Ethik als Aushängeschild

Ethik im Unternehmen - dieses Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung. Davon ist Professor Joachim Kohlhof vom Ethik Colleg in Mehren (Kreis Daun) überzeugt. Sein Institut hat Kriterien entwickelt, nach denen sich Unternehmen einem Ethik-Audit stellen und zertifizieren lassen können.

Trier/Mehren. Eine ethisch handelnde Wirtschaft - davon träumen keinesfalls nur realitätsferne Weltverbesserer. Das macht schon das Vorwort des Leitfadens "Ethik im Unternehmen" deutlich, den das Mehrener Ethik Colleg entwickelt hat: Es stammt aus der Feder von Hans-Olaf Henkel, dem ehemaligen Präsidenten des Bundes Deutscher Industrie (BDI). "Dieser Leitfaden sagt den Unternehmen, was sie im konkreten Handeln tun können und berücksichtigt gleichzeitig deren Möglichkeiten und Beschränkungen", schreibt Henkel. Professor Joachim Kohlhof, Leiter des Dauner Instituts, hat zusammen mit seinen Partnern Ulf Dettmann und Curt Berner 450 Kriterien in 36 Kategorien definiert, mit denen sich der ethische Standard eines Unternehmens ermitteln lässt. "Wir wollen den Global Player genauso wie den Bäcker an der Ecke einbeziehen", sagt Kohlhof. Die Standards eigneten sich für alle Unternehmen unabhängig von Branche, Größe, Umsatz und Mitarbeiter-Zahl. Die im Leitfaden zusammengefassten Kriterien sollen nicht nur den Unternehmen selbst Aufschluss darüber geben, wo sie in punkto Ethik stehen, sondern auch Kunden, Lieferanten und potenziellen Mitarbeitern Entscheidungshilfen bieten. Unternehmen können sich anhand der Mehrener Kriterien bei der Dekra Certification GmbH zertifizieren lassen - ein Weg, den laut Kohlhof bisher zwei Firmen erfolgreich beschritten haben. Mehrere weitere stünden derzeit im Zertifizierungs-Verfahren. Die Zertifizierung kostet einen Betrieb mit 50 Mitarbeitern etwa 8000 Euro. Gut investiertes Geld, wie Kohlhof findet. "Unternehmensethische Maßnahmen verlangen von Unternehmen keine unproduktive Wohltätigkeit, sondern können als Investitionen betrachtet werden, die auf Ziele gerichtet sind - wie die Steigerung des Geschäftswerts, die Verbesserung der Wettbewerbsposition, die Erhöhung von Marktanteilen, Kundenbindung und Mitarbeiter-Motivation."Die Kriterien umfassen Themen wie Führung und gerechte Vergütung der Mitarbeiter, Integration, Fort- und Weiterbildung oder inner- und außerbetriebliches Engagement. Gefragt wird beispielsweise auch nach systematischen und regelmäßigen Mitarbeiter-Befragungen, nach der Nutzung von Assessment-Centern als Instrument qualifizierter Personalfindung, nach Umweltprogrammen und flexiblen Arbeitszeit-Modellen. Kohlhof ist überzeugt, dass das Thema Unternehmensethik in Zukunft eine zunehmend wichtigere Rolle spielen wird und verweist auf die jüngsten Wirtschafts-Skandale. Und Hans-Olaf Henkel wünscht, "dass das Buch davon überzeugen kann, dass die Ethik gerade dort zum Tragen kommt, wo sich eine freie Marktwirtschaft entfalten kann - dass aber die Marktwirtschaft auf Dauer nur dann erfolgreich sein wird, wenn alle sich nach den gleichen Spielregeln daran beteiligen können. Und zwar nach Spielregeln, die nicht nur den Nutzen weniger, sondern den Nutzen aller befördern."{routv} Das Buch "Ethik im Unternehmen" ist im Berliner Beuth-Verlag erschienen und kostet 38 Euro. Informationen gibt es im Internet unter www.ethikcolleg.org.

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