Weinwirtschaft Deutsche Weinwirtschaft vor einer Zeitenwende?

Trier · „Branchentreff der Weinwirtschaft“: Bundesverband  der Deutschen Weinkellereien und des Weinfachhandels sowie die IHK Trier laden ein. 

 Zum Branchentreff der Weinwirtschaft diskutierten von links: Johannes Hübinger (Zell), David Spies (Dittelsheim), Steffen Christmann (Neustadt-Gimmeldingen), Brigitta Hüttche (Stuttgart), Henning Seibert (Bernkastel-Kues), Peter Rotthaus, Geschäftsführer vom Bundesverband, und Albrecht Ehses, IHK Trier.

Zum Branchentreff der Weinwirtschaft diskutierten von links: Johannes Hübinger (Zell), David Spies (Dittelsheim), Steffen Christmann (Neustadt-Gimmeldingen), Brigitta Hüttche (Stuttgart), Henning Seibert (Bernkastel-Kues), Peter Rotthaus, Geschäftsführer vom Bundesverband, und Albrecht Ehses, IHK Trier.

Foto: Friedhelm Knopp

Das geltende Weinrecht mit den gewohnten Herkunfts- und Qualitätsangaben steht vor einem Wandel, und die Weinwirtschaft damit auch.  Das Bundesministerium für  Ernährung und Landwirtschaft plant  die  Überarbeitung des Gesetzes – die inhaltliche Diskussion darüber in  Politik, Weinwirtschaft und Weinbau ist voll im Gange.

Im Mittelpunkt stehen dabei Ideen für ein neues Herkunftssystem. Und es ergeben sich Fragen — auch für die Branche an Mosel, Saar und Ruwer:  Was wollen die Regionen, Weingüter, Genossenschaften und Kellereien? Wie wollen die Anbaugebiete künftig sich und ihre Erzeugnisse darstellen? Wird es dabei Gestaltungsspielräume geben und wie soll man die nutzen?

In seinem Eröffnungsgrußwort appellierte Dirk Richter, Vorsitzender des Weinausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier, diese Chance zu nutzen. Richter: „So können wir schon im Vorfeld der Gesetzesberatungen mitgestalten und  aus den Regionen heraus Einfluss auf den Bundesgesetzgeber nehmen.“ Eine so tiefgreifende Weingesetzreform, die über redaktionelle Anpassungen hinausgehe, komme so bald nicht wieder.

Unter dem Titel „Welchen Rahmen gibt die Politik“ erläuterte im Anschluss Michael Köhler, Leiter des Weinreferats im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, den Stand der Überarbeitung des Weingesetzes. Zunächst definierte Köhler den heutigen Ist-Zustand: Eine unüberschaubare Vielfalt, keine erkennbare Profilierung der Gebiete, keine klare Orientierung für den Verbraucher. Koehler: „Es ist zweifelhaft, ob dieses System auf dem Markt funktioniert.“ Für den Export sei es katastrophal.

Im Anschluss zeigte der Referent die Möglichkeiten einer neuen Qualitätseinstufung auf, die sich an der Herkunft der Weine orientiert. An der Spitze der Pyramide steht die Lagenklassifizierung: Weine mit geschützten Ursprungsbezeichnungen (g.U.)  gefolgt von Weinen mit geschützten geografischen Angaben (g.g.A.). In beiden Kategorien ist noch nach Rebsorten oder Jahrgang zu unterscheiden. In der Basisstufe folgt der „Deutsche Wein“, mit weinhaltigen Getränken, Rebsortenwein, Sekt, Experimentalweinen, alkoholreduzierten Weinen, einfachen Markenweinen.

Wie treten die deutschen Weinregionen mit diese Weinprofilen in den Wettstreit?  Wie könnte die Weinwirtschaft der Zukunft aussehen? Darüber diskutierten im Anschluss fünf Weinexperten aus verschiedenen Regionen. Die Moderation hatten IHK-Geschäftsführer Albrecht Ehses und Peter Rotthaus, Geschäftsführer vom Bundesverband. Im Grundsatz begrüßten alle Teilnehmer die angestrebte Reform, sahen aber noch zahlreiche „Stellschrauben“, an die man Hand anlegen müsse.

Gewarnt wurde vor zu starker Einengung. Johannes Hübinger (Zell): „Der Wein ist Natur – ein Jahr vielleicht Frostschaden, im nächsten Jahr Übermenge. Das erfordert eine Flexibilität, die nicht alles zentral regeln will. „Wer kontrolliert das alles? Und wird der Verbraucher das verstehen? Wir müssen das erklären“, sagte Henning Seibert, Moselland eG Bernkastel-Kues.

Auf die Frage, welche Zukunftschance man dem deutschen Wein gebe, plädierte Johannes Hübinger für einen Rebsortenwein mit höherem Alkoholgehalt. Henning Seibert warnte abschließend vor Änderungen nur um des Änderns willen. Seine Sorge galt besonders dem Bestand der erfolgreichen Großlagen an der Mosel  – „wir sollten nichts kaputtmachen, was funktioniert“.

Dazu eine Anmerkung aus dem Publikum: „Lasst doch die Sachen, die wirklich gut laufen, noch zehn Jahre weiterlaufen und in der Zukunft darüber diskutieren.“

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