Ehrenamtliche Ersthelfer: VG Daun liegt vorn im Kreis Vulkaneifel

Daun/Mannebach · Wenn Menschen einen Herzinfarkt erleiden oder einen Unfall haben, sind die Ersthelfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) oft schneller am Einsatzort als der Rettungsdienst. Im Kreis Vulkaneifel ist die Verbandsgemeinde Daun weit vorn: In 33 von 38 Gemeinden gibt es die sogenannten First Responder.

 Schnelle Hilfe: Sascha Singh vom DRK-Kreisverband demonstriert den Einsatz von Atemgerät und Defibrillator.

Schnelle Hilfe: Sascha Singh vom DRK-Kreisverband demonstriert den Einsatz von Atemgerät und Defibrillator.

Foto: Tobias Thieme

Daun/Mannebach. Jedes Mal, wenn für einen Patienten in Mannebach, Bereborn oder Retterath (Verbandsgemeinde Kelberg) Notarzt und Rettungswagen oder Rettungshubschrauber alarmiert werden, wird auch Malte Möbius informiert. Und wenn der 46-Jährige dann nicht gerade in Bendorf am Rhein ist und dort am Gymnasium Sport, Erdkunde oder evangelische Religion unterrichtet, ist er als Erster beim Patienten - noch vor den Mitarbeitern der Rettungswache Kelberg und vor dem in Daun stationierten Notarzt. Dann leitet er Basismaßnahmen und eventuell die Wiederbelebung ein.
Meistens geht es um Atemnot


Dabei kommt Malte Möbius zugute, dass er seit seinem 18. Lebensjahr ehrenamtlich im Rettungsdienst und in der Helferausbildung engagiert ist, als Rettungsassistent über viel Routine verfügt und immer auf dem neuesten Stand ist. "Dass ich mich als Ersthelfer zur Verfügung gestellt habe, hat sich zudem positiv auf unsere Integration im Dorf ausgewirkt", erzählt Möbius, der vor fünf Jahren mit seiner Familie aus dem Münsterland nach Mannebach zog. Mit dem Beschluss, 2400 Euro in die Bestallung eines "First Responder" zu investieren, war die Gemeinde Mannebach 2008 Vorreiterin im Kreis Vulkaneifel. "Es ist eine der wenigen kommunalen Maßnahmen, hinter der die gesamte Bevölkerung steht", erklärt Ortsbürgermeister Walter Eich.
Da in den Nachbardörfern Bereborn (ein Kilometer entfernt) und Retterath (drei Kilometer) kein Ersthelfer zur Verfügung steht, beriefen die Ortsbürgermeister Johannes Schu (Bereborn) und Hermann Hay (Retterath) mit Unterstützung des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Malte Möbius auch zum "Helfer vor Ort". Den meisten Alarmierungen liege Atemnot zugrunde, erklärt Malte Möbius. Auch bei Verdacht auf Herzinfarkt kommt er zum Einsatz - insgesamt mehr als 20 Mal bisher.
In der VG Kelberg steht Möbius als Ersthelfer noch ziemlich einsam da, denn dort gibt es nur ihn. Interesse gebe es noch in Boxberg, erklärt Sascha Singh vom DRK-Kreisverband. Einsame Spitze ist hingegen die VG Daun, und das nicht nur im Kreis, sondern auch bundesweit. "So viele Ersthelfer wie in der VG Daun finden sich nirgendwo in Deutschland", hat Singh recherchiert. Konkret bedeutet das: In 33 von 38 Ortsgemeinden gibt es bereits einen oder mehrere Ersthelfer, insgesamt sind es 49, und weitere werden folgen. Demnächst absolvieren sechs Feuerwehrleute aus Schönbach die Ausbildung.
Ansonsten gibt es im Kreis noch reichlich weiße Flecken: in der VG Obere Kyll gibt es keinen Ersthelfer, in der VG Gerolstein lediglich in Duppach. Dort ist Ortsbürgermeister Gottfried Wawers mit gutem Beispiel vorangegangen und hat sich als Ersthelfer ausbilden lassen. In der VG Hillesheim wird das DRK das Ersthelfer-System im Herbst in allen Gemeinderäten vorstellen. "Wir hoffen, dass wir dann 2013 auch in Hillesheim loslegen können", sagt Sascha Singh. Angesprochen hat er auch die Wehrführer in den Gemeinden, wovon er sich einiges an Resonanz verspricht. Der Bedarf ist aus seiner Sicht auf jeden Fall da: "Im vergangenen Jahr hatten wir rund 180 Einsätze der Ersthelfer."
In Mannebach, Bereborn und Retterath teilen sich die Gemeinden künftig die laufenden Kosten. "Eine gute Idee, eine sinnvolle Investition, eine vorbildliche Initiative", fasst Ortsbürgermeister Eich seine Einschätzung des Ersthelfersystems zusammen.
Infos: DRK-Kreisverband, Telefon 06592/95000, oder E-Mail: ausbildung@drk-kv-daun.de
Extra

 Zu den Ersthelfern gehört Malte Möbius, der für Mannebach, Bereborn und Retterath zuständig ist.

Zu den Ersthelfern gehört Malte Möbius, der für Mannebach, Bereborn und Retterath zuständig ist.

Foto: Brigitte Bettscheider

"First Responder" (englisch für Erstversorger) ist eine Einrichtung außerhalb des Rettungsdienstes, um bei Notfällen die Zeit bis zum Eintreffen eines Rettungsmittels mit qualifizierten basismedizinischen Maßnahmen zu überbrücken. Das Personal hat eine geregelte Ausbildung absolviert, daher erreichen die Hilfeleistungen ein Niveau deutlich oberhalb der Laienhilfe. Die Idee des "First Responder" stammt aus den großen und vergleichsweise dünn besiedelten Flächenlandkreisen in den USA. In Deutschland ging das System erstmals 1986 beim DRK Karlsruhe an den Start. Wer mindestens 18 Jahre alt ist, kann sich ausbilden lassen.bb

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