Altersgerechter Umbau für kleines Geld

Wetzlar (dpa/tmn) · Das Eigenheim ist schon viele Jahre abbezahlt, da kommen auf Hausbesitzer neue Belastungen zu: Zu niedrige Möbel, zu hohe Schwellen und Treppen werden im Alter zum Hindernis im Alltag. Was tun? Umbauen mit einem Kredit? Es gibt auch Lösungen für wenig Geld.

 Rollstuhlfahrer brauchen mehr Platz in der Wohnung - durch Neuanordnung der Möbel kann man versuchen die Bewegungsfläche zu vergrößern. Foto: Mascha Brichta

Rollstuhlfahrer brauchen mehr Platz in der Wohnung - durch Neuanordnung der Möbel kann man versuchen die Bewegungsfläche zu vergrößern. Foto: Mascha Brichta

Plötzlich fühlt man das Alter. Das merkt man daran, dass beim Treppensteigen die Stufen zu hoch sind. Dass die Badewanne zu tief ist, dass das Bücken zu den Stockdosen zu mühsam wird. Und dann? Umziehen? Denn Umbauten sind teuer. Doch es gibt Möglichkeiten, mit wenig Geld das Haus altersgerecht einzurichten:

Möbel rücken: „Die erste Hilfsmaßnahme ist sicher, dass man die Aufstellung der Möbel prüft und versucht, durch Umstellung der Möbel die vertraute Bewegungsfläche zu vergrößern“, erklärt Irmtraud Swoboda vom Regionalbüro Wetzlar des Verbands Privater Bauherren. Ältere Menschen, die im Haus auf die Unterstützung eines Rollators angewiesen sind, benötigten dafür eine Bewegungsfläche von 1,20 Meter mal 1,20 Meter, Rollstuhlfahrer eine Fläche von 1,50 Meter mal 1,50 Meter. „Vor allen wichtigen Möbeln wie dem Bett oder dem Sessel sollte dieser Freiraum vorhanden sein - ebenso vor den Fenstern, um sie ungehindert öffnen zu können“, rät Swoboda. Platz schaffen bedeutet auch, Stolperfallen zu vermeiden: Teppichböden und losgelöste Bodenbeläge müssen fest verklebt sein, oder sie werden entfernt. Leitungskabel werden aus dem Weg geräumt.

Möbel umarbeiten: Auf den Lieblingssessel muss im Alter keiner verzichten, nur weil die Sitzhöhe nicht komfortabel ist. „Jede Tischlerei kann für wenig Geld etwas anfertigen, dass man unter den Sessel, unter den Tisch oder unter das Bett stellen kann - wie kleine Podeste, die unter das jeweilige Bein passen“, sagt Beraterin Bärbel Hälbig von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung.

Treppen absichern: Treppensteigen fällt vielen älteren Menschen schwer. Ein Treppenlift ist aber teuer. „Es kann sich lohnen, das Stockwerk zu tauschen und den Schlafraum ins Erdgeschoss zu verlegen“, sagt Hälbig. Wer den Weg nach oben weiterhin gehen muss, etwa ins Badezimmer, sollte die Treppen sicher machen. Denn im Alter lässt das Sehvermögen nach, dadurch steigt die Stolpergefahr. „Wichtig sind daher viele Kontraste und eine gute Beleuchtung“, erklärt Amal Khalil vom Verband Wohneigentum. „Das bedeutet, dass alle Ecken und Stolperschwellen gut ausgeleuchtet sind, am besten mit Decken- und Wandleuchten.“ Denn Stehlampen kann man bei einem Sturz leicht umreißen.

Gerade die unterste und die oberste Stufe muss gut zu sehen sein. Es gibt dafür reflektierende Klebestreifen. „Die Lichtschalter sollten farbig oder kontrastreich zur Wand gestaltet sein“, ergänzt Khalil. Nachts helfen Bewegungsmelder im Schlafzimmer oder Flur, die Wege sicherer zu machen.

Küche organisieren: Auch die Küche lässt sich bequemer und sicherer gestalten. „Ältere Menschen können häufig die Oberschränke nur schlecht nutzen, ebenso problematisch sind Unterschränke mit Böden“, sagt Architektin Swoboda. Statt der Böden können Schubladen zum Ausziehen eingebaut werden, Oberschränke werden tiefer gehängt.

Elektrik anpassen: Auch wenn Steckdosen zu tief an der Wand hängen, um sie bequem zu erreichen, muss man sie nicht zwingend verlegen. Es gibt günstige Mehrfachsteckdosen oder Verlängerungskabel, die auf einer angenehmen Höhe an der Wand fixiert werden.

WC erhöhen: Auch beim WC gibt es oft Umbaubedarf, es ist zu niedrig. Das Toilettenbecken lässt sich natürlich gegen ein höheres Austauschen. Preisgünstiger und ohne große Umbauten ist der Tipp von Hälbig: Auf die bestehende WC-Brille kommt eine Sitzerhöhung, die sogar mit Armlehnen als Aufstehhilfen im Sanitätshaus erhältlich ist.

Fliesen absichern: Auf nassen Keramikflächen wie Fliesen rutscht man leicht aus. „Im Badezimmer kann man Anti-Rutsch-Streifen in die Badewanne oder in die Dusche einkleben“, rät Dieckmann. „Beim Auszug kann man diese mit Hilfe eines Föhns auch wieder vollständig entfernen.“ Solche Beläge lassen sich auch vor die Dusche kleben.

Halterungen anbauen: Für sicheren Stand und Halt sorgen Griffe im Bad. Khalil rät, diese an der Dusche, Badewanne, an der Toilette und am Waschbecken zu befestigen. Es gibt mittlerweile Alternativen zu den herkömmlichen Stützen, die nicht mehr fest an der Wand verklebt oder verschraubt werden müssen. Die mobilen Griffe haben einen Saugnapf, der mit einem Schalter aktiviert wird. „Die kann man auch mitnehmen, wenn man in den Urlaub fährt“, erklärt Khalil. „Nicht nur im Bad sind solche Stützgriffe sinnvoll, auch im Korridor - auf beiden Seiten. „Damit wird der Gang sicherer“, sagt Hälbig.

Im Bad kommen Senioren meist nicht um einen altersgerechten Umbau herum. Aber es gibt einen Tipp: Einen Wannenlift können die Krankenkassen zahlen, wenn der Hausarzt ein entsprechendes Rezept ausstellt. Darauf weist Bärbel Hälbig von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung hin. Auch der Staat bietet Fördermöglichkeiten: Die KfW-Bank gibt dafür Zuschüsse und günstige Kredite. Problemstelle ist vor allem ein hoher Einstieg in die Dusche oder Badewanne. „Optimal ist eine bodengleiche Dusche, die so breit gestaltet ist, dass man mit einem Rollstuhl oder einem Rollator reinkommt“, erläutert Amal Khalil vom Verband Wohneigentum.

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