"Dich krieg ich, du Drecksack"

Farschweiler · Das war mutig: Obwohl der Supermarkt-Räuber von Farschweiler zweimal geschossen hat, haben Besitzerin und Kassierer ihn weiterverfolgt. Doch er konnte mit seiner Beute (rund 1200 Euro) entkommen.

 Kassierer Josef Juchems ist unverletzt. Obwohl der Räuber mit einer Pistole auf ihn feuerte, setzte er die Verfolgung fort. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kassierer Josef Juchems ist unverletzt. Obwohl der Räuber mit einer Pistole auf ihn feuerte, setzte er die Verfolgung fort. TV-Foto: Friedemann Vetter

Farschweiler. Andere hätten nach so einem Erlebnis wahrscheinlich einen Schock fürs Leben, nicht so Mathilde Messerig-Krist (52) und Josef Juchems (60). Die beiden waren am Donnerstagabend Opfer des Raubüberfalls auf einen Edeka-Markt in Farschweiler. Obwohl der Täter zwei Schüsse abgab, nahmen sie furchtlos die Verfolgung auf.
Kaum war der Mann mit rund 1200 Euro geflüchtet, die er sich aus der Kasse geschnappt hatte, hechtete Kassierer Juchems mit den Worten "Dich krieg ich, du Drecksack" hinterher. Vor dem Geschäft sei der Räuber dann ins Straucheln geraten, erzählt Juchems. "Ich dachte schon, jetzt krieg ich ihn, aber da zog er plötzlich seine Pistole und zielte auf mich." Vermutlich sei die Waffe echt gewesen, denn er habe das Mündungsfeuer in der Dunkelheit gesehen. Dann sei der Räuber weitergerannt. "Als er gemerkt hat, dass ich ihn immer noch verfolge, hat er sich umgedreht und wieder auf mich gefeuert", berichtet der 60-Jährige weiter.

Chefin nimmt im Auto Verfolgung auf

Supermarkt-Chefin Mathilde Messerig-Krist ("Ich habe ihm noch den Besen hinterhergeworfen") nahm mit einem Auto die Verfolgung auf, nachdem sie die Schüsse gehört hatte. Nach etwa 150 Metern habe sie den Flüchtenden jedoch aus den Augen verloren. So ging es auch Josef Juchems: "Als er bergauf lief, hatte ich keine Puste mehr. Der war höchstens 20, da hatte ich keine Chance."
Merkwürdig hatte sich der junge Mann, der kurz vor Geschäftsschluss in den Markt gekommen war, schon vor der Tat verhalten. "Der ist die ganze Zeit so komisch zwischen den Regalen hin- und hergelaufen und hatte einen Schal um Mund und Kinn gebunden", sagt Mathilde Messerig-Krist. Sie habe laut zu ihrer Schwester gesagt: "Da ist jemand, ich meine, wir werden heute Abend noch überfallen." Doch die Schwester - geführt wird der Familienbetrieb von fünf Schwestern - habe nur abgewinkt und gesagt, den Mann habe sie schon mittags im Dorf gesehen. Der sei wahrscheinlich bei jemandem zu Besuch.
Doch die Chefin hatte immer noch ein mulmiges Gefühl und ließ das auch Schwager Josef Juchems an der Kasse wissen: "Ich bleibe lieber mal mit dem Besen in deiner Nähe, der da hat es auf unser Geld abgesehen."
Bei der Polizei, die noch nach dem Täter fahndet, haben sich inzwischen mehrere Zeugen gemeldet. Jugendliche aus dem Ort wollen bereits am Mittwochabend einen Mann gesehen haben, der vor dem Geschäft herumlungerte.
In der Bevölkerung ist der Überfall natürlich Gesprächsthema Nummer eins. So meint Luzia Laudwein aus Lorscheid, die immer freitags zum Einkaufen nach Farschweiler fährt: "Man hat schon ein bisschen Angst, wenn man hört, dass hier jemand um sich schießt."

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