Spezialisten für gutes Hören

Hanau · Wer Hörakustiker werden will, muss Geduld und viel Einfühlungsvermögen für seine Kunden mitbringen.

 Im Beratungsgespräch erklärt Tina Janson (links) mit Hörakustik-Meisterin Antje Schleiff (Mitte) einer Kundin die Unterschiede der einzelnen Hörsysteme. Foto: dpa

Im Beratungsgespräch erklärt Tina Janson (links) mit Hörakustik-Meisterin Antje Schleiff (Mitte) einer Kundin die Unterschiede der einzelnen Hörsysteme. Foto: dpa

Foto: Frank Rumpenhorst (dpa-tmn)

Hanau (dpa) Neulich spürte Tina Janson mal wieder, wie stark ihren Kunden das Hören am Herzen liegt. Ein junger Flüchtling, der mit einem schweren Hörschaden nach Deutschland gekommen war, saß vor ihr. "Als er das Hörgerät einsetzte, fing er an zu weinen, weil er auf einmal wieder hören konnte", sagt die angehende Hörakustikerin. Auch die Lieder aus seiner Heimat, die er auf dem Handy abspielte, konnte er jetzt wieder hören.
Tina Janson absolviert die Ausbildung im zweiten Jahr. Sie arbeitet in einem Hörakustik-Geschäft in Hanau in Hessen. Dreimal im Jahr besucht die 20-Jährige, wie alle Azubis in Deutschland, für einen Monat die Seminare der Akademie für Hörakustik in Lübeck.
Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Eigentlich wollte die Abiturientin Psychologie studieren, scheiterte jedoch an der Zulassungsbeschränkung. Begegnungen wie die mit dem hörgeschädigten Flüchtling zeigen ihr, dass auch in ihrer jetzigen Tätigkeit viel Einfühlungsvermögen gefragt ist. "Als Hörakustiker ist man auch sehr nah am Menschen. Ich setze die Psychologie im Alltag ein", sagt Janson. In den Kundengesprächen fragt Janson gezielt nach Alltagsgewohnheiten und insbesondere bei Hörsturz-Patienten nach beruflichen Anforderungen.
Nicht selten hat sie mit Gleichaltrigen zu tun, deren Gehör unter zu lauter Musik gelitten hat. Die Kundengespräche verlangen Geduld und Sensibilität. "Man muss langsamer und deutlicher sprechen", sagt sie.
Der Beruf des Hörakustikers habe sich stark verändert, sagt Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker. "Heute sind die Menschen im fortgeschrittenen Alter wesentlich aktiver als noch vor 20 Jahren. Außerdem arbeiten sie länger und in sehr unterschiedlichen Berufen", sagt Marianne Frickel. Von sechs Millionen als schwerhörig eingestuften Menschen in Deutschland seien nur 3,5 Millionen mit einer Hörhilfe versorgt.
Janson führt bei ihren Kunden mehrere Tests durch. Sie prüft zum Beispiel, wie gut ein Kunde trotz Störgeräuschen die Sprache erkennen kann. Hat sie alle Infos gesammelt, sucht Janson das passende Hörsystem und programmiert es.
Der Anteil der Frauen in diesem Beruf beträgt fast zwei Drittel. Wer die Ausbildung beginnt, sollte Interesse an Naturwissenschaften, digitaler Technik, Medizin und Psychologie mitbringen, sagt Frickel. Fast die Hälfte aller Berufsanfänger hätte Abitur. "Uns sind ein offenes Wesen, die Fähigkeit zuzuhören und Einfühlungsvermögen wichtig", erklärt die Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker.
Nach drei Jahren dualer Ausbildung haben die Absolventen sehr gute Chancen auf einen festen Job. Das bestätigt auch Susanne Eikemeier von der Bundesagentur für Arbeit. "Seit Jahren werden Hörakustiker gesucht", erklärt die Pressesprecherin. Ende 2016 waren in Deutschland 109 Hörakustiker arbeitslos gemeldet, demgegenüber standen 405 offene Stellen, die bei der Bundesagentur gemeldet waren. "Da nicht immer alle Stellen bei uns gemeldet werden, ist sogar von einem noch höheren Bedarf an diesen Fachkräften auszugehen", sagt Susanne Eikemeier.AUSBILDUNGS-VERGüTUNG IST GERING


Extra

Hörakustiker machen Hörtests und beraten Kunden bei der Auswahl von Hörsystemen. Sie stellen Formpassstücke her, passen Hörsysteme an die Bedürfnisse ihrer Kunden an und halten sie instand. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 450 und 650 Euro brutto pro Monat, je nach Ausbildungsjahr. Das Bruttogehalt für Berufsanfänger liegt laut der Bundesinnung bei etwa 1750 Euro im Monat. Weitere Informationen im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.biha.de" text="www.biha.de" class="more"%> , <%LINK auto="true" href="http://www.fdh-ev.de" text="www.fdh-ev.de" class="more"%> und <%LINK auto="true" href="http://www.bvmed.de" text="www.bvmed.de" class="more"%>

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