"Das werde ich niemals vergessen"

Bei einem Festgottesdienst und einem Festakt am 23. August wird an die Weihe der St. Nikolauskirche vor 60 Jahren erinnert. Im Vorfeld schilderte im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund der Zeitzeuge Hermann Wagner (74), wie er die völlige Zerstörung der Kirche durch Bombenabwürfe am 2. Januar 1945, den Wiederaufbau und schließlich das Pontifikalamt zur Einweihung am 21. August 1949 erlebte.

 Der 74-jährige Hermann Wagner erinnert sich noch genau an die Zerstörung, den Wiederaufbau und die Weihe der St. Nikolauskirche vor 60 Jahren. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Der 74-jährige Hermann Wagner erinnert sich noch genau an die Zerstörung, den Wiederaufbau und die Weihe der St. Nikolauskirche vor 60 Jahren. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. Wie ein roter Faden zieht sich durch Hermann Wagners Bericht die Bemerkung: "Das werde ich niemals vergessen." Er hat nicht vergessen, wie wunderschön die Kirche früher gebaut und ausgestattet war. Er hat noch von der Weihnachtszeit 1944/45 die Krippe mit den lebensgroßen Figuren in lebhafter Erinnerung.

Und er weiß noch genau, wie er in diesen Tagen morgens früh die Messe diente. "Danach ging es gleich ab in den Wald", erzählt Hermann Wagner und meint damit den Wehrbüsch, in dem sich die Dauner tagsüber zum Schutz vor Luftangriffen in Scharen aufhielten.

Alles war zerstört - bis auf den Tabernakel

 Ein Bild aus alten Zeiten: Messe in der Nikolaus-Kirche in den 50er Jahren. Mit dabei (von links): Alfons Hein, Hermann Wagner und Weihbischof Heinrich Metzroth (2.v.r.)Foto: privat

Ein Bild aus alten Zeiten: Messe in der Nikolaus-Kirche in den 50er Jahren. Mit dabei (von links): Alfons Hein, Hermann Wagner und Weihbischof Heinrich Metzroth (2.v.r.)Foto: privat



"Wenn ich daran denke, bekomme ich Gänsehaut", sagt er über eine Beobachtung, die der damals Zehnjährige machte, als er nach den verheerenden alliierten Bombenabwürfen am 2. Januar 1945 erstmals vor den Trümmern der St. Nikolauskirche stand. "Alles war zerstört, aber obenauf lag unbeschädigt der Tabernakel."

Hermann Wagner war weiterhin Messdiener: Zunächst bei den Gottesdiensten in der Kapelle des alten Dauner Krankenhauses, dann in den Jahren bis 1949, als im damaligen Hotel Hommes eine Notkirche eingerichtet war. Als Messdiener half er beim Aufräumen und Abtragen des Schutts der Nikolauskirche. "Was noch brauchbar war, wurde zum Wiederaufbau verwendet. Was zerstört war, wurde Richtung Krankenhaus und Bahnhofstraße aufgeschüttet", erzählt Wagner.

Einmal hätten er und andere Helfer einen schweren, auf den Türen liegenden Schrank unter den Trümmern entdeckt. "Wir rissen die rückwärtigen Bretter auf und holten die Messgewänder unversehrt heraus", erinnert sich Hermann Wagner an die Bergung des Sakristeischranks. Dass der Wiederaufbau der Kirche in den schweren Nachkriegszeiten so rasch habe realisiert werden können, sei nur durch das Mittun vieler Dauner möglich gewesen, betont Wagner, dessen Großvater Johann Berlingen die heutige Empore schuf.

Mit dem Wiederaufbau von St. Nikolaus Daun als einer der ältesten Kirchen in der Eifel war der Kölner Dombaumeister Willy Weyres (1903-1989) beauftragt worden. 1946 wurde der Grundstein gelegt. Weyres ließ dem alten erhaltenen Turm ein neues Langhaus anfügen, den Turm um drei Meter erhöhen und eine Apsis als Ostabschluss gestalten. Im Inneren wurde die Parabel die alles beherrschende Form.

Am 21. August 1949 zog eine Prozession mit dem Trierer Weihbischof Heinrich Metzroth, dem Dauner Dechanten Johannes Thomas, vielen Priestern aus der Umgebung, Messdienern und Hunderten von Pfarrangehörigen zur St. Nikolauskirche, um ihre Weihe zu feiern. Zu den Messdienern, die ganz vorne dabei waren, gehörten die Dauner Jungen Hermann Wagner und Alfons Hein.

"Wir beide haben den Bischofsstab und das Messbuch gehalten", erzählt Hermann Wagner und deutet auf die Fotografien, die er in einem alten Lederalbum wie einen kostbaren Schatz aufbewahrt.

Als "wichtigen Tag der Erinnerung für die Pfarrgemeinde und die Stadt Daun" bezeichnet Dechant Ludwig Gödert den 60. Jahrestag der Kirchenweihe. Zur Gestaltung des Gedenktages, der am Sonntag, 23. August, stattfindet, sagte der Dechant dem TV, dass um 10.30 Uhr in der Nikolauskirche ein Festhochamt gefeiert werde und um 15 Uhr - ebenfalls in der Kirche - ein Festakt sei, in dessen Rahmen Alois Mayer aus Daun-Pützborn einen Vortrag über die Geschichte des Gebäudes halte.

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