Zum Tod von Udo Jürgens: Merci für all die schönen Lieder!

Zürich · Er war ein großer Künstler: Mehr als 1000 Lieder, mehr als 100 Millionen verkaufte Platten – das ist das Lebenswerk von Udo Jürgens. Im Alter von 80 Jahren ist der Sänger und Unterhaltungskünstler, der erst im November in Trier aufgetreten war, gestorben.

Er hat Klatschtanten in den Sahnetod geschickt und griechischen Wein zum Ohrwurm gemacht Er hat Spießigkeit in ehrenwerten Häusern entlarvt. Und immer wieder hat Udo Jürgens die Hoffnung und die Liebe hochleben lassen - wie im November in Trier in der ausverkauften Arena vor 4500 Zuschauern.

Jetzt ist der große Entertainer tot, im Alter von 80 Jahren. Seine Hits mit klugen Texten zu wunderbaren Melodien sind sein Vermächtnis. Jürgens komponierte in einer mehr als ein halbes Jahrhundert umspannenden Erfolgskarriere über 1000 Stücke, von denen etliche Hits wurden.

Er spielte mehr als 50 Alben ein und verkaufte mehr als 100 Millionen Tonträger. Seine Live-Auftritte mit Hits wie "Es wird Nacht, Señorita", "Aber bitte mit Sahne", "Griechischer Wein" oder "Immer wieder geht die Sonne auf" waren Kult. Bei Tourneen durch fast ganz Europa erlebten Millionen Udo Jürgens auf der Bühne - samt seiner legendären Zugaben im weißen Bademantel. Schon als Junge spielte der 1934 in Klagenfurt geborene Sohn der großbürgerlichen deutsch-österreichischen Familie Bockelmann Mundharmonika und Akkordeon, bald auch Klavier.
Doch beinahe wäre in der ungeliebten Hitlerjugend die Musikerkarriere des Udo Jürgen Bockelmann verhindert worden: Damals bekam das junge Talent eine so brutale Ohrfeige, dass dadurch seine Hörfähigkeit auf einer Seite vermindert wurde. Krieg und Nachkriegszeit seien auch für ihn bedrückende Jahre gewesen, berichtete Jürgens 2004 in seinem Bestseller "Der Mann mit dem Fagott". Damals entstand wohl schon jenes "unstillbare Harmoniebedürfnis", zu dem Jürgens sich stets bekannte. Manch anderen in der Unterhaltungsbranche hätte so ein Grundgefühl zu watteweichem Schmusekitsch verleiten können. Jürgens hingegen bewies als "Chansonnier deutscher Sprache", dass Popmusik und geistiger Anspruch keineswegs Gegensätze sein müssen. Dafür verlieh ihm die Republik Österreich 1985 den Berufstitel "Professor" - und das, obwohl Jürgens längst in die steuerfreundliche Schweiz umgezogen war, wo der Millionär zuletzt in einer Villa am Zürichsee wohnte.

Den internationalen Durchbruch hatte sich Jürgens 1966 bei seiner dritten Teilnahme am Eurovision Song Contest (damals Grand Prix Eurovision) mit einem Lied ersungen, das auf der langen Hitliste weit oben steht: "Merci Chérie". Es folgten viele andere (siehe Extra), und Udo Jürgens lebte bis in die 1970er Jahre ein wildes Leben - auch mit vielen Frauengeschichten. Das war zuletzt anders.

Doch auch mit fast 80 dachte er nicht an den Ruhestand. Ein neues Album mit dem koketten Titel "Mitten im Leben", eine anstrengende Tournee. Er sagte dazu: "Die Menschen sollen den Konzertsaal glücklich verlassen." In Trier und anderswo hat er dieses Ziel erreicht. Am Sonntagnachmittag ist Udo Jürgens bei einem Spaziergang in der Schweiz zusammengebrochen und später in einem Krankenhaus in Münsterlingen an Herzversagen gestorben.Extra


Udo Jürgens hat rund 1000 Lieder komponiert und mehr als 50 Alben veröffentlicht. Einige Hits wurden zu Volksliedern...
"Je t'aime" (1950): Mit dem Lied gewinnt der 16-jährige Udo Jürgen Bockelmann den Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks.
"Siebzehn Jahr, blondes Haar" (1965)
"Merci, Chérie" (1966): Der Grand-Prix-Siegertitel wird ein Welthit.
"Lieb Vaterland" (1971)
"Helden, Helden" (1972), Musical nach einem Stück von George Bernard Shaw.
"Ein ehrenwertes Haus" (1975)
"Griechischer Wein" (1975)
"Aber bitte mit Sahne" (1976)
"Buenos dias, Argentina" (1978): mit der deutschen Nationalelf zur Fußball-WM aufgenommenes Lied.
"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an" (1978)
Musical "Ich war noch niemals in New York" (2007, der Song ist von von 1982).

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