Gärtnern im Quadrat: Gemüseanbau auf kleinstem Raum

Stuttgart (dpa/tmn) · Selbst auf einen Quadratmeter großem Fleck Erde lässt sich ein Gemüsegarten aufziehen. Die Oase kann auch auf einem Balkon stehen. Beim „Square Foot Gardening“ wird aber nicht nur Platz gespart, sondern auch der Verschwendung vorgebeugt.

 Ein Quadrat, unterteilt in neun Felder: Das ist das Beet für das Square Foot Gardening. Foto: BLV Buchverlag/Kristijan Matic

Ein Quadrat, unterteilt in neun Felder: Das ist das Beet für das Square Foot Gardening. Foto: BLV Buchverlag/Kristijan Matic

Der Gemüseanbau im eigenen Garten war lange Zeit ein notwendiges Muss zum Überleben. Das hat sich geändert. Umso verblüffender ist es, dass das Aufziehen von Tomate, Gurke & Co. aktuell voll im Trend liegt. Der Verbraucher will einfach wissen, woher das Gemüse auf seinem Teller stammt. Es gibt inzwischen jede Menge Konzepte, auch noch so kleine Ecken des Gartens effektiv für den Gemüseanbau zu nutzen. Das sogenannte „Square Foot Gardening“, das zu deutsch als „Gärtnern im Quadrat“ bezeichnet wird, ist eines davon.

Die Methode erfand der US-Amerikaner Mel Bartholomew in den späten 70er Jahren. Der Garten ist ein quadratischer Kasten, der etwa 20 Zentimeter hoch und in gleich große Felder eingeteilt ist. „Man muss sich dieses Beet quasi als ein niedriges Hochbeet vorstellen“, erklärt Folko Kullmann, Gartenbau-Ingenieur aus Stuttgart. In jedem Feld wächst eine andere Gemüseart.

„Wenn man Gemüse in Reihen anbaut, wird häufig zu viel gesät oder gepflanzt.“ Und in einem normalen Beet ist zwischen den Pflanzen viel freie Erde vorhanden. „Da wächst Unkraut und man braucht viel Zeit, es zu entfernen“, erklärt Kullmann. Also experimentierte der Erfinder Bartholomew mit dem Anbau. Er verringerte die Reihen- und die Pflanzabstände bis ein quadratisches Beet übrigblieb, das drei englische Fuß im Quadrat misst. Umgerechnet ist es knapp einen Meter mal einen Meter groß, unterteilt in neun Quadrate. Das bringt einen weiteren Vorteil: „So kommt man von allen Seiten bequem an die Pflanzen bei der Ernte“, erklärt der Gartenbau-Ingenieur Kullmann.

Seine persönliche Empfehlung für die Größe weicht etwas von Bartholomew ab: „Ein Kasten mit einer Kantenlänge von einem Meter und 30 mal 30 Zentimeter großen Beeten ist für Pflanzen wie beispielsweise Zucchini eindeutig zu klein“, erklärt Kullmann. Er rät zu einer Kantenlänge von 120 Zentimetern. So hat der Hobbygärtner entweder ein Raster zum Unterteilen in 30 mal 30 Zentimeter oder 40 mal 40 Zentimeter große Pflanzeinheiten. In dem kleineren Raster kann man vor allem Kräuter, Blattsalate oder Radieschen optimal anbauen. Das größere Raster ist ideal für Arten mit einer längeren Kulturdauer wie Tomaten, Paprika und Zucchini.

Der Vorteil des Gärtnern im Quadrats ist vor allem die Tatsache, dass der Hobbygärtner nicht in Versuchung kommt, zu viel auszusäen. „Die Mengen, die man aufzieht, reichen für eine gängige Haushaltsgröße vollkommen aus“, erklärt Kullmann. Hinzu kommt, dass man eine bunte Mischkultur hat, verknüpft mit dem Vorteil der Topfkultur, unabhängig von der Qualität des Bodens gärtnern zu können.

Zum Bau verwendet der Hobbygärtner am besten Leimholzbretter. Der Kasten wird auf die Erde im Garten oder auf eine gepflasterte Fläche gestellt. Ist der Untergrund etwa betoniert, ist es ratsam, einen Holzboden am Kasten zu haben. Durch Löcher kann das Wasser ablaufen. Die Höhe der Einfassung kann dann bis zu 30 Zentimeter hoch sein, damit das Gemüse ausreichend Raum für seine Wurzeln hat. Für Kräuter und Salate reichen 20 Zentimeter Kastenhöhe aus.

„Wie bei einer guten Blumenerde muss das Substrat luftig, krümelig und strukturstabil sein“, erklärt Joachim Mayer, Buchautor aus Gau-Algesheim (Rheinland-Pfalz). Wo es an geeignetem Boden fehlt, empfiehlt der Agraringenieur Dachgartenerden, die sich speziell für die Intensivbegrünung eignen, oder Trogerden, denen man je nach Nährstoffbedarf der Pflanzen bis zu ein Viertel Kompost untermischt.

Literatur:

- Folko Kullmann: Square Foot Gardening - Das Grüner-Daumen-Konzept, BLV-Verlag, München, 2014, 128 Seiten, 16,99 Euro, ISBN-13: 978-3835412279

- Joachim Mayer: Leckeres vom Balkon, G&U Verlag München, 2014, 64 Seiten, 7,99 Euro, ISBN-13: 978-3-8338-3862-0

 In jedem Feld wächst eine andere Pflanze - so reichen die Mengen verschiedener Gemüsesorten, die man später ernten kann, für eine gängige Haushaltsgröße. Foto: BLV Buchverlag/Kristijan Matic

In jedem Feld wächst eine andere Pflanze - so reichen die Mengen verschiedener Gemüsesorten, die man später ernten kann, für eine gängige Haushaltsgröße. Foto: BLV Buchverlag/Kristijan Matic

 Salat aus eigenem Anbau: Wer keinen Garten hat, kann mit Hilfe von Pflanzkästen sein Gemüse ziehen. Foto: Frank Rumpenhorst

Salat aus eigenem Anbau: Wer keinen Garten hat, kann mit Hilfe von Pflanzkästen sein Gemüse ziehen. Foto: Frank Rumpenhorst

- Joachim Mayer: Gemüse biologisch anbauen, G&U Verlag, München, 2013, 64 Seiten, 7,99 Euro, ISBN-13: 978-3-8338-2885-0

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