes Symptom für eine allgemein festzustellende Entwicklung, der die VG entgegenwirken will: Frustrierte, vermutlich oft mit ihren Problemen alleingelassene Jugendliche und Heranwachsende suchen Auswege in Alkoholmissbrauch und Gewalt.Container sollte als Gerätelager dienen

Die Eskalation in Kanzem ist kurz zu beschreiben: Der Gemeinderat hatte einen hölzernen Container gekauft und der Jugend zur Verfügung gestellt. TV-Recherchen ergaben, dass in dem behelfsmäßigen "Jugendheim" — wie in einigen anderen, nicht betreuten Einrichtungen auch — immer wieder "getrunken und randaliert" wurde (Kanzems Ortsbürgermeister Günther Frentzen). Bei derlei Feiern angerichtete Schäden wurden vom Gemeindearbeiter auf Kosten der Allgemeinheit beseitigt, bis der Rat beschloss, dem Treiben ein Ende zu setzen. Die anschließende Zerstörung der Behelfsunterkunft durch einige Jugendliche gehörte zu den Folgen des Beschlusses. Daraufhin wurde mit einigen der betroffenen Elternpaaren eine "Vereinbarung" getroffen, die die Beteiligten zu je 100 Euro Schadenersatz und zehn Stunden gemeinnütziger Arbeit verpflichtete. Frentzen: "Wir hatten vor, den Container, falls möglich, als Geräteschuppen zu nutzen."Die Eskalation bis hin zur extremen Reaktion einiger Hitzköpfe kennzeichnet die vielerorts festzustellende Frustration jugendlicher Mitbürger.Dabei ist die Verbandsgemeinde Konz durchaus "gut aufgestellt", wie es neudeutsch heißt. Das im Wesentlichen aus VG-Mitteln unterhaltene "Haus der Jugend" an der Wiltinger Straße in Konz gilt weithin als beispielhaft, und auch das sogar im gesamten Kreisgebiet eingesetzte Spielmobil sowie das rollende Webmobil sind Beispiele. Dass all dies nicht genug ist, hat die VG Konz längst erkannt. Erster VG-Beigeordneter Karl-Heinz Frieden, in dessen Zuständigkeitsbereich die Jugendarbeit fällt, skizziert im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund einen Plan, der mehr Betreuung der Jugendlichen im Bereich der Verbandsgemeinde Konz vorsieht. Aber wie alle Pläne in dieser Zeit des knappen Gelds steht auch dieser unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit. Wo immer es möglich und sinnvoll ist, sollen Kräfte aus dem Bereich der Pädagogik und der Jugendarbeit eingesetzt werden. Studentische Mitarbeiter könnten gegebenenfalls auf der Basis geringfügiger Beschäftigung arbeiten. Finanzierungsmodelle sind bereits angedacht, aber noch nicht endgültig ausgelotet worden.Zusammenarbeit mit Eltern vielversprechend

Frieden: "Wir werden in den nächsten Wochen an die Gemeinden herantreten. In dieses Projekt könnten auch interessierte Eltern als ehrenamtliche Helfer und Betreuer eingebunden werden. Reizvoll ist unter anderem der Gedanke an eine Zusammenarbeit mit luxemburgischen und belgischen Behörden und Einrichtungen."Frieden sieht auch in der Zusammenarbeit mit interessierten Eltern eine vielversprechende Möglichkeit, sich abzeichnende Eskalationen bereits im Vorfeld abzubauen: "Wir können und wollen nicht alles überwachen. Gelegentlich ist die Herrschaft über den jeweiligen Jugendraum auch eine Frage der Schulterbreite. Da können Erwachsene bisweilen Wunder wirken." Jugendräume in der VG Konz Konz: Haus der Jugend, Jugendraum Roscheid; Konz-Könen: Jugendräume im Obergeschoss der Sporthalle, Nutzung ab Fertigstellung (geplant für 2008), Unterstützung durch Jugendpfleger; Konz-Kommlingen: Jugendraum im Gebäude der Feuerwehr am Dorfplatz; Konz-Oberemmel: Jugendraum im Keller des Pfarrhauses, neue Räume in Planung im Anbau an die Turnhalle; Konzer Tälchen: Jugendraum im Bürgerhaus Krettnach, neuer Jugendraum in Planung; Kanzem: Nach Zerstörung ist kein Jugendraum mehr vorhanden; Nittel: Jugendraum im Bürgerhaus; Tawern: Jugendraum am Markt; Temmels: Jugendraum im Bürgerhaus; Wasserliesch: Jugendraum im Keller der alten Turnhalle (zurzeit geschlossen, Nutzungskonzept wird erstellt, Unterstützung durch Jugendpfleger); Wawern: Jugendraum im Keller des Bürgerhauses; Wellen: Jugendraum im Bürgerhaus; Wiltingen: Jugendraum im Bürgerhaus; In Konz-Filzen/Hamm, Oberbillig, Onsdorf und Pellingen sind keine Jugendräume vorhanden. (kdj)

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