Ground Zero, eine Moschee und viel böses Blut

Für 100 Millionen Dollar soll in direkter Nähe zum New Yorker Ground Zero ein "Islamisches Zentrum" inklusive Moschee entstehen. Mehrere Tausend New Yorker haben gegen das Vorhaben demonstriert.

New York. (die) Für den New Yorker Jim Riches - dessen Sohn Jim jr., ein Feuerwehrmann, bei den Terroranschlägen auf das World Trade Center starb - ist es ein "unvorstellbarer Gedanke": eine Moschee nur wenige Schritte von Ground Zero entfernt.

Der New Yorker steht mit seinen Gefühlen nicht allein: Kürzlich kamen im Herzen Manhattans mehrere Tausend Menschen zusammen, um zu demonstrieren. Sie alle wehren sich gegen ein rund 100 Millionen Dollar teures "Islamisches Zentrum", das im Gebäude einer ehemaligen Kleiderfabrik entstehen und auf 13 Stockwerken nicht nur ein Schwimmbad, ein Theater und Fitnessgeräte bieten soll, sondern auch eine Gebetsstätte für bis zu 2000 Muslime.

Das Tauziehen um den Bau des umstrittenen Zentrums, das von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg und vom Finanzausschuss der Bezirksbehörde Manhattan mit Blick auf die damit verbundenen 150 Arbeitsplätze befürwortet wird und nur noch von der Denkmalschutz-Behörde abgesegnet werden muss, hat mittlerweile eine landesweite Dimension erreicht. Die Republikanerin und Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, die 2012 erneut gegen Barack Obama antreten könnte, nutzte jetzt Twitter für eine kurze, aber deutliche Missbilligung: "Friedliebende Muslime, bitte versteht, die Ground-Zero-Moschee ist eine unnötige Provokation. Sie sticht in die Herzen." Und: "Bitte nehmt die Pläne im Interesse einer Heilung zurück."

Zu den Kritikern gehören auch konservative Blogger wie Pamela Geller, die bei der Protestdemonstration redete - und darauf verwies, dass mit dem Bau der Moschee eine Toleranz eingefordert werde, die der Islam sonst konsequent anderen Religionen verweigere: "Wir sollen keine Mohammed-Cartoons drucken, wir sollen den Propheten nicht beim Namen nennen. Aber nun sollen wir einen Schrein hinnehmen, der ausgerechnet jener Ideologie huldigt, die die Attentäter inspirierte."

Eine Rolle in der hitzig geführten Debatte spielt auch der geistige Vater des Zentrums: der Imam Feisal Abdul Rauf, seit 25 Jahren in New York ansässig. Teile seiner Familie stehen Berichten zufolge der in Ägypten verbotenen "Muslim Brotherhood" nahe - einer Organisation, die weltweit eine extrem konservative Anwendung des Islam anstrebt, bei der unter anderem auch die Rechte von Frauen massiv eingeschränkt werden. Enge Kooperation gibt es zwischen der "Muslim Bro therhood" und der radikal-extremen Hamas. Kurz nach den 9/11-Anschlägen hatte Feisal Abdul Rauf in einem vielbeachteten CBS-Interview der Politik der USA eine Mitschuld an den Attacken gegeben.

Der Imam will nun mit dem Projekt eigenen Angaben zufolge einen Beitrag zur Versöhnung der Religionen leisten und sieht, so seine Ehefrau und Sprecherin Daisy Khan, eine "Bereicherung" der Stadt.

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