Freudenburg/Mertesdorf/Hermeskeil Der Kultur auf dem Land und der Geist von Jimi Hendrix

Freudenburg/Mertesdorf/Hermeskeil · Weshalb Bands des berühmten Woodstock-Festivals in den Landkreis Trier-Saarburg kommen. Und warum der Betreiber einer der beliebtesten Musikorte der Region zu Beginn der 18-jährigen Geschichte fast das Handtuch geworfen hätte.

 Kultur mit Durchhaltevermögen: In der Mertesdorfer Karlsmühle gibt es seit 2000 jeden Mittwoch Livemusik.

Kultur mit Durchhaltevermögen: In der Mertesdorfer Karlsmühle gibt es seit 2000 jeden Mittwoch Livemusik.

Foto: Volksfreund/unterschiedlich

Klickt man auf der Homepage des Landkreises Trier-Saarburg auf die Rubrik „Kultur“, liest man erstmal von der „Prachtentfaltung römischer Kultur“. Dann von Burgen, Kirchen und historischen Wohnhäusern. Auch das Angebot an Kabarett, Kunst und Musik scheint wenig Wünsche offen zu lassen. Doch wohin das Auge blickt: Trier, Trier, Trier. Theater der Stadt Trier, Philharmonisches Orchester der Stadt Trier, Arena Trier. Trier überragt kulturell alles – und wenn Trier zu klein ist, etwa für internationale Stars, dann ab nach Luxemburg. Dabei hat der Landkreis doch auch in den ländlichen Räumen von Hermeskeil bis Freudenburg so viel zu bieten. Wer die Kultur vor der eigenen Haustüre nicht entdecken möchte, sollte hier aufhören zu lesen.

Manfred Weber, Betreiber des Freudenburger Ducsaals, zeigt, wie man auch außerhalb einer Großstadt erfolgreich Kultur macht, und das seit 36 Jahren. Er ist stolz darauf zu sagen, dass der Ducsaal mittlerweile zu den populärsten Clubs in Deutschland gehört. Er setzt ihn gleich mit dem populären Café Hahn in Koblenz oder dem Quasimodo in Berlin.

Besondere Erfolge sind für Weber die Konzerte mit Bands wie Pur, und dass er vier Bands des Festivals Woodstock empfangen durfte. Richtig gelesen, das Woodstock. Darunter Ritchie Havens und Randy Hansen. Der Gitarrist Hansen spielte in den frühen 1980er Jahren unter anderem mit den Original-Musikern der Jimi Hendrix Experience.

Bis vor drei Jahren hieß die nun bekannte Veranstaltungsreihe „Kultur erleben“ aus Hermeskeil noch Kulturherbst. „Dann wollten wir etwas Neues“, sagt Willi Auler, erster Beigeordneter des dafür zuständigen Vereins. Beim Kulturherbst blieben mehr und mehr die Gäste aus, deshalb entschloss man sich, die Veranstaltungen zu entzerren. Statt eines geballten Kultur-Monats wurden die Konzerte, Musicals und Kaberrettveranstaltungen auf vier Monate ausgeweitet – mit Erfolg.

Die Hermeskeiler Events sind mal in der großen Hochwaldhalle mit einem Fassungsvermögen von 1000 Gästen oder mal im Mehrgenerationenhaus Johanneshaus mit Platz für 250 Besucher. Im Gegensatz zum Ducsaal, der privat betrieben wird, steht hinter dieser Kulturreihe finanziell die Stadt Hermeskeil.

Im Juli 2000 spielt die Formation The Blue Drive in einem Mertesdorfer Etablissement – der eine oder andere kennt die Musiker: Ralph Brauner, Erhard Wollmann und der 2013 verstorbene Oliver Rohles.
Die Technik steht, das Licht ist gesetzt, doch Zuschauer gibt es an diesem Abend keine. Nicht einmal Hotelgäste, und das bei 80 Betten. Für Beny Kündgen, Seniorchef der Karlsmühle, fast schon ein Grund hinzuschmeißen. Die Band sagt nach der Schlappe dennoch: „Wenn du uns brauchst, wir kommen jederzeit wieder.“ Und so sei es auch gewesen, sagt Kündgen. Ein Konzert ohne Zuschauer gab es seit dem nie mehr.

Die Karlsmühle ist die älteste Mühle Deutschlands. Seit dem 4. Jahrhundert gibt es die Zerkleinerungsanlage im heutigen Mertesdorf. 1999 übernahm Beny Kündgen das Hotel, ein Jahr später startete eine Livemusik-Reihe, die unter Musikern höchste Bekanntheit erreicht hat. Wo die Herausforderungen für Kulturschaffende auf dem Lande liegen, wie das so klappt und was Sie, die Gäste, in Zukunft erwartet, lesen Sie im Hintergrund auf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema