Mediziner schlagen Alarm: Bis 2020 macht die Hälfte aller Arztpraxen in der Region dicht - Versorgungsengpässe bald auch in den Städten

Trier · Die Hälfte der derzeit noch praktizierenden Ärzten in der Region wird in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen. Finden sie keinen Nachfolger für ihre Praxis, dann droht ein enormer Ärztemangel – nicht nur auf dem Land.

894 niedergelassene Ärzte gibt es derzeit in der Region Trier. Noch. Denn nach Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz wird sich die Zahl bis 2020 fast halbieren, falls sich keine Nachfolger für in Ruhestand gehende Ärzte finden werden. 426 niedergelassene Mediziner werden demnach bis dahin ihre Praxis aufgeben. Da es bereits jetzt schon schwierig sei, Nachfolger zu finden, werde sich die Situation bald weiter verschärfen, sagt KV-Sprecher Rainer Sauerwein. Das Problem betreffe nicht nur Hausärzte, sondern auch Fachärzte, sagt KV-Vorstandsmitglied Klaus Sackenheim.

Derzeit sind in der Region 25 sogenannte Arztsitze nicht besetzt. 13 Hausärzte fehlen derzeit, etwa in Daun (zwei) oder in Prüm (vier), acht Fachärzte (in Bitburg-Prüm fehlen zum Beispiel ein Augen- und ein Hautarzt, in Trier-Saarburg ist eine Nervenarztpraxis unbesetzt), in der gesamten Region fehlen vier Kinder- und Jugendpsychiater. Insgesamt seien derzeit in Rheinland-Pfalz 74 Hausarztsitze und 54,5 Facharztsitze nicht besetzt, sagt KV-Sprecher Sauerwein. Das führe bereits jetzt zu längeren Wartezeiten und Problemen bei der Terminvergabe. Davon betroffen seien längst nicht mehr nur ländliche Regionen, sondern auch Städte wie Trier.

Doch laut den Zahlen der KV verschärft sich das Problem in den kommenden Jahren drastisch. Bis 2020 gingen von den derzeit 2715 Hausärzten im Land voraussichtlich 54 Prozent in Ruhestand, von den zur Zeit noch 3362 praktizierenden Fachärzten würden 47 Prozent ihre Praxis aufgeben. in den Ruhestand. Ähnlich sieht die Situation nach Berechnungen der KV in der Region aus. In Trier könnten dann 52 Prozent der derzeit 328 Arztpraxen leerstehen, in Trier-Saarburg würde es dann statt derzeit 174 nur noch 89 niedergelassene Mediziner geben, in Bernkastel-Wittlich 98 statt derzeit 174, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 55 (derzeit 124) und im Vulkaneifelkreis 54 (derzeit 94).

Die Krankenkassen sehen den Arztmangel relativ gelassen. Die Versorgung sei derzeit nicht in Gefahr, sagt Dunja Kleis, Landeschefin der Barmer GEK. Das Problem sei, dass Jüngere, vor allem Frauen, heute wenig Interesse hätten, eine Landarztpraxis zu übernehmen, bei der sie quasi rund um die Uhr erreichbar sein und auch oft am Wochenende arbeiten müssten. Kleis sieht daher die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land - aber auch in den Städten - in ärztlichen Versorgungszentren, größere Praxen, in denen sich mehrere Ärzte zusammentun.

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