Kaufe jetzt, zahle später

Trier · Kaufen auf Pump ist beliebt. Der Handel lockt zunehmend mit günstigen Finanzierungen. Doch Kunden sollten sich genau überlegen, ob sie sich die Kredite überhaupt leisten können. Auch lauern womöglich versteckte Kosten.

Trier. Es ist wie früher im Tante-Emma-Laden um die Ecke: Hat man gerade mal sein Portemonnaie vergessen, lässt man anschreiben. Nichts anderes ist der mittlerweile weitverbreitete Ratenkauf: Jetzt kaufen, später zahlen. Autohändler bieten den Kauf auf Pump schon länger an. Auch Möbelhäuser, vor allem aber große Elektromarktketten kurbeln ihren Absatz zunehmend durch günstige Finanzierungsangebote an. Und die Kunden können dann ohne lange zu überlegen den neuen großen Fernseher mit allem technischen Schnickschnack kaufen, auch wenn der Geldbeutel leer ist.
Ohne den Ratenkauf würde der Umsatz in vielen Geschäften deutlich einbrechen, heißt es beim Einzelhandelsverband. Laut einer Umfrage haben 22 Prozent der Befragten schon mal einen Kredit für die Wohnungseinrichtung aufgenommen, elf Prozent für Computer, Fernseher oder Handy.
Und die Händler gehen bei den Finanzierungsangeboten zumeist kein Risiko ein. Denn bei der Finanzierungsvereinbarung im Geschäft wird vor Ort per Computer bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa, die die Kreditdaten von über 66 Millionen Deutschen hat, eine Bonitätsabfrage des Kunden gemacht.
Fällt diese positiv aus, kann dieser die Ratenvereinbarung unterschreiben und verpflichtet sich damit für eine bestimmte Zeit jeden Monat die vereinbarten Raten zu zahlen. Oft sogar ohne Einkommensnachweis. Für die Kreditvergabe arbeiten die Einzelhändler mit speziellen Banken zusammen. Diese kommen so an neue Kunden und profitieren ebenfalls vom Ratenkauf.
Die Verbraucherberatung Rheinland-Pfalz warnt allerdings davor, dass mancher Ratenkauf teurer werden kann als geplant. Selbst bei sogenannten Null-Prozent-Finanzierungen könnten Bearbeitungs- oder Kontoführungsgebühren anfallen. Sie rät Verbrauchern, sich den Kauf auf Pump grundsätzlich gut zu überlegen: Denn selbst wenn man die Raten etwa wegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht mehr bezahlen kann, könne die jeweilige Bank den Kreditvertrag kündigen und die gesamte Summe auf einen Schlag einfordern.
Auch Schuldnerberatungen warnen: "Die Leute verlieren schnell den Überblick über die festen monatlichen Belastungen", sagt Alfons Klauck von der Beratung Die Tür in Trier. Das Eingehen längerfristiger Zahlungsverbindlichkeiten berge unvorhersehbare Risiken und Fehleinschätzungen der eigenen Kaufkraft, sagt Anne Bereths-Weber von der Schuldnerberatung der Caritas in Trier. Gerade in der heutigen Zeit sei dies wegen unsicherer Arbeitsplätze, niedriger Löhne, hohen Scheidungsraten, explodierenden Energiekosten oder zu hohen Mieten verstärkt der Fall.Extra

Beim Ratenkauf schließen die Kunden keinen Vertrag mit dem Händler, sondern mit einer Bank, mit der dieser zusammenarbeitet. Beim Abschluss eines solchen Vertrages sollte man unbedingt aufs Kleingedruckte achten, raten Verbraucherschützer. Etwa auf versteckte Gebühren. In einigen Verträgen wird auch eine Restschuldversicherung angeboten, die eintritt, wenn die monatlichen Raten nicht mehr bezahlt werden können. Dafür werden aber zusätzliche Gebühren fällig. Auch sollten Kunden zunächst bei ihrer Bank nachfragen, ob diese ihnen vielleicht ähnliche oder sogar günstigere Konditionen für einen Kredit einräumt. wie

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