Wissenschaftler: Klimawandel macht Erträge unsicherer

Güstrow (dpa) · Der Klimawandel wird mehr Extreme bringen und damit die Erträge in der Landwirtschaft unsicherer machen. Aber wohl kein Grund zur Panik: Derzeit produziert Deutschland mehr Fleisch, Getreide, Kartoffeln und Zucker als es braucht.

 Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Erträge im Ackerbau aus. Foto: Arno Burgi

Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Erträge im Ackerbau aus. Foto: Arno Burgi

Mit dem Klimawandel wird nach Ansicht des Kieler Agrarwissenschaftlers Friedhelm Taube die Ertragssicherheit im Ackerbau in Deutschland abnehmen. Die günstigen Bedingungen für Brotweizen in Norddeutschland würden häufiger unterbrochen werden.

Dazu gehören ausreichend Wasser und niedrige Temperaturen im Frühjahr. Bei hohen Temperaturen zur Blütezeit des Weizens sinke der Ertrag, so Taube. Klimaanpassungsstrategien in der Züchtung bei Weizen oder Raps würden ebenfalls zu Lasten der Erträge gehen. Ein Zuchtfortschritt ist nach Ansicht des Professors an der Christian-Albrechts-Universität Kiel nur noch bei Zuckerrüben zu erwarten.

Die Ernährung in Deutschland sei dennoch gesichert, meinte er. Deutschland versorge sich bei Getreide zu 100 bis 110 Prozent selbst, bei Kartoffeln zu 140 und bei Zucker zu 120 Prozent. Bei Fleisch seien es trotz einer Verringerung der Rindfleischproduktion 110 bis 120 Prozent. Bei Eiern werde der Bedarf zu 70 bis 75 Prozent gedeckt, bei Ölsaaten zu 55 Prozent. Das liegt Taube zufolge am stabil hohen Import von Soja als Tierfutter. „Der Sojaimport ist prinzipiell nicht schlecht“, sagte er. Soja wachse in Lateinamerika besser. Der Anbau von Eiweißpflanzen in Deutschland verdränge Kulturen, die hier besser wachsen.

Höher als in Deutschland ist der Selbstversorgungsgrad in Europa nur noch in den Niederlanden, sagte Taube. Das Problem sei: „Fleisch wird exportiert, aber die Gülle bleibt hier.“ Im Ackerbau sei das Problem die Überversorgung mit Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor, die in den Gewässern landen und über die Flüsse in Nord- und Ostsee getragen werden. Alle Ziele, den Nitratgehalt im Wasser und die Emissionen von Ammoniak und Treibhausgasen in die Luft zu reduzieren oder zu begrenzen, seien in Deutschland bislang verfehlt worden.

Taube plädierte für einen Anteil von zehn Prozent Ökolandbau auch in Regionen, die für den Ackerbau günstig sind. Oft weichen Biobauern auf schlechte Böden aus. Dabei entstehen nach Taubes Rechnung im Ökolandbau nicht weniger Treibhausgase als beim konventionellen Ackerbau. Die Emission sei zwar um den Faktor drei geringer, doch werde auch nur ein Drittel der Erträge erreicht, so dass die Treibhausgase pro Tonne Getreide gleich seien. Überlegen sei der Ökolandbau allerdings beim Artenschutz. Vor allem Wiesenvögel und Insekten würden auf Ökoflächen „gigantisch zunehmen“, sagte er.

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