"Entweder geht der Doktor - oder ich!"

Seit mehr als zehn Jahren gehört Elisabeth Jakob, genannt Lisbeth, nicht mehr zum Gerolsteiner Stadtbild. Als Original jedoch lieferte sie mit ihrem Bruder Ede über Jahrzehnte Anekdötchen, die vielen noch in Erinnerung sind. Das berichtet ihre Betreuerin Susanne Duppich.

Hillesheim (fs) Elisabeth Jakob wurde am 28. Juli 1909 in Zeltingen geboren und zog mit ihrer verwitweten Mutter und ihrem Bruder Eduard in jungen Jahren in die Brunnenstadt. Im Jahr 1998 kam sie aus Altersgründen in das Katharinenstift nach Hillesheim, wo sie heute ihren 100. Geburtstag feiert. Selbstverständlich werden an diesem Tag auch Gratulanten aus ihrem früheren Umfeld erwartet.

Stets trippelte sie zwei Meter hinter ihrem Bruder her, und beide unterhielten sich immer lautstark über das, was sie bewegte. Alle Vorübergehenden hörten zwangsläufig - und auch recht neugierig mit.

Eine Tagesreise in Richtung Köln hatten die beiden geplant. Deshalb kauften sie im Bahnhof Fahrkarten für die Fahrt in die Domstadt. Prompt kam von Umstehenden die Frage: "Fahrt ihr nach Köln?" - "Nein", antwortete Ede, "nur in Richtung Köln, muss ja nicht jeder wissen wohin wir fahren."

Gertrud Lang weiß aus ihrer Kinderzeit, dass die Geschwister um die Weihnachtszeit eine besonders aufwendige Krippe in ihrer Wohnung in der Oberen Marktstraße aufbauten. Kamen Besucher, dann griff Ede in die Klaviertasten, und "datt Lis-bethsche" sang dazu. Sie kannte alle Mutter-Gottes-Lieder und jedes Karnevalslied.

Susanne Duppich kennt ihren "Schützling" schon seit 60 Jahren und hält aus Anhänglichkeit zu ihr als Betreuerin fest. Seit sie nicht mehr selbst Auto fährt, kommt sie im Taxi nach Hillesheim und weiß "Lisbethsche" in guten Händen. Feierte die Jubilarin ihren 95. Geburtstag noch recht lebhaft, so wird der 100. ruhiger. Und doch wird allen, die sich an Elisabeth Jakob erinnern, auch ihre Kündigung in den 60er Jahren im alten Krankenhaus wieder einfallen.

Als fleißige und umsichtige Reinigungskraft ärgerte sie sich immer, wenn ein Arzt schnell beim Putzen an ihr vorbeilief und sie, wie sie meinte, wieder von vorne beginnen müsste. Ihre Forderung an die Verwaltung lautete daher. "Entweder geht Dr. Luy oder ich." Doch geblieben sind beide.

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