Musikalisches Feuerwerk

TRIER-SÜD. (red) Ein außergewöhnliches Silvesterkonzert präsentierte der Orgelbauverein Herz Jesu. Mit einem spektakulären Orgel-Programm zu nächtlicher Stunde ließ der aus Meran angereiste Paolo Oreni das alte Jahr ausklingen.

Als Schüler des weltbekannten Pariser Organisten Jean Guillou präsentierte sich der 25-jährige Italiener als ein Künstler mit musikantisch ausgeprägtem, zuweilen eigenwilligem Form- und Stilbewusstsein. Allein schon die Programmauswahl spiegelte das außergewöhnliche Talent dieses Organisten wider: Marcel Duprés "Allegro deciso" aus der "Evocation" op. 37, Franz Liszts Sinfonische Dichtung "Prometheus" und die Toccata op. 11 von Sergej Prokofjew (die beide letzten Werke wurden von Jean Guillou für Orgel transkribiert) meisterte Paolo Oreni ohne technische Schwierigkeiten. Was er dem Instrument an Klang entlockte, war phänomenal. Freilich stieß die Orgel der Herz-Jesu-Kirche gelegentlich an ihre Grenzen, obgleich sie selbst in Hochgeschwindigkeitspassagen - vor allem den Tonrepetitionen der Prokofjew-Toccata - erstaunlich gut mithielt. Auch die abschließende Improvisation verfehlte ihre Wirkung nicht. Zwei Themen aus dem Publikum - Bachs "Jesus bleibet meine Freude" und die als "Land of hope and glory" bekannte Melodie von Edward Elgar aus Pomp- and Circumstance - verarbeitete und kombinierte Paolo Oreni genial. Der unerschöpfliche Einfallsreichtum, mit dem er den klassischen Themen augenzwinkernd zuleibe rückte, sprühte vor Spiellaune und -witz. Als Zugabe bedankte er sich bei den begeisterten Zuhörern mit Liszts B-A-C-H. Und wie schon im vergangenen Jahr, so zeigte auch dieses Konzert, dass Orgelmusik überhaupt nicht langweilig sein muss - vorausgesetzt, die richtige Idee steckt dahinter und der richtige Organist sitzt am Instrument. Zudem blieb ein stattliches Sümmchen, das der geplanten Orgelrenovierung zufließt.

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