Mit jungem DBB-Team in die EM-Qualifikation

Berlin (dpa) · Seine Erfahrung als großer Bruder darf Heiko Schaffartzik nun auch auf dem Basketball-Feld beweisen. In der Rolle des Kapitäns führt der 28-Jährige am Samstag das stark verjüngte deutsche Team in die EM-Qualifikation.

Schaffartzik steht sinnbildlich für den Generationenwechsel unter Bundestrainer Svetislav Pesic. „Für mich ist es cool, weil ich einfach mehr ich selbst sein kann“, sagte der Aufbauspieler vor der Partie gegen Außenseiter Luxemburg in Hagen über seine neue Aufgabe. „Ich habe einen kleinen Bruder, der fünf Jahre jünger ist. Ich habe mein ganzes Leben lang einem anderen Menschen gezeigt, wo es lang geht. Das habe ich in mir drin.“

Für Europameistercoach Pesic sind Schaffartzik und sein Stellvertreter Jan-Hendrik Jagla in seiner zweiten Amtszeit inzwischen schon „meine rechte und linke Handverlängerung“. Nach dem (vorübergehenden?) Abschied der NBA-Stars Dirk Nowitzki und Chris Kaman sowie der Verletzung von Schaffartziks Vorgänger Steffen Hamann müssen die beiden erfahrensten Profis Verantwortung für die Jungspunde übernehmen. „Heiko ist der Point Guard, der alles im Spiel organisiert. Ich versuche, mit den Jungs ein bisschen abseits des Felds zu reden“, umschreibt Bayern-Profi Jagla die Aufteilung. „Die Jungs arbeiten mit vollem Ehrgeiz, sehr viel Lust und Spaß, das steckt natürlich auch die Älteren an.“

Noch im vergangenen Jahr war er selbst mit Disziplinlosigkeit aufgefallen und spielte danach bei der EM in Litauen keine Rolle mehr. „Die Jungs müssen schnell sehen, dass jeder sein Ego an der Tür checken muss und wir uns schnell als Mannschaft finden“, sagte der mit 31 Jahren älteste aktuelle Nationalspieler.

In der Vorbereitung hat sich das Team - bei einem Durchschnittsalter von nur 23,7 Jahren - keiner Allüren verdächtig gemacht, so dass die DBB-Korbjäger als klarer Favorit in die Quali startet. „So ganz schlimm ist die Gruppe ja nicht“, erkannte auch Pesic' Vorgänger Dirk Bauermann mit Blick auf die weiteren Gegner Schweden, Aserbaidschan und Bulgarien, das als einziger Kontrahent auf der Weltrangliste geführt ist. Bereits ein zweiter Platz reicht dabei für die Teilnahme an der Europameisterschaft 2013 in Slowenien.

Zuversichtlich sei er sowieso immer, scherzte Pesic schon vor dem ersten Pflichtspiel. Und doch: „Qualifikationsspiele sind immer eine gefährliche Aufgabe, wir haben nicht die Erfahrung in diesen Spielen wie zum Beispiel Bulgarien“, warnt der serbische Trainerfuchs vor den ersten deutschen Pflichtpartien außerhalb eines Turniers seit acht Jahren.

„Unsere Talente müssen jetzt zum ersten Mal die Verantwortung für den entscheidenden Wurf übernehmen“, fordert der 62-Jährige. Wenn dies gelingt, könnte der Europameister von 1993 selbst ohne Nowitzki wieder international im Kreis der Besten mitspielen. „Deutschland muss wieder bei großen Turnieren vertreten sein“, sagt Pesic über die langfristigen Ziele. Spätestens bei Olympia 2016 in Rio hätte sich wohl das junge Team mit seinen Anführern Schaffartzik und Jagla auch die nötige internationale Erfahrung verschafft.

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