Auf Umwegen ins Handwerk

Trier · Die Volksfreund-Serie Ausbildung im Fokus stellt Thomas Stoffel vor. Der Fachinformatikergeselle absolviert derzeit eine Zusatzlehre als Informationselektroniker für Geräte- und Systemtechnik im Mutterhaus in Trier.

 Fühlt sich wohl in der Medizintechnik: der AuszubildendeThomas Stoffel an seinem Arbeitsplatz im Mutterhaus in Trier. Foto: HWK/Karl-Heinz SChwall

Fühlt sich wohl in der Medizintechnik: der AuszubildendeThomas Stoffel an seinem Arbeitsplatz im Mutterhaus in Trier. Foto: HWK/Karl-Heinz SChwall

Trier. Thomas Stoffel ist ein "besonderer Lehrling", nicht zuletzt wegen seines beruflichen Werdegangs. Davon überzeugt ist zumindest sein Ausbilder Andreas Steinbach, Abteilungsleiter der Medizintechnik im Klinikum Mutterhaus. Denn vor dem Einstieg ins Handwerk hatte der junge Mann zunächst ein Studium der Informatik an den Trierer Hochschulen aufgenommen und anschließend eine Ausbildung zum Fachinformatiker abgeschlossen. Das Studium war für Stoffels Geschmack jedoch "zu theoretisch ausgerichtet. Was mir fehlte, war der Bezug zur Praxis und die Nähe zum Menschen", berichtet der 30-Jährige rückblickend. Also brach er das Studium ab und ging in die Lehre.
Während seiner Tätigkeit als Kundendiensttechniker im Klinikum Mutterhaus lernte er seine heutigen Vorgesetzten und Ausbilder kennen.

Mit der Einführung neuer Technologien im Neubau suchten die Haus- und Medizintechniker einen passenden Lehrling, der während seiner Ausbildungszeit in diese innovativen Bereiche hineinwachsen sollte. Der Kandidat sollte nach Abschluss der Lehre die verschiedensten Netzwerke der Gebäude- und Medizintechnik fachübergreifend verzahnen können. Eine gleichermaßen konkrete wie anspruchsvolle Aufgabe - für die Thomas Stoffel sowohl die geeigneten Vorkenntnisse als auch die erforderliche Reife zu haben schien. Das Anforderungsprofil reizte den Fachinformatikergesellen, so dass er sich zu einer weiteren Ausbildung entschloss. Aufgrund seiner Vorbildung konnte er direkt im zweiten Lehrjahr einsteigen. "Diese zweite Lehre betrachte ich als Sprungbrett, als Teil lebenslangen Lernens", erklärt der ehrgeizige Azubi aus Konz. "Ich würde mir wünschen, dass auch andere Ausbilder verstärkt meine Altersgruppe bei den Bewerbungen um eine Lehrstelle berücksichtigen."
Technik und Naturwissenschaften begeistern Stoffel seit jeher. Als Jugendlicher beherrschte er als Autodidakt nicht nur zahlreiche Anwendungen am Computer. "Vielmehr wollte ich auch unbedingt sehen, wie so ein Gerät von innen aussieht", berichtet er, "und nahm so manchen PC auseinander." Heute setzt er sich mit der Gebäudetechnik, den Telefonanlagen und OP-Technologien des Klinikums auseinander, repariert und wartet die Geräte. "Das ist keine 08/15-Arbeit, sondern ein äußerst interessanter und spannender Einsatzbereich", sagt der junge Mann.
"Jeder Tag bringt neue Aufgaben mit sich und erfordert fachgerechte Problemlösungen." Auch nach der Ausbildung will sich Stoffel weiterhin neuen Herausforderungen stellen und - wie sollte es anders sein - beruflich weiterbilden. Wie er sagt, könne er sich durchaus vorstellen, den Meisterbrief zu erwerben.
Der Ausbildungsbetrieb würdigt neben der selbstständigen Arbeitsweise seines Lehrlings vor allem dessen Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit. Dass der Azubi seinen Job als Berufung versteht, zeigt auch seine ehrenamtliche Tätigkeit beim Technischen Hilfswerk. Dort leistet er Dienst in der Funk- und Fernmeldetechnik.
Natürlich nimmt in seiner privaten Freizeit der Computer ebenfalls eine Spitzenposition ein. Jenseits von Bits und Bytes interessiert sich der Azubi aus dem Klinikum Mutterhaus für Politik, Fotografie und Lesen - insbesondere Sachbücher und Biografien. "Ich bevorzuge eben Handfestes", erklärt er.
"Gute Lehrlinge sind kein Zufall! Eine Ausbildung ist in der Regel dann besonders erfolgreich, wenn hoch motivierte Nachwuchskräfte und engagierte Ausbildungsbetriebe zusammenwirken. Das ist hier vorbildlich der Fall", würdigte Rudi Müller den Einsatz des Ausbildungsbetriebs und überreichte als Dank eine Urkunde der HWK Trier. Mit der Ehrung "Lehrling des Monats" wollen Kammer, Kreishandwerkerschaften und Innungen herausragende Ausbildungsleistungen ihres Nachwuchses auszeichnen und auf die qualitativ hochwertige Berufsausbildung im Handwerk aufmerksam machen.

Informationselektroniker planen informations- und kommunikationstechnische Systeme und installieren Geräte der Unterhaltungselektronik in Betrieben sowie bei Privatkunden. Sie reparieren und warten aber auch Fernsehgeräte, CD- oder DVD-Player, Digitalkameras, Computer, Monitore oder Telekommunikations- und Satellitenanlagen. Sie richten Programme, Zubehör und Netzwerke ein. Weiterhin stimmen sie Hardware und Software auf die Wünsche der Kunden ab. Sie beraten und informieren Kunden oder schulen Benutzer im Umgang mit neuen Systemen.
Ausbildungsvergütungen: Im ersten Lehrjahr verdienen sie 230,08 Euro, im zweiten 260,76 Euro, vom dritten Lehrjahr an gibt es 301,66 Euro und im vierten 337,45 Euro.
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
Ausbildungsbetriebe in der Region: 23
Voraussetzungen: Formal kein Schulabschluss erforderlich, ordentlicher Hauptschulabschluss, mittlere Reife oder Abitur.red

"ZeiLe" - das Azubi-Förderprojekt für Unternehmen: Investitionen in Auszubildende sind Investitionen in die Zukunft des Unternehmens: Mit "ZeiLe", dem Azubi-Projekt des Trierischen Volksfreunds können Firmen davon profitieren. Schon ab 26,80 Euro monatlich erhalten die Azubis den Trierischen Volksfreund druckfrisch an den Arbeitsplatz geliefert. Durch die regelmäßige Lektüre verbessert sich das Allgemeinwissen - dies wird durch projektbegleitende wissenschaftliche Tests der Uni-Koblenz-Landau fortlaufend gemessen (bisherige Steigerung um 33 Prozent). Außerdem kennen die Azubis die neuesten Nachrichten - wissen also, worüber die Region spricht. Davon profitiert nicht nur die tägliche Arbeit, sondern vor allem das Gespräch mit Kunden. Weitere Informationen und Ansprechpartner im Internet unter www.volksfreund.de/azubi-projekt. red

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