Früher unentbehrlich, heute Museumsstück

Daun/Prüm/Bitburg · Kesselhaken heißt das Gerät auf Hochdeutsch. Doch in der Eifel kennt man es nur als die Hoahl. Der Haken über dem Feuer im Ofen war früher aus keiner Küche wegzudenken. Er hat eine lange Tradition, die bis in die Bronzezeit reicht.

 Einst Mittelpunkt jeder Küche: die Feuerstelle mit Kesselhaken. Tv-Foto: Alois Mayer

Einst Mittelpunkt jeder Küche: die Feuerstelle mit Kesselhaken. Tv-Foto: Alois Mayer

Daun/Prüm/Bitburg. Er hing früher in jeder Küche der Eifel: der Kesselhaken, auf Platt Hoahl oder Hahl genannt. Das Wort leitet sich ab vom Althochdeutschen hohal oder hohala, was so viel wie Haken bedeutet.
DORF GESCHICHTE(n)



Lange Zeit war dieser eiserne Gegenstand für die Menschen unentbehrlich: Es diente der Zubereitung von Speisen. Funde aus bronzezeitlichen Gräbern dokumentieren, dass dieses wohl wichtigste Gerät schon früh bei der Hausfrau in hohen Ehren stand.
An einer Hahl hingen die Töpfe über dem Feuer. Dereinst kannte man in der bäuerlichen Küche noch keinen geschlossenen Herd. Das Feuer brannte offen unter einem Rauchfang ("dem Hoaschtel"), speziell in großen Kaminen oder über freiem Feuer.
Herd als Mittelpunkt des Hauses


In einem Bauernhaus war die Herdstelle Brennpunkt des Gebäudes. Allein von hier ging Wärme aus. Hier wurde gekocht und gebraten.
Die ein bis zwei Meter lange Hahl besteht aus einem etwa zehn Zentimeter breiten Eisenblatt, das auf einer Seite starke, abwärts gerichtete Zähne besitzt. Je nachdem, wie betucht jemand war, leistete er sich auch ornamentierte und verzierte Kesselhaken.
Der Kesselhaken fand sogar in der Wappenkunde als Figuren im Wappenschild oder Feld ihren Platz als Wappen- oder Heroldsbild, besonders in Niedersachsen und in Süddeutschland.
Das Eisenblatt der Hahl ließ sich in Rahmen nach oben und unten bewegen. Das obere Ende endete in einem Ring, mit dem die Hahl unter dem breiten Rauchfang befestigt werden konnte. Ihr unteres Ende war zu einem Haken geformt.
Daran wurden Kessel oder Töpfe mit oder ohne Beine gehängt. Diese schwebten über dem offenen Feuer und erhitzten die Speisen. Je nach Größe des Betriebs oder Haushalts waren mehrere Hahlen an einem schwenkbaren Balken angebracht.
Einen Zahn zulegen


Mit einem Hebel konnte die Hausfrau je nach Belieben und Notwendigkeit die Kessel hoch oder niedrig über das Feuer hängen. "Sie legte einen Zahn zu" - das bedeutete, der Topf kam näher zur Flamme, und alles kochte dann schneller.
Der Kesselhaken hatte auch rechtsgeschichtlich seine Bedeutung. Beim Übergang eines Hauses von einem Besitzer zum anderen nahm der Grundherr den Kesselhaken ab und gab ihn dem Käufer in die Hand. Anschließend goss er das Feuer aus.
Heute sind die offenen Küchenfeuer moderner Elektrotechnik gewichen, und Rauchfänge in Bauernhäusern oder Wirtschaften sind ebenfalls nicht mehr zu entdecken. Damit endete auch die traditionsreiche Geschichte der Hahl. Sie wurde zum Museumsstück und zum beliebten Sammlerobjekt.Extra

"Sie wird um die Hahl geführt": Überliefert ist, dass nach einer Eheschließung häufig die Braut von ihrem Ehemann (oder den Brautjungfern) mit einem Kochlöffel am Schürzenband "um die Hahl geführt" wurde. In Rengen übernahmen dieses Amt die unverheirateten Burschen des Dorfes. Sie leiteten nicht nur die junge Frau, sondern auch eine neue Magd dreimal um die Hahl. Dabei sagten sie beim ersten Male: "Gott der Vater", beim zweiten Male: "Gott der Sohn", beim dritten Male: "Gott der Heilige Geist". Und zwecks Bekräftigung wurde auch jedes Mal danach ein Schnaps getrunken. Mit diesem Brauch sollte ausgedrückt werden: Ab nun hat die Frau "Gewalt über das häusliche Feuer". Sie ist nun die Herrin - wenn auch nur in der Küche. "Er/Sie hat die Hahl aufgehängt": Diese Redewendung wies auf die Neugründung eines eigenen Hausstandes oder die Einweihung eines Hauses hin. "Dem wurde die Hahl zu heiß": Das bedeutete, dass einer sich, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Staub gemacht hatte. "Es hat vierundzwanzig Zähne (oder: Nasen) und kann doch nicht beißen (oder: schnäuzen)": Kleinere Kinder brachte man mit diesem Rätsel zum Grübeln: "Ich kenne einen armen Schwarzen, der hat nur auf einer Seite Zähne." Gemeint war eine Hahl mit 24 Zähnen.avi

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