Cusanische Philosophie zum Anfassen

Philosophie als Service: Die Theater-Installation "Ludus Globi" kam in die Geburtsstadt des Ideengebers Cusanus. Im Rahmen des Doppel-Symposions (der TV berichtete) war Cusanus' Globus-Spiel das Herzstück einer umfassenden Inszenierung in der Bernkasteler Pfarrkirche.

 Die „Ludus Globi“-Macher staunen über Spielerin Anna Reuter (rechts), die die Kugel ins Zentrum rollt. TV-Foto: Marita Blahak

Die „Ludus Globi“-Macher staunen über Spielerin Anna Reuter (rechts), die die Kugel ins Zentrum rollt. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. (mbl) Mit dem Projekt "Ludus Globi" wollen die Philosophie- und Theaterstudenten der Universität Hildesheim 2007 die Geisteswissenschaften aus ihrer "überhöhten Ecke herausholen" und sie im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar machen für jedermann. Das Team der Theaterschaffenden und Studenten lud ein, Cusanus mystisches "Globus-Spiel" in modernem Gewand zu erfahren und in die philosophische Welt einzutauchen. Ein Selbstversuch: Ich lasse mir eine Mönchskutte umhängen, lausche gregorianischen Klängen aus dem Kopfhörer und lasse mich per Mikrofon führen - zum Altar und zurück zu einem Spiel auf dem Boden, das neun konzentrische Kreise zeigt. Eine nette "Stewardess" lädt mich zu einem von Cusanus ausgedachten "Lebens-Spiel" ein. Es gilt, eine halbkugelartig ausgehöhlte Holzkugel (Globulus) so ins Rollen zu bringen, dass sie möglichst nah am Mittelpunkt des Spielfeldes ausrollt. Der erste Versuch misslingt, die weiteren sind nicht viel besser. So wie mir, der TV-Mitarbeiterin, ergeht es auch anderen Mutigen. Die Kugel tut nicht das, was der Spieler will - sie ist unberechenbar, unbeeinflussbar in ihrem Lauf. Die großen und auch kleinen Mitspieler erfahren bei ihrem Versuch, die Kugel ins Zentrum zu bringen, hautnah die Grenzen ihrer menschlichen Möglichkeiten. So wie die Kugel nicht perfekt ist, so haben auch die Menschen Ecken und Kanten und versuchen, sich ihrem Ideal immer wieder anzunähern - und schon ist man mittendrin in cusanischer Philosophie. Das Spiel ist ein geeignetes Mittel, "Geist zu vermarkten", bekräftigen die Initiatoren ihre Installation. Und sie begleiten ihre Besucher in Gesprächen und beim Schmökern in philosophischen Texten in der gemütlichen Lounge. Dort stehen bei Bedarf auch sogenannte "Philosopher" bereit, weiterzuhelfen und Diskussionen anzuregen. "Eine Superidee", sagen Ruth Pikell und Elisabeth Hengle. Das Thema habe sie interessiert, und Cusanus sei sehr spannend. Auch die Klasse 4b der Cusanus-Grundschule ließ sich mit ihrer Lehrerin Anne Kirst auf das Experiment "Spiel des Lebens" ein. Schon die Kleinsten haben mit großer Freude spielerisch philosophiert und Spaß an diskussionsreicher, geistiger Betätigung gehabt, sagt Kirst.Wer glaubt, dass hier "philosophische Übung" den Meister macht, kann sich auch weiterhin im geistigen Kugelwerfen erproben - und vielleicht seiner "Mitte" näher kommen. Das Spiel ist Teil des neuen Cusanus-Wanderweges und findet sich nahe dem Minigolfplatz. Kugeln sind dort und im Cusanus-Geburtshaus erhältlich.

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