Attacken auf die Fifa

Berlin · Am Mittwoch, als der Fifa-Skandal ins Rollen kam, hielt sich das politische Berlin noch weitgehend zurück. Doch die Ereignisse haben sich inzwischen überschlagen, jetzt wird im Land des Fußball-Weltmeisters kein Blatt mehr vor den Mund genommen.

Berlin. Minister und Abgeordnete aller Parteien gingen gestern hart mit der Fifa ins Gericht. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) preschte voran. Er warf dem Fußball-Weltverband schwere Versäumnisse vor: "Die Fifa muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie Korruption in den eigenen Reihen seit Jahren nicht wirklich untersucht hat", so Maas zu unserer Zeitung.
Es liege auch im eigenen Interesse des Verbandes, "dass die Vorwürfe nun endlich aufgeklärt werden. Dafür wird weit mehr Transparenz erforderlich sein als bisher." Mit Blick auf die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Russland und Katar forderte Maas Aufklärung von der Fifa: "Alle Fußballfans haben ein Recht darauf zu erfahren, was besonders im Vorfeld der WM-Vergaben wirklich passiert ist."
Doch was dann? Für eine Neuausschreibung der WM 2018 und 2022 gibt es noch keine konkreten Anzeichen - Russlands Präsident Wladimir Putin schickte gestern bereits eine Warnung aus Moskau. Auch in Berlin hieß es, erst wenn die Schweizer Ermittler tatsächlich belastbare Beweise für Korruption finden würden, könnte diese Diskussion ernsthaft geführt werden.
Wenn sich dann herausstelle, "dass die nächsten Weltmeisterschaften nur aufgrund von Korruptionsgeldern vergeben worden sind, sollte die Fifa neu entscheiden", so der stellvertretende Unions-Fraktionschef Thomas Strobl zu unserer Zeitung. Der grüne Abgeordnete Özcan Mutlu forderte bis dahin die Sponsoren auf, die Verträge mit der Fifa zu kündigen. Außerdem müsse die Schweiz der Fifa "den Vereinsstatus entziehen", um Steuerschlupflöcher zu stopfen.
Auch aus der SPD gab es scharfe Töne: "Wer geglaubt hat, dass die Fifa und das IOC nicht von Korruption durchsetzt ist - glaubt auch, dass im Sport nicht gedopt wird", twitterte der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow. Harte Worte fand auch die Linke: "Der Saustall gehört ausgemistet", so der stellvertretende Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch. In der Politik hätte Fifa-Boss Sepp Blatter längst seinen Hut nehmen müssen.

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